Internet in Deutschland

Das etwas andere Glasfaser-ABC

9. Dezember 2022, 11:30 Uhr | Autor: Thomas Stoltz / Redaktion: Diana Künstler
Das Fraunhofer IPT will eine günstigere Herstellungmethode für Faserkopplungen entwickeln.
© asharkyu | shutterstock.com

Von A wie Ausbau bis Z wie Zukunft: Dieses etwas andere Glasfaser-ABC liefert alles, was man zum Thema Glasfaser und schnellem Internet in Deutschland wissen sollte. UGG-Manager Thomas Stoltz gewährt kurz und prägnant informative Einblicke – manchmal auch mit einem kleinen Augenzwinkern.

Ausbau
Der schnelle Ausbau hochleistungsfähiger Glasfasernetze in Deutschland hat für die Bundesregierung höchste Priorität. Es gibt einen großen Aufholbedarf insbesondere in ländlichen Regionen, um das Potenzial der Digitalisierung besser nutzen zu können. Die Glasfaserabdeckung in Deutschland liegt aktuell zwischen 7,1 Prozent (OECD) und 26 Prozent (BREKO).

Breakout-Kabel
Breakout-Kabel sind das, was in immer mehr ländlichen Regionen in Deutschland unter der Erde liegt. Der Begriff bezeichnet anschlussfertige Glasfaserkabel, die aus einem oder gleich mehreren Glasfasern, einem Kabelmantel und einem Stecker bestehen. Sie sind einzeln entnehmbar und können separat weiterverarbeitet werden zum Beispiel als Abzweiger.

Check
Haben Sie schon mal einen Glasfaser-Speed-Test gemacht? Ob Glasfaser in Ihrem Ort oder Ihrer Straße verfügbar ist, können Sie über Check-Seiten von verschiedenen Internetanbietern ganz einfach selbst durch Eingabe der eigenen Adresse überprüfen. Was würden Sie mit blitzschnellem Glasfaser-Internet mit bis zu 1 GBit/s machen?

Digitalstrategie
Die Digitalstrategie der Bundesregierung (manchmal auch als Gigabitstrategie bezeichnet) ist der Fahrplan für die digitale Zukunft Deutschlands. Ein wichtiger Meilenstein: Die Genehmigung für neue Glasfasernetze soll schneller und digital ablaufen – und mindestens die Hälfte der stationären Anschlüsse mit Glasfaser bis möglichst 2026 versorgt werden.

Eigenwirtschaftlicher Ausbau
Eine besondere Form im Glasfaserausbau und die Lösung für einen schnelleren und unkomplizierten Ausbau auf kommunaler Ebene. Einige Anbieter bauen Glasfasernetze eigenwirtschaftlich aus – also ohne staatliche Fördergelder oder öffentliche Zuschüsse. So schaffen sie die Basis für schnelles, zeitgemäßes Internet in ganz Deutschland, insbesondere in ländlichen Regionen. Weil Förderantragsverfahren entfallen, kann der Ausbau besonders zügig vorangehen.

Fiber-to-the-Home
Glasfaser bis nach Hause (englisch Fiber-to-the-Home) verbindet das eigene Zuhause direkt mit dem schnellen Glasfaserinternet. Bei Fiber-to-the-Home (kurz FTTH) wird das Glasfaserkabel direkt bis in jede einzelne Wohnung beziehungsweise Haus gelegt und endet in einer Anschlussdose innerhalb der eigenen vier Wände. So kann der Datenstrom ohne Verzögerung mit voller Kapazität fließen, unabhängig davon, wie viele Nachbarn gerade gleichzeitig im Internet surfen oder wie weit weg der nächste Verteilerkasten ist.

Glasfaser
Glasfaser ist die Technologie für das Highspeed-Internet der Zukunft! Glasfasern sind lange, dünne Fasern aus geschmolzenem, hoch reinem Quarzglas über die Lichtsignale geleitet werden. Informationen oder Daten werden codiert über diese Fasern geleitet und ultraschnell weitergegeben. Wo sie genutzt werden, sorgen sie wortwörtlich für digitale Teilhabe in Lichtgeschwindigkeit. Kein anderes Übertragungsmedium als Glasfaser hält höhere Bandbreitenreserven bereit und ist deutlich störungsfreier als andere Übertragungstechnologien.

Homeoffice
Endlich stiehlt niemand mehr den Joghurt aus dem Bürokühlschrank. Aber Spaß macht die Arbeit von zuhause eigentlich nur, wenn Telefon- und Videokonferenzen ohne Qualitätsverlust stabil und zuverlässig funktionieren. Immer mehr Programme und Cloud-Anwendungen verlangen nach immer größeren Datenmengen, da muss die Internetleitung natürlich Stand halten. Mit Glasfaser ist all das und noch viel mehr ein Kinderspiel. Eine ifaa-Studie hat ermittelt, dass Homeoffice rund 4,5 Milliarden Kilometer Pendlerstrecke und etwa 850.000 Tonnen CO2 einspart.

