Infrastructure as a Service

Vorteile und Herausforderungen eines IaaS-Modells

17. Februar 2023, 13:00 Uhr | Autor: Pavel Stoychev / Redaktion: Lukas Steiglechner
Cloud, IaaS
© Alexan107 / 123rf

Über die Cloud können mittlerweile nicht nur Anwendungen bezogen werden, auch die gesamte Infrastruktur eines Datacenters lässt sich inzwischen als Dienstleistung buchen. Doch für diese Infrastructure as a Service müssen Unternehmen ihre eigenen Anforderungen genau prüfen.

Noch vor gut zwanzig Jahren hatten Unternehmen kaum eine andere Wahl, als sich eigene Server in den Keller oder an sonstige Orte zu stellen, um Zugang zu benötigten IT-Kapazitäten zu erhalten. Heute gestaltet sich die Situation jedoch anders: Natürlich können Unternehmen weiterhin eigene On-Premises-Infrastrukturen aufbauen. Doch gibt es auch die Alternative, Rechen-, Netzwerk- und Speicherressourcen aus dem Internet abzurufen. Ein eigenes Rechenzentrum ist dadurch nicht mehr zwingend notwendig, wenn stattdessen auf Infrastructure as a Service (IaaS) gesetzt wird.

Die Auswahl an IaaS-Anbietern ist jedoch groß und reicht von den Cloud-Computing-Riesen Amazon Web Services, Microsoft Azure und Google Cloud bis hin zu spezialisierteren Cloud-Hosting-Unternehmen, beispielsweise Digitalocean, Linode oder Vultr. Um aus dem breiten Angebot der verschiedenen Provider den richtigen IaaS zu wählen, sollten IT-Verantwortliche zunächst die grundsätzlichen Vorteile von IaaS betrachten und auf dieser Basis überlegen, welche Aspekte für ihr Unternehmen entscheidend sind.

Im Vergleich zu einer On-Premises-Infrastruktur verspricht IaaS beispielsweise ein hohes Maß an Flexibilität. Bei Ersterem stehen Unternehmen ihre IT-Ressourcen immer nur in einem begrenzten Umfang zur Verfügung. In Spitzenzeiten kann dies jedoch dazu führen, dass die Systeme an ihre Grenzen kommen und nicht die Leistung erbringen, die das Unternehmen eigentlich benötigt. Gleichzeitig ist es aus wirtschaftlicher Sicht nicht unbedingt sinnvoll, Server zu betreiben, die möglicherweise nur an wenigen Tagen im Jahr tatsächlich benötigt werden. Bei IaaS können Unternehmen dagegen je nach Bedarf flexibel auf weitere Ressourcen zurückgreifen. In der Regel haben die Anbieter dafür ein Pay-as-you-Go-Modell implementiert, sodass Unternehmen nur Leistungen bezahlen, die sie effektiv in Anspruch nehmen.

Darüber hinaus kann IaaS eventuell Kostenvorteile bieten: Schließlich sparen Unternehmen bei dem Modell die Investitionen ein, die sonst für ein lokales Rechenzentrum notwendig sind. Davon können insbesondere kleine und mittlere Unternehmen profitieren, die nicht immer über die finanziellen Mittel oder den notwendigen Platz verfügen. Zudem entfällt der Wartungsaufwand, den die IT-Infrastruktur verursacht, da die Provider diese Aufgabe übernehmen. Damit kann sich die IT-Abteilung verstärkt auf wertschöpfende Aufgaben konzentrieren, während ihr Unternehmen über die IaaS-Anbieter Zugang zu Hard- und Software erhält.

Im Hinblick auf die Geschäftskontinuität bietet ein IaaS ebenfalls Vorteile gegenüber einem lokalen Rechenzentrum, da zum Beispiel der Ausfall eines einzelnen Servers problemlos durch andere aufgefangen beziehungsweise der Traffic auf diese umgeleitet werden kann. In einem eigenen Datacenter ist die Anzahl der Server begrenzt ist und Ausfälle betreffen oft direkt das gesamte System. Unternehmen können IaaS zudem in ihre Disaster-Recovery-Strategie einbinden, indem sie etwa geschäftskritische Daten und ihr Disaster-Recovery-Protokoll auf den externen Servern speichern.

