Auch wer nur einige wenige Serverschränke betreibt, muss sich mit Themen wie Kältetechnik, Stromversorgung, Energieeffizienz sowie IT- und Zugangssicherheit beschäftigen. Der neue Standard "DIN EN 50600" soll IT-Verantwortlichen weiterhelfen.
Wie fügen sich eigentlich die ganzen Bestandteile eines Rechenzentrums zusammen und ergeben eine ausfallsichere IT-Infrastruktur, die zudem alle erforderlichen Normen erfüllt? Eine europaweit einheitliche Norm zu Konzeption, Bau und Betrieb von Rechenzentren gab es bislang noch nicht. Es sind zwar für alle Einzelaspekte der IT-Infrastruktur bereits Standards und Richtlinien vorhanden, beispielsweise von TÜV, VdS, VDE, BSI oder Verbänden wie Bitkom und Eco. Was jedoch fehlt, ist eine definierte Vorgehensweise, die das Zusammenspiel aller Gewerke eines Rechenzentrums beschreibt. Gerade die Vielfalt der Technologien und der einzubeziehenden Spezialisten sowie die Abstimmung der Gewerke machen es so kompliziert, das Gesamtkonzept zu überschauen. Die Norm „EN 50600“ umfasst daher zentrale Themen wie Energieversorgung, Klima- und Gebäudetechnik, Verkabelung, Sicherheitssysteme sowie Management und Betrieb. Die aktiven ITK-Komponenten wie Server und Netzwerkausrüstung werden dagegen nicht betrachtet.
Im Detail besteht die EN 50600-Norm aus einer Vielzahl von Kapiteln, die sich jeweils mit Teilbereichen beschäftigen. Schon im Jahr 2013 wurde das Kapitel 1 vorgestellt, das sich mit allgemeinen Konzepten zum Rechenzentrumsbau beschäftigt. Bis Ende 2015 kamen die Kapitel 2-1 bis 2-5 für die unterschiedlichen Gewerke hinzu. Noch in Arbeit ist das Kapitel 3-1 für Management und Betrieb. Wichtig ist an dieser Stelle eine Abgrenzung, was die neue Norm nicht zu leisten vermag: Sie ist keinesfalls eine Art starre Blaupause zum Bau von einheitlichen IT-Umgebungen. Es werden vielmehr Grundprinzipien vorgestellt, die die Grundlage für ausfallsichere Rechenzentren bilden. Darauf basierend entwickeln Unternehmen ihre individuell ausgeprägten IT-Landschaften mit allen benötigten Besonderheiten. Auch kann die Norm die fachliche Beratung nicht ersetzen. Es werden weiterhin Spezialisten aus allen Gewerken benötigt, die mit ihrem handwerklichen Fachwissen dazu beitragen, eine stabile Infrastruktur aufzubauen.