Die Fiberdays22 des Breko beschäftigten sich dieses Jahr, neben dem wichtigen Glasfaserausbau in Deutschland, auch mit den globalen Herausforderungen. Die vergangenen Jahre waren geprägt von der Pandemie, internationalen Konflikten und den damit verbundenen Unterbrechungen weltweiter Lieferketten.
Die vielen angereisten Experten und Branchengrößen trafen sich zum regen Austausch, wie die digitale Infrastruktur Deutschlands im Angesicht unvorhersehbarer Risiken und operativer Hürden ausgebaut und verbessert werden kann. Zahlreiche Netzwerkausrüster, Betriebe aus dem Baugewerbe sowie Softwareentwickler präsentierten ihre Lösungen und Produktneuerungen in zwei Messehallen des RheinMain CongressCenters in Wiesbaden.
Nach Pandemie-bedingter, zweijähriger Abstinenz traf sich die Branche unter veränderten Vorzeichen wieder. Weltweite Lockdowns und der damit verbundene Rückzug vieler Millionen Beschäftigter ins Homeoffice haben nämlich nicht nur den Bedarf an performanten Breitbandverbindungen angeheizt – es galt auch in kürzester Zeit eine belastbare Infrastruktur für die Fernarbeit aus dem Boden zu stampfen. Die Folge dieser sprunghaft angestiegenen Nachfrage nach Infrastruktur, Netzwerkkomponenten und Endgeräten waren Lieferengpässe. Besonders hart traf es alle Branchen, die für ihre Produktion auf Halbleiter, Chips und daraus gefertigten High-Tech-Bauteile angewiesen sind. Von einem Tag auf den anderen standen plötzlich vermeintlich unabhängige Industrien miteinander im Wettstreit um die verknappten Ressourcen. Viele Firmen mussten fortan viele Wochen und Monate auf die Auslieferung neuer Hardware warten.
Wie schmerzhaft und fatal es sein kann, sich in kurzsichtige Abhängigkeiten zu begeben, um marginale Gewinne abschöpfen zu können, zeigt sich aktuell vor allem in der Energieabhängigkeit Deutschlands. Doch auch Unternehmen können schnell in Schieflage geraten, wenn ihre Strategien nicht nachhaltig und krisenfest konzipiert wurden. So ist es ein riskantes Spiel, seine gesamte Firmen-IT auf Basis des Ökosystems eines einzigen Anbieters aufzubauen. Aus Bequemlichkeit manövriert man sich dadurch nämlich in eine potenzielle Sackgasse, wenn der gewählte Ausrüster nicht die benötigten Quantitäten an Material zur Verfügung stellen kann.
Eine verantwortungsvolle und vorsorgliche Planung sollte ein Maximum an Flexibilität für zukünftige Entscheidungen offenhalten. Kompatibilität und Herstellerunabhängigkeit sind die Schlüsselbegriffe, die IT-Entscheidern den nötigen Bewegungsspielraum geben, die für den Betrieb besten und wirtschaftlich vorteilhafteste Strategie umsetzen zu können.
Die politischen und wirtschaftlichen Verwerfungen haben das Aufbrechen verkrusteter Strukturen einer arbeitsteiligen und globalisierten Wirtschaft bereits eingeleitet. Entscheider aus Politik und Wirtschaft haben die Weichen neu justiert und sind nun auf Kurs, ans europäische Ausland abgegebene Kompetenzen wieder zurückzuholen. Doch dieser Prozess wird viele Jahre in Anspruch nehmen und kann von einzelnen Firmen kaum bis gar nicht beschleunigt werden.
Wer sich schon jetzt für künftige Krisen absichern will, sollte sich in allen Bereichen – so auch im Netzwerkmanagement – von Insellösungen und Anbietermonopolen lösen und eine flexible und herstellerübergreifende Lösung im eigenen Unternehmen implementieren. |
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„Lass keine Krise ungenutzt verstreichen“, sagte Bereits Winston Churchill; Natürlich in einem vollkommen anderen Kontext. Angewandt auf die derzeitige Situation steckt jedoch viel Potenzial in dieser Aussage. Denn jetzt ist die Zeit, lange gelebte Gewissheiten auf den Prüfstand zu stellen und sich vom Korsett über viele Jahre gewachsener Abhängigkeiten zu lösen.
Florian Schönknecht, stellvertretender Geschäftsführer von Eramon