NTT Global Network Report 2022

Network as a Service rückt in den Fokus

27. Januar 2023, 6:55 Uhr | Autor: Kai Grunwitz / Redaktion: Diana Künstler
Netzwerke, Rechenzentrum
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Viele Unternehmen nehmen ihr Netzwerk als Wachstumsbremse wahr. Sie investieren in dessen Modernisierung, tun sich aber schwer, neue Geschäftsanforderungen zu erfüllen, weil es an Personal und Fachwissen fehlt. Die Mehrheit ist deshalb auf der Suche nach MSPs.

Unternehmen treiben ihre Digitale Transformation mit Nachdruck voran, wobei in den vergangenen Jahren vor allem Themen wie hybride Arbeitsmodelle, Cloud und IT-Sicherheit ganz oben auf der Agenda standen. Das Netzwerk hingegen wurde häufig vernachlässigt – es war ja da und funktionierte. Inzwischen stellen mehr und mehr Unternehmen jedoch fest, dass ihre komplexen und historisch gewachsenen Infrastrukturen nicht mit neuen Business-Anforderungen mithalten können. Denn wenn Mitarbeitende überwiegend im Homeoffice und mit Cloud-Services arbeiten oder Produktionsanlagen von Datenauswertungen in Echtzeit abhängen, verändern sich Datenflüsse und Netzwerklasten erheblich.

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Netzwerklandschaft im Umbruch
Netzwerke spielen eine zentrale Rolle bei der Digitalen Transformation. Doch obwohl Unternehmen in ihre Netzwerke investieren, können die Infrastrukturen den wachsenden Anforderungen oft nicht gerecht werden.
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Immerhin 70 Prozent der mehr als 1.300 IT-Entscheidungsträger, die für den NTT Global Network Report 20221 in 21 Ländern befragt wurden, halten ihr Netzwerk denn auch für eine Wachstumsbremse, weil es sich negativ auf geschäftliche Abläufe auswirkt. Das führt zu verstärkten Investitionen in diesen Bereich, allen voran in Cloud-basiertes Netzwerkmanagement, AIOps und 5G. Die modernen Technologien sollen Netzwerkinfrastrukturen zukunftsfähig machen, sehen doch mittlerweile 95 Prozent der Unternehmen das Netzwerk als Rückgrat ihrer Digitalen Transformation. 96 Prozent haben ihre IT-Ausgaben (gemessen am Umsatz) erhöht und fast zwei Drittel stecken einen größeren Anteil dieses Budgets ins Netzwerk. Am Netzwerk zu sparen, ist für Unternehmen keine Option mehr, da zu niedrige Investitionen zahlreiche Risiken bergen. Neben hohen Betriebs- und Supportkosten fürchten die Befragten unter anderem Schwierigkeiten bei der Bereitstellung neuer Services, die wichtig für Digitalisierungsvorhaben sind, sowie Sicherheitsprobleme und ineffiziente Prozesse.

Verteilte Infrastrukturen verlangen nach einer neuen Security

Hybride Arbeitsmodelle und Cloud-Services sorgen dafür, dass immer mehr Kommunikations- und Datenflüsse außerhalb des geschützten Unternehmensnetzwerks stattfinden. Dort sind sie anfälliger für Cybergefahren, weshalb IT-Sicherheit zum integralen Bestandteil von Netzwerkarchitekturen werden muss. 95 Prozent der Unternehmen investieren daher gezielt in die Security-Fähigkeiten ihrer Infrastruktur. Die Mehrheit hat zudem erkannt, dass IT-Sicherheit bereits bei der Netzwerkplanung beginnt und nicht erst nachträglich auf ein neues Netzwerk aufgesetzt werden sollte. Sie streben nach der Konvergenz von Security und Networking, wie SASE-Architekturen (Secure Access Service Edge) sie bieten.

Darüber hinaus setzen Unternehmen zunehmend auf cloudbasierte Sicherheitslösungen und identitätsbasierte Security-Ansätze, mit denen sich verteilte Infrastrukturen besser schützen lassen als mit Hardware-Firewalls am Perimeter.

