Schutz vor unbefugtem Zugriff

Sicherheit auch am Netzwerkrand

8. April 2022, 9:25 Uhr | Lukas Steiglechner
Server unter Glaskuppel
© Vantuz / 123rf

Server und andere IT-Komponenten befinden sich mittlerweile nicht mehr nur in herkömmlichen Rechenzentren. Vielmehr ist die IT-Infrastruktur zusehends verteilt, vor allem im Zuge von Edge Computing. Doch auch entsprechende Infrastrukturen brauchen Absicherung.

In herkömmlichen Rechenzentren ist es meist kein Problem, IT und Daten zu schützen. Oft handelt es sich um leicht zu überwachende Gebäude mit vielschichtigen Vorkehrungen. Dazu zählen unter anderem gesicherte Tore für das gesamte Gelände, Wachpersonal, Sicherheitstüren für verschiedene Bereiche sowie eine umfassende Videoüberwachung. Zusätzlich lässt sich durch einen stufenweisen Aufbau leicht kontrollieren, wer die Berechtigung hat, welchen Bereich zu betreten.

Die Struktur der IT-Systemlandschaften wandelt sich aber zunehmend. Unter anderem kommt Ende-Computing eine wachsende Bedeutung zu, um den Anforderungen digitaler Konzepte gerecht werden zu können und beispielsweise Latenzen so gering wie möglich zu halten. Das schafft aber auch die Herausforderung, diese verteilte Infrastruktur abzusichern – selbst wenn sie sich an unzugänglichen Standorten befindet: Neue Sicherheitsstrategien sind gefordert.

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Michael Nicolai, Vertriebsleiter IT bei Rittal Deutschland: „Freistehende Micro-Datacenter brauchen eine gute einzelne Sicherung, je nach Anwendung per Zugangskontrolle oder sogar als hochsicherer Safe.“
© Rittal GmbH & Co KG

Laut einer Vertiv-Umfrage hat das Thema Sicherheit für 85 Prozent der Befragten bei Edge Computing die höchste Priorität. Doch so vielfältig entsprechende Konzepte sind, so individuell müssen auch die Vorkehrungen sein. So kann Edge Computing vom einem kleinen Serverschrank bis hin zu einem Micro-Datacenter verschiedenste Formen annehmen. Ein Micro-Datacenter ist beispielsweise ein kleines containerisiertes Rechenzentrum, das ein Rack-System zusammen mit Komponenten wie Kühlung und Stromversorgung auf engstem Raum bündelt. Zudem variiert der jeweilige Standort. Ob in einem Ladengeschäft, in einer Produktionshalle oder gar im öffentlichen Raum sowie in der Natur – Edge-Systeme können prinzipiell überall zum Einsatz kommen.

Doch genau diese Vielfältigkeit verändert auch die Anforderungen. Meist lassen sich Schutzmaßnahmen regulärer Rechenzentren am Netzwerkrand nicht umsetzen, dabei ist es aber auch dort ebenso wichtig, „dass die Racks effektiv vor unbefugtem Zugriff gesichert sind“, unterstreicht Michael Nicolai, Vertriebsleiter IT bei Rittal in Deutschland. „Freistehende Micro-Datacenter brauchen dafür eine gute einzelne Sicherung, je nach Anwendung per Zugangskontrolle oder sogar als hochsicherer Safe.“

Weitere Aspekte, die Betreiber im Falle entsprechend freistehender Anlagen im öffentlichen Raum beachtet müssen, sind, diese möglichst widerstandsfähig sowie unauffällig zu konzipieren. Denn Gefahr geht letztlich nicht nur von Cyberkriminellen aus, sondern in diesem Szenario auch von Vandalismus. Jürgen Sept, CTO bei Fath Mechatronics, betont, dass es daher wichtig ist, dass „nie etwas blinkt“. Darüber hinaus brauche es „einen gewissen Grad an Vandalismussicherheit, eine akustische Alarmierung ist da wichtig“.

Kritis und neue Anwendungsfälle

Aber nicht nur der Standort setze ein Umdenken bei Sicherheitskonzepten voraus, sondern vor allem auch „neue Anwendungsfälle im Bildungsbereich und in der Industrie“, meint Sept. Hier werden immer öfter einzelne Serverschränke benötigt, die wirksam vor Fremdeinwirkung abgesichert sein müssen. Grundsätzlich ist laut Nicolai aber nicht die Branche ausschlaggebend, sondern letztlich die Anwendung sowie der Ort, an dem die Infrastruktur zum Einsatz kommt. Zusätzliche Aufmerksamkeit ist zudem im Kritis-Bereich geboten. Denn hier ändern sich immer wieder Regularien. So gab es im Jahr 2021 eine neue Verordnung des Bundesamtes für Sicherheit und Informationstechnik. Diese sieht unter anderem vor, dass „nicht nur Kritis-Betreiber für die Sicherheit verantwortlich sind, sondern auch die Zulieferer“, erklärt Sept und führt aus: „Außerdem wurden dabei bestimmte Schwellwerte gesenkt, sodass mehr Unternehmen als Kritis gelten – speziell im Energiesektor“.

Ob also am Netzwerkrand oder auch in klassischen Rechenzentren: Immer mehr Unternehmen müssen ihre Sicherheitskonzepte laufend prüfen, um empfindliche Daten und Systeme vor unbefugtem Zugriff zu schützen. Vor allem bei Edge-Computing gilt es, individuelle Konzepte zu finden.


  1. Sicherheit auch am Netzwerkrand
  2. Nachgehakt: Kurzinterview mit Jürgen Sept, CTO bei Fath Mechatronics

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