Das Internet-Protocol in der Version 6 ist eigentlich nichts Neues. Denn IPv6 wurde bereits 1998 als Nachfolger von IPv4 definiert. Seither geistert das Thema durch die IT-Welt. Die Verknappung der freien IPv4-Adressen erzeugt einen Handlungsdruck, den hauptsächlich die Provider und Mobile-Operators spüren sollten, insbesondere durch die stark steigende Population von Smartphones und VoIP. Doch nun müssen sich auch die IT-Abteilungen der Unternehmen der Herausforderungen stellen. Glaubt man den Analysten von Gartner, werden im Jahr 2015 17 Prozent der globalen Internet-Benutzer bereits IPv6 nutzen. 28 Prozent der neuen Internetzugänge nutzen dann ebenfalls die neue Version 6.
Dabei handelt es sich nicht um ein einfaches Umschalten von Version 4 auf Version 6. Der Aufwand und die damit verbundenen Kosten werden von den Experten verglichen mit der massiven Umstellung der IT-Systeme zum Jahrtausendwechsel.
Viele Unternehmen denken, dass sich die Umstelllung von Ver-sion 4 auf 6 nur auf das Netzwerk beschränkt. Der Hauptaufwand, also bei der Bereitstellung von Version-6-Funktionalitäten, demnach nur auf Switches und Router fällt. Die Realität sieht aber anders aus. Nicht nur die Netzwerkkomponenten müssen mit IPv6 klar kommen. Gerade die festen und mobilen Endgeräte mit den unterschiedlichen Betriebssystemen, VoIP/Unified-Communication-Lösungen, Firewalls, IPS/IDS und Security-Monitoring-Lösungen müssen bei der Implementierung im Detail betrachtet werden.
Zudem ist der Aufwand zur Einführung enorm und die Kosten dafür sind signifikant und belasten das IT-Budget. Um die Kosten der Migration zu senken ist es sogar denkbar, ein Teil der nicht genutzten, öffentlichen IPv4-Adressen zu verkaufen. Diese stellen einen hohen finanziellen Wert da und die Nachfrage ist nach wie vor groß.
Aber nicht nur die Kosten stellen eine Herausforderung dar. Das Thema Sicherheit bei der Einführung von IPv6 ist ebenfalls ein Risiko. Viele der IT-Systeme und Anwendungen sind noch nicht „erwachsenen“ genug, um bereits auf Herz und Nieren gegen jegliche Art der Angriffe getestet worden zu sein. Die gute Nachricht, die Verteidigung startet zwar bei fast Null, die Angreifer aber auch. Die erhöhte Gefahr für „Day-Zero-Attacken“ bleibt aber.
Wenn nicht schon geschehen, sollten sich Unternehmen heute bereits eine Strategie und eine Roadmap definieren, wie eine Migration aussehen kann. Dazu gehört eine Inventarisierung der vorhandenen IPv4-Adressräume und deren Auslastung. Zentralisiertes IP-Adress-Management kann hier sehr hilfreich sein. Genauso wichtig ist die Betrachtung der vorhandenen IT-Systeme und Infrastrukturen nach Migrationsmöglichkeiten zur Unterstützung der neuen Version 6, inklusive deren Reifegrad. Ein Aufbau von Wissen zum Thema IPv6 innerhalb der ITK-Mannschaft ist ebenfalls unerlässlich.