Der Handlungsdruck auf Seiten der Netzbetreiber, Energiekosten zu senken und Maßnahmen zum Klimaschutz einzuleiten, wächst. Und das zu einer Zeit, in der bereits in den Ausbau der 5G-Netze investiert wird. Doch es gibt Wege, die Kohlendioxidbilanz zu verbessern und gleichzeitg Kosten zu sparen.
Gemeinsam müssen wir das Klima retten und jetzt handeln – so der Tenor des jüngsten Berichts des Weltklimarats. Die zunehmende Anzahl von Extremwetterereignissen wie Hochwasser und Waldbrände haben den Eindruck verstärkt, dass sich die Situation weiter zuspitzt. Alle müssen daher wirksame Maßnahmen ergreifen, um das Klima zu schützen. Und viele Kommunikationsanbieter und Netzbetreiber haben sich bereits zu ehrgeizigen Zielen für die Reduktion von Treib-hausgasen verpflichtet, einschließlich der CO2-Neutralität bis spätestens 2050. Aber um diese Ziele zu erreichen, gilt es, geeignete Strategien zu entwickeln, die es ermöglichen, Netze CO2-neutral zu betreiben und Verpflichtungen aus dem Pariser Klimaabkommen zu erfüllen.
Die gute Nachricht: 30 Prozent Energieeinsparung sind realistisch schon jetzt erreichbar. Zumal der Handlungsdruck nicht nur durch das Pariser Klimaabkommen entsteht, sondern auch auf der Kostenseite. Der Energieverbrauch macht bereits etwa die Hälfte aller Netzbetriebskosten aus und ist damit ein sehr großer Kostenfaktor. Die meisten Netzbetreiber haben jedoch oft nur ein unvollständiges Bild davon, wo und wofür Energie im Netzbetrieb verbraucht wird. Und das Problem wird größer, getrieben durch das exponentielle Wachstum des Datenverkehrs und die wachsende Anzahl von Standorten. Die zusätzliche Rechenkapazität am Rande des Netzes (Edge Computing) führt zu einer steigenden Anzahl von energiehungrigen Rechenzentren. Dazu treiben Regularien, eine zunehmende Zahl von Elektrofahrzeugen und die Umstellung auf erneuerbare Energien die Energiepreise weiter in die Höhe. Die steigenden Energiekosten werden die Gewinnmargen von Netzbetreibern noch mehr unter Druck setzen, und das zu einer Zeit, in der sie in den Ausbau der 5G-Netze investieren und weitere finanzielle Belastungen unerwünscht sind. Der Handlungsdruck ist also groß, die Energiekosten zu senken und die CO2-Bilanz zu verbessern.
Netzbetreiber haben einen großen Handlungsspielraum, wenn es darum geht, den Energieverbrauch zu senken. Die Datenübertragung selbst macht nur etwa 15 Prozent des Energieverbrauchs eines Mobilfunknetzes aus. Der Rest, also über vier Fünftel der Energie, wird einfach verschwendet, weil Netzelemente oder gar ganze Standorte in Zeiten mit wenig Datenverkehr nahezu stillstehen und Hilfssysteme wie die Kühlung oft nicht richtig konfiguriert sind. Diese Verschwendung lässt sich verringern und die Energieeffizienz des Netzes verbessern. Neben der Nutzung erneuerbarer Energien gibt es aktuell fünf wesentliche Optionen, um die CO2-Bilanz eines Mobilfunknetzes zu verbessern:
Beispiel HD-VideoStreaming: Mobilfunk ist Klimasünder – bis auf 5G |
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Für Videostreaming in HD-Qualität entstehen je nach Übertragungstechnik unterschiedlich viel Treibhausgasemissionen. Der Anteil an den CO2-Emissionen durch die Datenverarbeitung im Rechenzentrum ist dabei mit jeweils 1,5 Gramm CO2 pro Stunde relativ gering. Entscheidend für die Klimaverträglichkeit von Cloud-Diensten wie Videostreaming ist hingegen, mit welcher Technik die Daten von dort zu den NutzerInnen übertragen werden. Dabei können je nach Art der Datenübertragung Treibhausgasemissionen in erheblichem Umfang eingespart werden. Dies zeigen erste Forschungsergebnisse aus dem Jahr 2020 im Auftrag des Umweltbundesamtes. Die geringste CO2-Belastung entsteht, wenn das HD-Video bis nach Hause über einen Glasfaser-Anschluss gestreamt wird, mit lediglich zwei Gramm CO2 je Stunde Videostreaming für Rechenzentrum und Datenübertragung. Bei einer Datenübertagung mit UMTS (3G) sind es hingegen 90 Gramm CO2 pro Stunde. Erfolgt die Datenübertragung stattdessen mit 5G Übertragungstechnik werden nur etwa fünf Gramm CO2 je Stunde emittiert. Nicht berücksichtigt wird bei dieser Berechnung der Stromverbrauch des Endgeräts. (DK) |