Der Top-Trend bei den Modernisierungen ist folgerichtig Cybersecurity Mesh, also der individuelle Schutz einzelner Assets durch eine stärkere Segmentierung, verschiedene Zugriffsebenen und eine konsequente Verifizierung aller Zugriffe. Dieser als Zero Trust bekannte Grundgedanke, einem Benutzer oder System nicht zu vertrauen, nur weil es sich in der Vergangenheit oder an anderer Stelle schon einmal erfolgreich authentifiziert hat, ist entscheidend für die Absicherung hybrider IT-Umgebungen. 

Brandbekämpfung statt Netzwerkmodernisierung

Nahezu alle Unternehmen versuchen dem NTT-Report zufolge, ihre Netzwerke durch Virtualisierung und Software-definierte Lösungen agiler zu gestalten. Statt bei neuen Anforderungen mühsam unzählige Netzwerkgeräte manuell umzukonfigurieren, wollen sie Anwendungen über zentrale Management-Tools feste Bandbreiten zuweisen oder Datenverkehr priorisieren können. Die Software ermittelt dann die optimalen Übertragungspfade und passt die entsprechenden Geräte automatisch an – das nimmt den IT-Teams viel Arbeit ab und verhindert auch Fehlkonfigurationen oder inkonsistente Richtlinien.

Zudem sind 90 Prozent der Befragten der Meinung, dass AIOps, Automatisierung und Predictive Analytics ihnen in den nächsten Jahren helfen können, die Bereitstellung von Netzwerkservices zu verbessern. Aktuell tun sich viele Unternehmen nämlich schwer, den Wunsch nach höheren Geschwindigkeiten, niedriger Latenz und innovativen Diensten zuverlässig und vor allem schnell zu erfüllen. Fehlende Expertise und technische Schulden wie veraltete Technologien und Legacy-Systeme hindern sie daran. Außerdem mangelt es trotz steigender Netzwerkinvestitionen vielerorts weiter an Budgets, und häufig sind die IT-Teams viel zu sehr mit „Fire Fighting“ – der Lösung akuter Probleme – beschäftigt, als dass sie sich um die Weiterentwicklung der Netzwerkstrategie oder dringende Anforderungen von Fachbereichen kümmern könnten.

Der Wunsch nach Managed Network Services wächst

Da IT-Fachkräfte rar und nur schwer zu gewinnen sind, beschäftigen sich Unternehmen vermehrt mit Network as a Service (NaaS) – bereits 92 Prozent der CIOs und CTOs präferieren dieses Modell. Dabei schätzen sie vor allem die flexible Skalierung der Netzwerkressourcen und deren einfachen und zuverlässigen Bezug aus einem Service-Katalog. In der Regel wollen sie mit einem einzigen und nicht mehreren MSPs zusammenarbeiten, um Probleme mit Vertragswerken und SLAs sowie bei der Interoperabilität der Services zu vermeiden. Davon sind sie aber noch weit entfernt: 80 Prozent der Unternehmen kaufen nach wie vor Silo-Lösungen beziehungsweise weiter bei ihren bestehenden Netzwerkanbietern.

Kai Grunwitz von NTT
Kai Grunwitz ist Geschäftsführer der NTT Ltd. in Deutschland.
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Bislang ist die Auslagerung des Netzbetriebs vor allem im WAN-Bereich verbreitet, doch die Bereitschaft wächst, auch das interne Netzwerk einem externen Partner anzuvertrauen. Das betrifft vor allem Bereiche wie Private 5G und integrierte IT-/OT-Umgebungen, die für Unternehmen noch recht neu sind und für die es intern an Erfahrung, Wissen und Fachkräften fehlt. Ein MSP kann diese Infrastrukturen meist effizienter und zuverlässiger betreiben und sicherstellen, dass sie die geplanten Anwendungsfälle optimal unterstützen. Zugleich werden durch die Auslagerung personelle Kapazitäten innerhalb des Unternehmens für andere IT-Projekte frei.

Letztlich hat die überwiegende Mehrheit der Unternehmen erkannt, dass das Netzwerk ein Business Enabler ist und sich Modernisierungen nicht länger aufschieben lassen. Die Zeit drängt vielmehr, da 93 Prozent davon ausgehen, dass ihre Abhängigkeit vom Netzwerk in den kommenden zwei Jahren sogar nicht zunehmen wird.

1 https://services.global.ntt/de-de/insights/2022-23-global-network-report


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