Datensouveränität

Selbstbestimmung über das Ungewisse

24. November 2021, 14:17 Uhr | Autor: Falk Weinreich / Redaktion: Sabine Narloch
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Datensouveränität ist insbesondere in der Cloud ein wichtiges und heikles Thema. Doch um echte Datensouveränität in Europa zu erreichen, bedarf es neuer Ansätze aus verschiedenen Bereichen.

An einem Wort kommt man in den Medien derzeit nicht vorbei, wenn es um die technologische Zukunft geht: Datensouveränität. Unternehmen, die ihre Daten in eine Cloud geben wollen, wünschen sich mehr von ihr, die Politik will sie fördern und ein Stück weit auch neu erfinden. Derweil versprechen IT-Anbieter „datensouveräne“ Produkte und Lösungen. Sie ist das Signalwort der IT-Branche geworden; doch was steckt eigentlich hinter dem Begriff Datensouveränität?

In einer aktuellen Umfrage, die KPMG France im Auftrag von OVH Cloud unter Führungskräften deutscher und französischer Unternehmen durchgeführt hat, nannten 89 Prozent der Befragten Datensouveränität als „wichtiges“ oder „sehr wichtiges“ Kriterium bei der Wahl ihres Cloud-Providers. Auf die Frage, was Datensouveränität für sie konkret ausmacht, wurden von den Befragten DSGVO-Konformität (95 Prozent) und der Standort des Rechenzentrums (57 Prozent) als die mit Abstand wichtigsten Aspekte genannt. Für die Unternehmen steht also insbesondere der Datenschutz im Vordergrund.

Gaia-X-Initiative verleiht Begriff Gewicht

Fünf Jahre ist es bereits her, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel auf dem IT-Gipfel 2016 für mehr Datensouveränität statt Datenschutz plädiert hat. Was sich die Regierung darunter genau vorgestellt hat, wurde aber nicht erklärt. Die im September 2020 ins Leben gerufene Initiative Gaia-X, die es sich zum Ziel gemacht hat, eine souveräne europäische Dateninfrastruktur zu etablieren, gibt dazu konkretere Hinweise. Ziel von Gaia-X ist es, eine europäische Infrastruktur zu etablieren, die die Werte der Offenheit und Transparenz wahrt. Auf der Seite des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie ist darüber hinaus eine Definition von Datensouveränität zu finden. In der heißt es, dass der Staat und Organisationen digitale Systeme selbstbestimmt nutzen und gestalten können, konkreter: Sie sollen die vollständige Kontrolle über gespeicherte und verarbeitete Daten und auch die eigenständige Entscheidung darüber behalten, wer darauf zugreifen darf.

Mit der Gründung von Gaia-X hat nicht nur der Begriff der Datensouveränität Klarheit gewonnen, er hat auch in der öffentlichen Wahrnehmung noch einmal deutlich stärker an Fahrt aufgenommen. Seither arbeiten mehr als 300 Unternehmen sowie Vertreter der Politik in diversen Arbeitsgruppen und Partnerschaften daran, einen Rahmen für Datensouveränität in Europa und konkrete erste Projekte zu schaffen. Obwohl schon zuvor ein wichtiges Anliegen vieler IT-Verantwortlicher, hat Gaia-X schon jetzt für ein ausgeprägteres Bewusstsein hinsichtlich der Frage nach der Selbstbestimmung über die eigenen Daten gesorgt. Hier müssen nun weitere Taten folgen, damit Souveränität kein bloßes Schlagwort bleibt.

Die genannte Definition des BMWi fußt auf dem Theoretischen, liefert aber doch bereits einige Ansatzpunkte für praktische Ableitungen. Um Prozesse kontrollieren zu können, bedarf es zuerst einmal Bildung, um konkretes Wissen zu erlangen. Wer also Datenspeicherung, -verarbeitung und -schutz kontrollieren möchte, muss verstehen wie die eigene IT-Infrastruktur aufgebaut ist, oder wie diese zukünftig unter dem Aspekt der Datensouveränität aufgebaut werden soll. Hier haben große und kleinere Unternehmen sowie Behörden gleichermaßen Nachholbedarf. Die Bandbreite an IT-Infrastrukturen und die vielfältige Kombination der verschiedenen Möglichkeiten untereinander sind komplex, jede Option besitzt ihre eigenen Vor- und Nachteile. Daher ist es wichtig, Fachkräfte zu beschäftigen oder Beratungshilfe hinzuzuziehen. Was benötigt mein Unternehmen genau? Welche Ziele will ich mit meiner Infrastruktur erreichen? Mit welchen Kennzahlen möchte ich meine Infrastruktur messen? Skalierbarkeit, Kostenersparnis und Datenschutzlevel spielen dabei eine Rolle.

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  2. Souveränität soll vor allem schützen

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