ISDN
ISDN (englisch Integrated Services Digital Network) ist ein um 1980 entwickelter internationaler Standard für ein digitales Telekommunikationsnetz. Hierüber werden verschiedene Dienste wie Fernschreiben (Telex) oder Telefonie übertragen. Die Datenübertragungsrate beträgt nur 64 kBit/s. Der Download einer DVD mit 4,5 GB würde über ISDN fast eine ganze Woche dauern – mit Glasfaser weniger als eine Minute.

Japan
Nach Spitzenreiter Südkorea hat Japan mit über 83 Prozent den weltweit zweithöchsten Anteil von Glasfaseranschlüssen unter den OECD-Ländern. Deutschland liegt aktuell noch etwas unter dem OECD-Durchschnitt von 34 Prozent. Die Digitalstrategie der Bundesregierung soll jetzt dazu beitragen, den flächendeckenden Glasfaserausbau schnell voranzutreiben.

Kupferleitung
Kupfer ist zwar hervorragend für die Übertragung von Sprachsignalen geeignet, hat aber eine sehr begrenzte Bandbreite. Glasfaser hingegen ist in der Lage, eine Datenübertragungsrate von mehr als 10 GBit/s zu liefern. Das bedeutet, dass Glasfaserverbindungen die 1.000-fache Bandbreite von Kupfer über 100-mal längere Entfernungen bieten.

Lichtwellenleiter (LWL)
So bezeichnet man Bauteile wie zum Beispiel Fasern, die Lichtwellen über unterschiedlich lange Strecken transportieren. Sie bestehen aus Quarzglas oder Kunststoff und leiten Licht ultraschnell von A nach B. Umgangssprachlich werden sie oft als „Glasfaser“ bezeichnet, so ganz stimmt das aber nicht. In Glasfasern werden typischerweise mehrere Lichtwellenleiter gebündelt und zum Schutz und zur Stabilisierung der einzelnen Fasern noch mechanisch verstärkt.

MBit/s
Megabit pro Sekunde (MBit/s) ist eine Maßeinheit für die Netzwerkbandbreite. Die Leistung eines DSL-Anschlusses wird häufig in Mbit/s angegeben (zum Beispiel 50 MBit/s). Für noch höhere Geschwindigkeiten, etwa bei Glasfaser gibt es zudem Gigabit pro Sekunde (GBit/s). Für das optimale Surfvergnügen mehrerer Personen wird eine Leitung von mindestens 50 MBit/s, besser 200 MBit/s. Der Bedarf kann im Homeoffice noch weiter steigen.

Nachhaltigkeit
Auch die Wahl, welche Technologie für den Ausbau von digitaler Infrastruktur eingesetzt wird, kann zum Schutz der Umwelt beitragen. Glasfasertechnologie verbraucht beispielsweise 60 Prozent weniger Energie als Kupferleitung und ist deshalb nicht nur Technologie der Wahl in Bezug auf Leistungsfähigkeit, sondern auch auf nachhaltigen Umgang mit Ressourcen.

Open Access
Open Access (englisch offener Zugang) ist eine Möglichkeit, den flächendeckenden Breitbandausbau in Deutschland voranzutreiben. Bei diesem Prinzip wird ein offenes Glasfasernetz gebaut, das auch von anderen Internetanbietern genutzt werden kann. Dadurch kann auch der unwirtschaftliche Überbau vermieden werden.

Preise
„Glasfaser ist teuer!“ Dieses Vorurteil hat sich lange gehalten. Glasfaser für das eigene Zuhause mit bis zu 1.000 MBit/s gibt es heutzutage schon ab rund 30 Euro im Monat. Der Anschluss der Glasfaserkabel ist mit wenigen hundert Euro bezahlbar und zudem eine langfristige wie lohnende Investition in die eigenen vier Wände, da ein Glasfaseranschluss eine Wertsteigerung fürs Eigenheim bedeutet.

Qualität
Der Deutsche Städte- und Gemeindebund fordert, dass schnelles Internet zum Standard in ganz Deutschland werden muss. Dies ist Grundvoraussetzung für eine moderne Gigabit-Gesellschaft und einen konkurrenzfähigen Wirtschaftsstandort Deutschland. Dafür ist ein beschleunigter Breitbandausbau nötig, der auf Grundlage hoher Qualitätsstandards schonende Eingriffe in das Gemeingut Straße sicherstellt.