Anbieter zum Thema

zu Matchmaker+

Eigene Anforderungen evaluieren

Trotz der möglichen Vorteile von IaaS sollten Verantwortliche dennoch die die Anforderungen des Unternehmens gegen die Angebote abwägen. Je nach Branche, Größe oder Struktur sollten unterschiedliche Faktoren unterschiedlich stark gewichtet werden. Unter anderem sollte geklärt werden, wie Anbieter ihre Verbrauchslasten skalieren und Kapazitäten planen. Vor allem für Unternehmen mit dauerhaft hohem Traffic oder häufigen Spitzenlasten ist es wichtig, zu wissen, wie IaaS-Provider ihre Ressourcen verteilen, wenn mehrere Nutzer gleichzeitig die Infrastruktur stark in Anspruch nehmen.

Zudem sollten Unternehmen überlegen, in welchem Ausmaß sie Monitoring benötigen: Performance, Prozesse, Workloads, Abhängigkeiten, Nutzeraktivitäten, Datenbanken, verfügbarer Speicherplatz – welche Metrik brauchen sie, um ungewöhnliche Aktivitäten und Anomalien zu entdecken oder um die Leistung ihrer Infrastruktur besser zu steuern?

Zudem sollten die Verantwortlichen auch die Sicherheitsmaßnahmen der IaaS-Angebote genauer unter die Lupe nehmen. Die Infrastruktur soll oftmals auch für geschäftskritische Prozesse und Daten genutzt werden. Daher muss unter anderem sichergestellt sein, dass nur befugte Nutzer Zugriff haben und die Infrastruktur ausreichend vor Cyberattacken geschützt ist. Ein weiterer Aspekt, der beim Thema Sicherheit oft vergessen wird: der Schutz der Rechenzentren des Anbieters. Mängel beim Sicherheitskonzept können verheerende Folgen haben – wie etwa bei Bränden oder Naturkatastrophen. Daher ist es ratsam, Details zu dem Sicherheitskonzept der physischen Rechenzentren zu erfragen.

Cloud-Wahl: Public, Private oder Hybrid

Unternehmen müssen bei der Wahl von IaaS eine weitere grundsätzliche Entscheidung treffen: Soll es in einer Private, Public oder Hybrid Cloud betrieben werden? Jede dieser Clouds hat eigene Vor- und Nachteile.

So verursacht eine Private Cloud in der Regel höhere Kosten, da sie nur von einem einzigen Unternehmen genutzt wird. Dafür bietet ein solches privates Netzwerk aber den größtmöglichen Schutz und wird daher beispielsweise von Organisationen wie Banken genutzt, die hochsensible Daten handhaben. Für Unternehmen liegt eine Private Cloud nahe, wenn sie die volle Kontrolle über ihre gemietete Infrastruktur wollen. Public Clouds dagegen sind mehrmandantenfähig, sprich mehrere Nutzer teilen sich die Infrastruktur. Hierbei ist aber sichergestellt, dass ihre Daten und Prozesse getrennt voneinander verwaltet werden. Eine Public Cloud ist daher kostengünstiger, bietet allerdings weniger Anpassungs- und Kontrollmöglichkeiten und kann anfälliger für Sicherheitsvorfälle sein, da sie über das öffentliche Internet bereitgestellt wird.

Alternativ können Unternehmen sich für eine Hybrid-Cloud-Infrastruktur entscheiden, bei der zum Beispiel nur einzelne Server in einer Private Cloud laufen, in denen etwa sensible oder geschäftskritische Daten gespeichert sind. Oder es ergänzt bei hoher Belastung die Performance seiner Private Cloud durch weitere Ressourcen aus einer Public Cloud. Für die Wahl der zugrundeliegenden Cloud sollten Unternehmensverantwortliche Faktoren wie das Budget, die erwartete Auslastung, die benötigte Flexibilität sowie Daten, Anwendungen und Systeme, die dort gespeichert und betrieben werden sollen, berücksichtigen.

Angesichts des großen IaaS-Angebots sollten Unternehmen sich die erforderliche Zeit nehmen, um genau abzuwägen, welches ihre individuellen Bedürfnisse und Anforderungen am besten erfüllt. Denn haben sie sich einmal entschieden und ihre Infrastruktur in die Cloud verlagert, kann sich der Umstieg auf eine andere Lösung später als komplex und zeitintensiv herausstellen.

Pavel Stoychev, Engagement Manager CC Sales bei Digitall


Verwandte Artikel

funkschau

Cloud