War das Smartphone-Geschäft bis vor Kurzem noch einer der größten Umsatzträger von Huawei, ist dieser unter dem Einfluss des US-Handelsverbots im Grunde weggebrochen. Welche Überlebensstrategie der chinesische Konzern hat, erklärt Dr. Yu-Han Chang, Technologieanalystin bei IDTechEx.
Angesichts der US-Sanktionen belief sich der Umsatz von Huawei in der ersten Jahreshälfte 2021 auf umgerechnet 43,1 Milliarden Euro (320,4 Milliarden RMB), was trotz Covid-19 gegenüber umgerechnet 61,0 Milliarden Euro (454 Milliarden RMB) im Vorjahreszeitraum ein Rückgang um 38 Prozent ist. Daher sieht sich Huawei gezwungen, seinen strategischen Schwerpunkt von seinem einstmals profitabelsten Geschäftsfeld weg zu verlagern. Trotzdem betonte der Vorstandsvorsitzende Xu Zhijun, dass es das Ziel sei, zu überleben.
Um die Auswirkungen der US-Sanktionen auf seine 5G-Lieferkette abzufedern, deckte sich Huawei zunächst mit Chipsätzen und elektronischen Komponenten für fast ein Jahr ein, was die weltweite Halbleiterknappheit auslöste. Anschließend verkaufte Huawei im Jahr 2020 seine Smartphone-Tochter Honor an die Shenzhen Zhixin New Information Technology Company, damit Honor Chipsätze von US-Anbietern wie Qualcomm beziehen könnte, um zu überleben. Bisher waren die in diesem Jahr von Huawei vorgestellten Smartphones alle nur 4G-fähig. Dies legt nahe, dass dem Unternehmen offensichtlich die zuvor eingelagerten 5G-Chipsätze ausgegangen sind und es nun Schwierigkeiten hat, neue zu beschaffen. Gerüchten zufolge könnte der Konzern den Rest seines Smartphone-Geschäfts noch in diesem Jahr verkaufen, was das Unternehmen jedoch dementiert hat. Nichtsdestotrotz besteht kein Zweifel daran, dass das Smartphone-Geschäft von Huawei in absehbarer Zeit nicht zu altem Glanz zurückkehren wird.
Im Hinblick auf den gewaltigen Ausbau von 5G auf dem chinesischen Markt scheint der Infrastruktursektor von Huawei stabiler zu laufen. Laut dem kürzlich veröffentlichten Marktforschungsbericht 5G Technology, Market and Forecasts 2022-2032 von IDTechEx entfallen auf China über 60 Prozent der gesamten 5G-Infrastrukturbranche. Huawei wiederum ist Chinas führender 5G-Systemanbieter. Laut Ergebnissen der von China Mobile und China Telecom veröffentlichten Ausschreibungen für 5G-Infrastruktur im Jahr 2021 hat sich Huawei rund 60 Prozent Marktanteil gesichert.
In Zukunft wird der 5G-Infrastrukturmarkt in China weiter wachsen. Wichtig ist zudem, wie stark die chinesische Regierung auf Schwellenländer wie Afrika und Südostasien diesbezüglich einwirkt. Obgleich das 5G-Wachstum in diesen Ländern langsamer wächst als in den Industrienationen, wird es dennoch voranschreiten, und Huawei dürfte dabei eine Schlüsselrolle spielen, da es dank des Engagements der chinesischen Regierung 5G-Systeme zu äußerst günstigen Marktpreisen anbieten kann.