Service-Provider-Trends 2022

Transformation des Breitbandmarktes

9. Dezember 2021, 11:27 Uhr | Autor: Wolfgang Kirchberger / Redaktion: Diana Künstler
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Der Markt für Kommunikationsdienstleistungen befindet sich im Wandel. Wie sich das konkret manifestieren könnte, beschreibt Wolfgang Kirchberger von Juniper Networks in seinen sechs Thesen rund um die Themen ORAN, 5G, Metro-Netze, Breitband, Hyperscaler und 400G für das kommende Jahr.

ORAN wird seinen Vormarsch fortsetzen
Die Branche hat im vergangenen Jahr große Fortschritte mit Open RAN gemacht und die Anbieter, die es bereits beherrschen, sind hier führend. Auch im nächsten Jahr werden viele neue Ökosysteme entstehen, dazu drängen neben den bestehenden auch neue Anbieter auf den Markt. Um sich abzusichern, werden viele der gleichen Anbieter in mehreren Ökosystemen vertreten sein. Betreiber definieren ihre ORAN-Strategien neu und investieren mit Hilfe der wichtigsten Anbieter-Ökosysteme in eine höhere Anzahl an ORAN-Initiativen. ORAN macht den Schritt von der Theorie in die Praxis , erste Anwendungsfälle gewinnen bei Tier-1-Betreibern an Dynamik. Zusätzlich präsentieren viele Anbieter ihre Lösungsansätze für ORAN und RAN Intelligent Controller (RIC). Gegen Ende des Jahres ist außerdem zu erwarten, dass sich Service Management und Orchestrierung zu wichtigen Schwerpunkten für Anbieter und Netzbetreiber entwickeln.

Metro-Netze beginnen ihre dringend benötigte Umgestaltung
Metro-Netze spielen eine immer wichtigere Rolle bei der Bereitstellung rentabler und innovativer Dienste, da dort Konnektivität, Hosting und Serviceerfahrung zusammenlaufen. Metro ist die Service-Zukunft und muss im kommenden Jahr neu definiert werden. Infolgedessen sehen wir, wie Netzbetreiber von traditionellen, isolierten Metro-Architekturen, die vom Transport her aufgebaut sind, zu einem Design übergehen, das sich auf die Bereitstellung von Diensten konzentriert. Sie verbinden IP-Konnektivität mit gehosteten Elementen und Inhalten sowie mit Sicherheit und Automatisierung. Die aufkommenden 5G- und Edge-Services stellen eine einmalige Gelegenheit für Service Provider dar. Dank Konzepten wie Network Slicing, Dynamic Edge Compute und Automatisierung ist es ihnen möglich, spannende neue Unternehmens- und Verbraucheranwendungen auf konvergenten Metro-Fabrics einzuführen.

Die Transformation des Breitbandmarktes nimmt Fahrt auf
Es gibt einen neuen Service Provider Kaufzyklus beim Breitbandausbau, basierend auf einer Vielzahl an Faktoren: neue Architekturen, Zunahme von Home-Office, steigende Anforderungen an Bandbreite und geringe Latenzzeiten sowie neue staatliche Infrastrukturförderungen. Die Leistungsauswirkungen neuer Serviceangebote zur Unterstützung von unter anderem 5G, IoT oder UHD-Video setzen die Netzbetreiber unter Druck, mit Hilfe von Skaleneffekte die richtige finanzielle Größe zu erreichen und Kapazitäten ohne zusätzliche Kosten zu steigern. Infolgedessen wird der Markt von zentralisierten/traditionellen Architekturen auf verteilte, horizontal und vertikal disaggregierte und konvergierte drahtgebundene und drahtlose Breitbandlösungen umsteigen.

Hyperscaler und CSPs definieren ihre Beziehungen neu
Die Zusammenarbeit zwischen Cloud-Hyperscalern und Kommunikationsdienstleistern (CSPs) hat mit der Übernahme der Network Cloud von AT&T durch Microsoft und der Verlagerung des 5G-Mobilfunknetzes von AT&T zu Azure ein neues Niveau erreicht. Es geht nicht mehr nur um einmalige Aktionen und Experimente: Hyperscaler fokussieren sich auf Telco. Um Wettbewerbsgleichheit zu erreichen oder sogar das Gleichgewicht der Kräfte zu ihren Gunsten zu verschieben, passen sich CSPs immer mehr an und entwickeln Cloud-Lösungen basierend auf ihren eigenen Netzwerk-Edge-Lösungen weiter. CSPs benötigen zweifellos Partner. Es ist  aber kein Erfolgsrezept, sich ausschließlich auf einen Hyperscaler zu verlassen, um geschäftliche Agilität zu erreichen, ohne das Handwerkszeug zu erlernen. CSPs wenden daher eine duale Strategie des Aufbaus und der Partnerschaft an: Sie entwickeln eigene Cloud-native Plattformen, Technologien und Fachwissen, um eigene Interessen zu schützen und die Kontrolle zu behalten. Gleichzeitig investieren sie in ausgewogene, symbiotische Hyperscaler-Partnerschaften, um sowohl kurzfristige Ziele als auch langfristigen Erfolg zu erreichen.

Privates 5G ermöglicht neue Innovationen
Branchenbeobachtern zufolge wird sich privates 5G bis Ende 2024 zu einer 5,7 Milliarden Dollar schweren Branche entwickeln. Dank seiner geringen Latenzzeit und verbesserten Sicherheit ermöglicht privates 5G Unternehmen die Implementierung neuer Anwendungen, die Reaktionen in Echtzeit erfordern, sowie eine schnellere Datenverarbeitung für KI/ML. Die Einführung von privatem 5G verändert Branchen wie das Gesundheitswesen, die Spieleindustrie, die Fertigung und die Notdienste, wobei der Einsatz in der Produktion in den nächsten 18 bis 24 Monaten zunimmt. Im kommenden Jahr werden Unternehmen lernen, diese Möglichkeiten auszuschöpfen und sich dabei an Dienstanbieter wenden, die sie bei der Einführung neuer Anwendungen und der Steigerung ihres Geschäftswertes unterstützen.

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Wolfgang Kirchberger, Juniper Networks
Wolfgang Kirchberger, Head of System Engineering SP DACH-F-B-NL bei Juniper Networks
© Juniper Networks

Die Nachfrage nach 400G steigt sprunghaft an
Im Zuge der zunehmenden Digitalisierung wächst der Markt für 400G exponentiell. Auch wenn es keine Entsprechung des Mooreschen Gesetzes für die Geschwindigkeit gibt, mit der der Netzwerkverkehr wächst, ist eine ähnliche Dynamik zu beobachten. Jede erfolgreiche neue Anwendung und Weiterentwicklung ist auf die Übertragung von immer mehr Daten angewiesen, so zum Beispiel 4K/8K und Remote-Arbeit oder IoT, Künstliche Intelligenz und Machine Learning. Darauf folgt: das Metaverse und virtuelle Welten. Da der Datenverkehr weiter zunimmt, beschleunigen Netzbetreiber die Einführung von 400G, um so ihre Netzwerke für die Zukunft zu rüsten. Vorausschauende Netzbetreiber wählen dabei Plattformen, die bei Bedarf einen nahtlosen Übergang zu 800G unterstützen.


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