Die gute Nachricht: HPE hat hier Punkt für Punkt eine Vorgehensweise markiert, mit der Gretchen den Weg durch den Datenwald finden kann. Die schlechte: Bei einer Umfrage kamen die rund 800 befragten Unternehmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz im Schnitt gerade mal auf einen Reifegrad von 2,1. Kleinere Unternehmen (mit bis zu 250-köpfiger Belegschaft) erzielten sogar nur den Wert 1,7. Bei den größeren lag der Schnitt entsprechend bei 2,5. Zwischen den drei Ländern gab es keine nennenswerten Unterschiede.
Das Marktforschungsunternehmens YouGov hatte im HPE-Auftrag 803 Führungskräfte (Geschäfts-, Bereichs-, Team- oder Abteilungsleitung) befragt. Die Befragten kamen je zur Hälfte aus Unternehmen bis zu 250 Beschäftigten und solchen mit größerer Belegschaft. 37 Prozent aller befragten Führungskräfte und 65 Prozent der Geschäftsführer gaben zu Protokoll, ihr Unternehmen habe gar keine Datenstrategie, auch nicht als Teil der IT-Strategie. Die Hälfte aller Befragten und 75 Prozent der Geschäftsführer erklärten, ihr Unternehmen kümmere sich nicht systematisch darum, datenbasierte Produkte oder Dienstleistungen auf den Markt zu bringen. Und zwei Drittel der Befragten sowie 85 Prozent auf Geschäftsführungsebene bekundeten, dass in ihrem Unternehmen keine Analytics- oder KI-Methodiken zum Einsatz kommen, sondern lediglich Auswertungen mittels der guten alten Tabellenkalkulation.
Klammer auf – ein Hinweis zu diesen Ergebnissen: Die heftigen Diskrepanzen zwischen den Geschäftsführern oder Vorständen einerseits und den übrigen Führungskräften andererseits ist nicht so zu deuten, dass man in der Führungsspitze die Situation des eigenen Unternehmens ganz anders einschätzen würde als auf Fachabteilungsebene. Vielmehr kommen die befragten Geschäftsführer fast ausschließlich aus der Gruppe der kleineren Unternehmen und, wie HPE auf Rückfrage der LANline erläuterte, nur zu fünf Prozent aus jener der größeren. Die negativeren Werte bei den Geschäftsführern sind damit dem Umstand geschuldet, dass kleinere Firmen eben ein Stück schlechter abgeschnitten haben als die des gehobeneren Mittelstands und darüber, ohne aber mit der Gegenüberstellung der Unternehmensgrößen deckungsgleich zu sein. Umfrageauswertungen sind eben tückisch. Klammer zu.
Die Aufschlüsselung nach Unternehmensgröße zeigt, wie sehr kleinere Unternehmen hinterherhinken: Auf der Stufe der Datensilos oder „Datenanarchie“ befanden sich 15 Prozent der Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern, aber über die Hälfte (52 Prozent) der kleineren. Die Stufe Daten-Reporting haben 37 Prozent der größeren Unternehmen erreicht und immerhin 32 der kleineren. Aber auf der Datenerkenntnis-Stufe liegen die größeren Unternehmen dann schon deutlich vorn: mit 37 versus 13 Prozent. Auf dem Weg das Reifegrad-Treppchen hinauf wird die Luft bei beiden Gruppen dünner: Die datenzentrische Stufe haben neun Prozent der größeren und nur zwei Prozent der kleineren Firmen erreicht. Teil der Datenökonomie sind laut der Umfrage drei Prozent der größeren und nur ein Prozent der kleineren Unternehmen.
Auf technischer Ebene bedeutet das zum Beispiel: Fast die Hälfte (49 Prozent) der Befragten gaben an, dass ihre Daten nur den jeweiligen Applikationen zur Verfügung stehen. Rund ein Viertel (26 Prozent) versammeln die Daten aus mehreren Applikationen in einem Data Warehouse, aber nur jedes achte (zwölf Prozent) verfügt über einen Data Lake. Eine zentrale Datendrehscheibe (Data Hub), die einen digitalen Zwilling des Unternehmens auf Basis von Echtzeitdaten abbildet, haben nur sieben Prozent der befragten Unternehmen; und nur bei schlappen sechs Prozent der Befragten schließt diese Datendrehscheibe auch externe Datenquellen mit ein, in HPEs Reifegradmodell ein Kriterium für echte Datenökonomie-Reife.
Die eher bodennahe Verteilung der Befragten auf den Reifegradstufen spiegelt sich quer durch die Fragestellungen, zum Beispiel bei der Frage, ob das Unternehmen ein Budget für strategische Investitionen im Bereich der Dateninitiativen zur Verfügung stellt. 44 Prozent sagten, es sei kein spezifisches Budget für Dateninititativen vorgesehen. Bei 24 Prozent gibt es einzelne Dateninitiativen, das Geld dafür kommt aus dem IT-Topf. Bei weiteren 14 Prozent gibt es Budgets für Dateninitiativen im IT-Bereich mit zusätzlichen Beiträgen von Business- und IT-Seite. Zehn Prozent erklärten, man habe ein bereichsübergreifendes Budget für die hauseigene Datenstrategie, bereitgestellt durch den Vorstand beziehungsweise die Geschäftsführung. Aber nur die kleine Minderheit von acht Prozent konnte vermelden, Vorstand oder Geschäftsführung entscheide über die Datenstrategie für das gesamte Unternehmen inklusive strategischer Budgetzuweisungen. „Man muss lernen, dass die Datenstrategie Teil der Unternehmensstrategie werden muss“, kommentierte HPE-Experte Bernd Bachmann bei HPEs Online-Pressekonferenz zum Thema.
Landkarte und Kompass
HPE stellt auf der Basis seines Reifegradmodells ein Online-Self-Assessment zur Verfügung, mit dem Unternehmen den Reifegrad ihrer eigenen Datenwertschöpfung bestimmen und ihre Ergebnisse mit denen der Umfrageteilnehmer vergleichen können. Die detaillierten Ergebnisse pro Reifegraddimension sollen den Interessenten ein differenziertes Bild der eigenen Stärken und Schwächen verschaffen und so die Basis für die nächsten Entwicklungsschritte in Richtung Datenwertschöpfung liefern.
Dabei gilt es laut HPE, eine Stufe nach der anderen zu erklimmen: „Es gibt keine Abkürzung auf dem Weg in die Datenökonomie, er erfordert einen ganzheitlichen Ansatz, der alle Facetten eines Unternehmens betrifft“, so Rainer Peters, Leiter der Business Solutions Group bei HPE in der DACH-Region. „Mit unserem Reifegradmodell und den Vergleichsdaten aus der Umfrage geben wir Firmen dafür eine Landkarte und einen Kompass an die Hand.“
Datenökonomie ist ein weites Feld, und vielen Unternehmen fehlt offenbar nach wie vor der Plan, um die vielen Blumen auf ihrer Datenwiese zu einem geordneten Strauß zusammenzuführen. HPEs Self-Assessment soll dafür sorgen, dass man auf dem Weg zur Datenökonomie nicht den Wald vor lauter Bäumen aus den Augen verliert. Nützlich ist dabei, dass die Interessenten ihre Ergebnisse mit denen der befragten Unternehmen vergleichen können. Solche Vergleiche sind beliebt, schaffen sie doch Orientierung auf dem verschlungenen Waldweg zum sagenumwobenen Daten-Eldorado. Anders formuliert: Kunden, die sich für „Datenökonomie“ interessierten, interessierten sich auch für „Self-Assessment“.
Zuerst erschienen auf lanline.de.