Router-Freiheit
2016 ist das Gesetzt zur Router-Freiheit in Kraft getreten. Aber was heißt das eigentlich? Einfach gesagt, dass Privatpersonen selbst entscheiden können, welcher Router im Heimnetzwerk eingesetzt wird. Der Internetanbieter der Wahl stellt grundsätzlich einen Router bereit, dieser muss aber nicht verwendet werden.

Recht auf schnelles Internet
Seit 2021 haben alle Haushalte ein Recht auf einen schnellen Internet- und Telefonanschluss. Anbieter solcher Dienste können seitdem dazu verpflichtet werden, Versorgungslücken etwa in entlegenen Gebieten zu schließen. Zudem muss der Anschluss für Kund:innen laut Gesetz auch erschwinglich sein.

Speed-Test
Internetzugänge per Glasfaser zeichnen sich durch besonders hohe Datenraten aus. Im Gegensatz zu DSL, VDSL oder Kupferkabel sind praktisch keine Abweichungen zwischen tatsächlicher und gebuchter Geschwindigkeit zu erwarten. Mit einem Speed-Test wie zum Beispiel breitbandmessung.de kann man prüfen, wie schnell der eigene Internetanschluss wirklich ist.

Telekommunikationsgesetz
Bessere Qualität, günstigere Preise oder einfach ein neuer Wohnort – es gibt verschiedene Gründe für einen Wechsel des Telefon- oder Internetanbieters. Das Telekommunikationsgesetz (TKG) stärkt die Rechte von Verbraucher:innen. So dürfen seit Ende 2021 etwa keine Entgelte für eine Rufnummernmitnahme berechnet werden.

Ultra-HD
Ultra HD ermöglicht Filme und Spiele in „extrem hoher Auflösung“. in vierfacher HDTV-Auflösung.  Immer mehr Streaming-Anbieter und zunehmend mehr TV-Sender strahlen ihr Programm in Ultra-HD aus. Mit Glasfaser stehen UHD-Inhalte in Sekundenschnelle zur Verfügung.

Vorvermarktungsquote
Bei vielen Anbietern ist die Umsetzung von Glasfaserprojekten an eine sogenannte Vorvermarktungsquote gebunden. Das bedeutet, dass eine bestimmte Mindestanzahl von Haushalten einen Vertrag abschließen muss, bevor die Bauarbeiten überhaupt beginnen. Bei anderen Anbietern, die auf eigenwirtschaftlichen Ausbau setzen, gibt es dagegen keine Vorvermarktungsquote. Das hat Vorteile für Eigenheimbesitzer:innen, insbesondere im ländlichen Gebieten.  

Weltrekord
Japanische Wissenschaftler haben 2021 den Weltrekord für die schnellste Internetgeschwindigkeit aufgestellt und eine maximale Datenübertragungsrate von 319 Terabit pro Sekunde erreicht. Die neue Höchstleistung wurde auf einer Glasfaserstrecke von über 3.000 Kilometern Länge in Echtzeit aufgestellt. Das Transferverfahren soll sogar kompatibel mit der gängigen Glasfaserinfrastruktur sein.

X
Das Grundprinzip der Glasfaseranschluss-Netzarchitektur auf der letzten Meile heißt Fiber-to-the-X. Das X steht dabei für den jeweiligen Endpunkt des Glasfaserkabels. Umgangssprachlich bezeichnet die letzte Meile den Weg von der Vermittlungsstelle bis zum Teilnehmeranschluss. Die Gestaltung dieser letzten Meile in einem Breitband-Netz fällt dabei unterschiedlich aus. Das FTTX-Prinzip beschreibt dabei folgende Endpunkte: FTTC (Fiber-to-the-Curb) geht bis zum Bordstein, FTTB (Fiber-to-the-Building) bis zum Gebäude und FTTH (Fiber-to-the-Home) bis in Wohn- und Geschäftsräume.

YouTube
Wie viel Internetgeschwindigkeit braucht man wirklich für unterbrechungsfreies YouTube-Video? Oder das streamen von Netflix, Disney+, Sky & Co.?  Auf der sicheren (Streaming-)Seite sind Nutzer:innen mit einem Glasfaseranschluss. Dieser erlaubt sehr hohe Internetgeschwindigkeiten im Gigabit-Bereich.

Zukunft
Glasfaser bis ins eigene Zuhause (Fiber-to-the-Home) ist längst keine Zukunftsmusik mehr. Immer mehr Wohnungseigentümer entscheiden sich für einen eigenen Glasfaseranschluss. Der eigenwirtschaftliche Ausbau ist insbesondere für kleinere Städte und Gemeinden im ländlichen Raum die Gelegenheit, den Digitalisierungsturbo einzuschalten und ihren Einwohner:innen Highspeed im eigenen Heim zu ermöglichen.

Thomas Stoltz, Senior Operations Center Manager / Network Operations, Unsere Grüne Glasfaser (UGG)

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