Energiemanagement

IT auf dem Energie-Prüfstand

30. Juni 2016, 9:47 Uhr | Autor: Christian Stolte / Redaktion: Markus Kien
Energie Geld
© Frank Eckgold - fotolia

Die IT ist einer der größten Stromfresser in modernen Industrienationen - mit entsprechend hohem Einsparpotenzial. Ein Leitfaden, wie sich Strom und Geld durch systematisches Energiemanagement sparen lässt.

Laut einer aktuellen Umfrage von Experton sind nur wenige Unternehmen über den genauen Energieverbrauch ihrer Datacenter informiert. Immerhin 64 Prozent der Betriebe mit über 5.000 Mitarbeitern wissen nicht, welcher Anteil des Stromverbrauchs auf die IT-Infrastruktur entfällt. Dass das IT-Equipment und die Infrastruktur erheblich optimiert werden können, ist mittlerweile bekannt. Die Möglichkeiten eines umfassenden Energiemanagements und entsprechende Maßnahmen für die Energieeffizienz rücken dabei jedoch erst langsam in den Fokus.

Das Anschaffen neuer Hardware ist sicherlich schneller umsetzbar und erfordert weniger fachübergreifendes Know-how als eine umfassende Bestandsaufnahme der kompletten Infrastruktur. Echte Energieeffizienz lässt sich jedoch nur erzielen, indem der genaue Verbrauch analysiert, Ineffizienzen aufgedeckt und Prozesse optimiert werden. Zudem ermöglicht dieses systematische Vorgehen die Berücksichtigung von Hochverfügbarkeits- und Nachhaltigkeitsaspekten.

Der professionelle Blick auf die Infrastruktur
Eine wirksame Strategie für das Energiemanagement lässt sich nur auf Basis einer Reihe von Informationen entwickeln, für die ein genauer Blick auf die IT nötig ist. Eine Aufgabe, die sich in den meisten Unternehmen nur durch Unterstützung von Consultants realisieren lässt. Professionelle Assessments werden an den tatsächlichen Bedarf des Unternehmens angepasst. In einem Vorab-Gespräch mit dem Facility Manager und den IT-Verantwortlichen klärt der Anbieter deshalb zuerst die individuellen Anforderungen und Bedürfnisse. Dabei wird beispielsweise abgeklopft, welche Antworten sich das Unternehmen von der Analyse und den abgeleiteten Maßnahmen erhofft: Geht es primär darum, die Verfügbarkeit zu erhöhen, durch Effizienzmaßnahmen Einsparungen zu erzielen oder hat das Unternehmen vorrangig Zertifizierungen oder Nachhaltigkeitsaspekte im Visier? Neben den Schwerpunkten des Assessments wird auch der gewünschte Detaillierungsgrad mit dem Kunden individuell festgelegt. Die Berater prüfen in dem Gespräch auch, ob im Unternehmen bereits entsprechende Analysen durchgeführt werden und deshalb bereits auf bestehende Daten zugegriffen werden kann.

Im Mittelpunkt der Bestandsaufnahme steht die Identifikation von Defiziten in den Bereichen Stromversorgung, Kühlung und technische Infrastruktur. Dafür wird eingangs die vorhandene Dokumentation des Datacenters unter die Lupe genommen – beispielsweise vorhandene Grundrisse der IT-Räume mit Rack- und Reihenanordnungen, Schemata der Kühl- und Stromkreisläufe, Informationen zu den Geräten wie Typ, Alter und Eigenschaften sowie Service- und Wartungsprotokolle. Anschließend steht die Begehung des Datacenters durch zertifizierte Servicetechniker auf dem Plan. Es geht darum, augenfällige Optimierungspotenziale wie Gefahrenquellen für die Bildung von sogenannten Hotspots – also unzureichend gekühlten Bereichen – aufzudecken. Das geschulte Beraterauge sieht dabei auf einen Blick, ob beispielsweise Kalt- und Warmgänge sowie Luftströme voneinander getrennt sind und wo noch Optimierungspotenzial vorhanden ist. Weiterhin wird geprüft, ob Präzisions-klimaanlagen oder Doppelböden vorhanden sind und wie es um die Effizienz der Anlagen bestellt ist. Mithilfe moderner Analysetools führen die Techniker eine detaillierte Bewertung des Datacenters durch. Der Einsatz von Wärmebildkameras macht beispielsweise sichtbar, wie sich die Luftströmungen im Datacenter tatsächlich verhalten. Erfasst werden zudem die Temperaturen in den IT-Räumen und alle relevanten Einstellwerte an den Anlagen. Die Verbräuche von Klimaanlagen, Pumpen, Kaltwassersätzen, USV-Anlagen et cetera werden vor Ort erfasst oder anhand vorhandener Messgeräte ermittelt. Erfahrungsgemäß können schon durch die Justierung der Einsatzpunkte der freien Kühlung erhebliche Einsparpotenziale erschlossen werden. Zudem werfen die Experten einen Blick auf die Stromausgaben und geben am Ende des Assessments Empfehlungen ab, wie bares Geld gespart werden kann – inklusive ROI-Schätzungen.

Ebenfalls wichtig – gerade für Kunden mit mehreren Niederlassungen und Datacentern: Bei der Analyse sollten standar-disierte Tools zum Einsatz kommen, für die weltweit dieselben Kriterien gelten. Das Unternehmen kann sich so darauf verlassen, dass die Ergebnisse des Assessments Standort-übergreifend vergleichbar sind. Das Reporting orientiert sich an den Bedürfnissen des Unternehmens. In jedem Fall jedoch werden die erfassten Daten analysiert und fließen in einen grafisch gestützten Report. Im Zentrum stehen dabei Aspekte, die die Energienutzung und -verfügbarkeit im Datacenter beeinträchtigen. Ein klassischer Ergebnisbericht enthält beispielsweise Informationen zur technischen Infrastruktur wie Temperaturverläufe in den IT-Räumen oder Redundanzen bei der Stromversorgung und Kühlung sowie Aussagen zur Energieeffizienz – dargestellt in Werten für Power Usage Effectiveness (PUE) oder Data Center infrastructure Efficiency (DCiE).

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