Künftige Entwicklung von Rechenzentren

High Performance Computing, Modularität und Made in Germany

21. Dezember 2021, 14:56 Uhr | Autor: Wolfgang Kaufmann / Redaktion: Lukas Steiglechner
© Sdecoret / 123rf

Mit dem Ende eines alten und dem Beginn eines neuen Jahres ziehen Unternehmen Bilanz und stellen die Weichen für die Zukunft. Auch in Rechenzentren kündigt sich Veränderung an. Wolfgang Kaufmann, Geschäftsführer von Datacenter One, stellt seine Rechenzentrums-Trends 2022 vor.

Frühere Zukunftsvisionen wie Smart Citys und selbstfahrende Autos werden immer mehr zur Realität und prägen bereits das Stadtbild. Dabei entstehen Unmengen an Applikationen und Daten, die in Echtzeit miteinander kommunizieren müssen. Das heißt die Anforderungen an Rechenzentren werden weiter steigen.

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Hohe Rechenleistung werden vorausgesetzt

Vor allem in Wissenschaft und Forschung arbeiten viele Institute bereits mit Hochleistungsrechnern, um beispielsweise Simulationen oder aufwändige Animationen zu erstellen. Dieses High Performance Computing (HPC) ist immer stärker verbreitet und spielt für Rechenzentrumsbetreiber, die sich für die Zukunft wappnen wollen, eine immer wichtigere Rolle bei der strategischen Ausrichtung. Dabei sind Rechenleistung und Speicherkapazität um ein Vielfaches höher als bei der klassischen Datenverarbeitung. Die Rechner sind als Cluster aufgestellt und innerhalb eines Netzwerks miteinander verbunden.

Zu HPC gehört auch Quantencomputing – eine spezielle Art von Hochleistungsrechnern. Dabei bilden Quanten die Grundrecheneinheit. Informationen können in einem Quantencomputer quantenmechanisch behandelt werden. Das bedeutet, dass Speicherinhalte gleichzeitig mehrere Werte in Überlagerung enthalten können. Die Architektur der Rechenzentren verändert sich durch den Einzug von Quantencomputing massiv. Obwohl die Standardisierung noch in den Kinderschuhen steckt, wächst die Nachfrage nach Quantencomputing enorm: Der Finanzdienstleister Morgan Stanley prognostiziert dafür einen jährlichen Umsatz von neun Milliarden Euro bis zum Jahr 2025.

IT made in Germany bleibt gefragt

Die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie rasch die Mobilität und direkte Kommunikation durch plötzliche Grenzschließungen eingeschränkt werden können. Insbesondere mittelständische Unternehmen bevorzugen Rechenzentren in geringer Distanz zu ihrem Unternehmensstandort und IT made in Germany. Durch kurze Wege gestaltet sich die Abstimmung mit dem Rechenzentrumsbetreiber deutlich einfacher. IT made in Germany genießt einen guten Ruf aufgrund des hohen Standards durch Zertifizierungen wie ISO 27001 und EN 50600, die einen sicheren Rechenzentrumsbau und -betrieb garantieren.

Spannend bleibt jedoch, wo diese Rechenzentren in Zukunft stehen werden. Deutschland – vor allem Metropolen wie Frankfurt am Main und München – hat ein enormes Platzproblem, weshalb die Grundstückskosten für neue Rechenzentren massiv steigen.

Standardisierung und Nachhaltigkeit

Um diesem Platzproblem entgegenzuwirken und kein eigenes Rechenzentrum bauen und betreiben zu müssen, wird Colocation bei vielen Unternehmen immer beliebter. Diese können sich dabei Racks, Cages oder individuell benötigte Rechenzentrumsfläche anmieten. Solche Colocation-Rechenzentren basieren oftmals auf einer Modulbauweise. Die einzelnen Komponenten des Rechenzentrums werden dabei in standardisierten Modulen zusammengefasst. Der Standardisierungsgrad von Rechenzentren wird in Zukunft eine sehr wichtige Rolle spielen. Bau und Betrieb eines modularen Rechenzentrums gestalten sich durch das Hinzufügen standardisierter Module unkomplizierter, schneller und kostengünstiger. Neue Fläche kann je nach Bedarf schneller zur Verfügung gestellt werden als bei herkömmlicher Bauweise. Ein modulares Rechenzentrum ist auf Wachstum ausgerichtet und eine sinnvolle Investition in die Zukunft.

Das Rechenzentrum kann dadurch sogar im laufenden Betrieb erweitert und skaliert werden. So entstehen keine ungenutzten Kapazitäten im Rechenzentrum, die Kosten und Energieverbrauch verursachen. Somit gestaltet sich der Betrieb nicht nur kosteneffizienter, sondern auch umweltfreundlicher und nachhaltiger.

Nachhaltigkeit und Klimaschutz sind die wichtigsten Pfeiler für einen Rechenzentrumsbetrieb der Zukunft und müssen von jedem Betreiber priorisiert werden. Innovative Technologien zur Kühlung von Rechenzentren sowie die Nutzung der Abwärme geben immer mehr Möglichkeiten für einen nachhaltigen Rechenzentrumsbetrieb. Unternehmen und Rechenzentrumsbetreiber müssen sich im nächsten Jahr noch intensiver mit Nachhaltigkeit auseinandersetzen. Bereits zahlreiche Unternehmen und Rechenzentrumsbetreiber sind Teil des Climate Neutral Data Centre Pact und setzen sich damit das Ziel, Rechenzentren bis 2030 klimaneutral zu gestalten.

Wolfgang Kaufmann, Geschäftsführer von Datacenter One


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