Mainframe-Modernisierung

Keine einfache Angelegenheit

9. Juni 2022, 16:45 Uhr | Autorin und Interviews: Sabine Narloch
Mainframe-Modernisierung
© dotshock/123rf

Großrechner sind in vielen Unternehmen noch fest im Sattel. Um die Urgesteine der IT fit für die Zukunft zu machen, helfen Lösungen für das „Mainframe Modernizing“. funkschau hat nachgefragt, welche Themen Unternehmen dabei zu bewältigen haben und Ansätze, Tools und Services zusammengetragen.

Mainframes – noch sind sie in vielen Unternehmen in Amt und Würden, beispielsweise in Banken, Versicherungen oder Industrie-Unternehmen. Doch Ankündigungen, wie die von Fujitsu Anfang März, bis Ende 2030 den Verkauf der GS21-Mainframes einzustellen, fachen die Diskussion um die Großrechner-Endlichkeit an. Einen Blick hinter die Kulissen von Mainframes hat zuletzt die von LzLabs beauftragte und vom Marktforschungsinstitut Vanson Bourne durchgeführte Studie „Mainframe Modernization Survey“ geworfen. Von den 650 weltweit befragten IT-Führungskräften gaben zwar 96 Prozent an, dass sie die Mainframe-Anwendungen ihres Unternehmens nach wie vor für wichtig oder kritisch für den Geschäftsbetrieb halten. Gleichzeitig würden aber 98 Prozent eine vollständige Migration ihrer Anwendungen weg von der Plattform in Betracht ziehen. Als Hauptvorteile einer solchen Migration sehen die Befragten die verbesserte Möglichkeit zur Nutzung der Cloud (52 Prozent) sowie die Beschleunigung der Anwendungsentwicklung und entsprechender Anwendungstests (44 Prozent). Dabei haben Cloud-Umgebungen (Public oder Hybrid) eine wachsende Bedeutung, wenn es um die IT-Modernisierung geht. Ihr Anteil an dieser Entwicklung hat laut der Studie seit 2018 deutlich zugenommen: Damals lag der Anteil bei 27 Prozent, im Jahr 2019 bei 32 Prozent und 2021 bei 47 Prozent.

Strukturen über lange Zeit gewachsen

Ein Aspekt, warum die Migration von Mainframes vielfach auf der Strecke geblieben ist, ist ihre komplexe Struktur. So erläutert Martin Reusch, Director Sales & Presales, Application Modernization & Connectivity DACH bei Micro Focus, gegenüber funkschau: „Die Komplexität der zu modernisierenden Mainframe-Anwendungen stellt häufig eine große Herausforderung dar, da diese Systeme über Jahrzehnte gewachsen sind und immer wieder neue Technologien und Ansätze an- und eingebaut wurden“. Eine Modernisierung solch gewachsener Strukturen und Prozesse lässt sich somit nicht von jetzt auf gleich realisieren. Zumal die Systeme in jedem Unternehmen anders aussehen. Und so entscheide nur die korrekte Bewertung der gesamten Umgebung über den Erfolg des Ergebnisses, wie Arnd Hungerberg von Microsoft Deutschland betont. Man müsse also für jedes Projekt die richtige Lösung finden, „weil es keine Einheitslösung gibt, die sich für alle Mainframes anwenden lässt“.

Solche individuellen Sonderlösungen und Tools können in diesem Zusammenhang mitunter eine harte Nuss sein. „Diese Arten von Altlasten sind echte Herausforderungen in den Projekten, die den Fortgang aufhalten, die Kosten in die Höhe treiben und oft richtige Rätsel sind. Beispielsweise wenn wir den Source Code gar nicht mehr kennen und nicht mehr verstehen können, was das Programm eigentlich macht und wofür es nötig ist“, so Claus Heller, Executive Consultant und verantwortlich für den Bereich Mainframe Modernisation bei GFT Deutschland. Eine genaue Analyse der Ist-Situation sei somit zwingend notwendig, um den richtigen Ansatz zu definieren.

Im Ergebnis muss das aber nicht unbedingt heißen, dass alle Work-loads in die Public Cloud bewegt werden. „Immer häufiger findet man Hybrid Cloud-Szenarien, bei denen ein Teil der Workloads in der Public Cloud läuft, aber andere Teile im eigenen Rechenzentrum in einer Private Cloud liegen können“, so Thomas Kraus, Z Client Architect, IBM Technology Group Deutschland, Österreich, Schweiz. „Und gerade im Bereich Private Cloud spielt die Mainframe-Plattform bei vielen Kunden eine große Rolle. Hier gilt es dann, den richtigen Modernisierungsansatz zu wählen, vom Bereitstellen von APIs von existierenden Anwendungen bis hin zur Analyse und Komponentisierung von Anwendungen und neuen Entwicklungen.“

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