Edge Computing ist im Kommen. Dies eröffnet für TK-Unternehmen neue Marktchancen, denn sie können ihren Kunden dann eine sichere Bereitstellung und Verwaltung von Anwendungen an potenziell Tausenden von Standorten ermöglichen – sowohl am TK-Edge als auch am Enterprise-Edge.
Immer mehr Unternehmen aus verschiedenen Branchen unterstützen mit Edge Computing Anwendungen im Bereich Industrie 4.0. Dazu gehören zum Beispiel die Fernsteuerung von Maschinen und Robotern sowie ein automatisches Bestellsystem in einem Fast-Food-Restaurant oder einer Einzelhandelskette. Daher müssen die Anwendungen äußerst zuverlässig und reaktionsschnell sein.
Dies eröffnet für Telekommunikationsunternehmen neue Marktchancen, denn sie können ihren Kunden dann eine sichere Bereitstellung und Verwaltung von Anwendungen an potenziell Tausenden von Standorten ermöglichen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Applikationen, die in zentralen Rechenzentren betrieben werden, sollten sich Edge-Anwendungen möglichst nahe an den Edge-Standorten befinden. Doch dort stehen nur begrenzte Datenverarbeitungs- und Speicherkapazitäten zur Verfügung. So sollten die Apps schlank und sparsam sein. Zudem sollten sie mit flexiblen und skalierbaren Lösungen verwaltet werden, die über Public und Private Clouds sowie lokalen Rechenzentren hinweg funktionieren.
Obwohl viele Unternehmen aus anderen Bereichen ebenfalls in den Enterprise-Edge-Markt einsteigen, befinden sich TK-Dienstleister in einer besonders starken Position. Sie betreiben bereits weit verteilte physische Anlagen, wie Basisstationen, Hauptverteiler und sogar Schaltschränke auf Straßenebene, welche die Grundlage für ein Edge-Netzwerk bilden können. Durch die Kombination von Edge Computing mit der notwendigen Konnektivität bieten sie alles aus einer Hand.
TK-Unternehmen verfügen zudem über wertvolles technisches und wirtschaftliches Know-how. Sie kennen sich mit Netzwerken und Funkschnittstellen aus. Die meisten Betreiber bedienen Unternehmen in ihren lokalen Märkten schon seit Jahrzehnten. Gleichzeitig haben sie viel Erfahrung bei der Wahrung der Privatsphäre und der Aufrechterhaltung der Sicherheit bei gleichzeitiger Einhaltung strenger Vorschriften. Schließlich gehören sie in Deutschland zu den Betreibern kritischer Infrastrukturen.
Die Vielseitigkeit von 5G ermöglicht es TK-Dienstleistern zudem, mehr als Content-Delivery-Netzwerke und Caching-Dienste anzubieten. Damit können sie eine Schlüsselrolle bei der Bereitstellung von dynamischem und intelligentem Edge Computing einnehmen. Neben schneller und reaktionsfähiger Konnektivität lassen sich mit 5G private Netzwerke, hohe Sicherheit und verwaltete End-to-End-Services bieten. Außerdem ist eine Kombination aus softwaredefinierten Weitverkehrsnetzen mit Sicherheitsdiensten möglich. Dazu gehören Web Application Firewalls, Anti-Bot-, Anti-DoS- und Anti-Betrugsmaßnahmen.
Neben Netzwerken und Sicherheit sind auch Cloud-native Technologien wie Microservices, Container und Kubernetes wichtig. Das weit verbreitete Kubernetes-Framework ermöglicht es beispielsweise, einzelne Microservices einer App – verpackt in einem Container – dynamisch an jeden geeigneten Server-Standort mit einem Kubernetes-Stack zu verschieben. Dabei kann es sich um eine Public Cloud, einen physischen Server des Unternehmens oder eine virtuelle Maschine beim TK-Dienstleister handeln.
Die Nutzung von Kubernetes in einer hochgradig verteilten Edge-Architektur führt jedoch zu einigen Herausforderungen, zumal es in diesem Bereich einen Mangel an Fachkräften gibt. Während die Bereitstellung einer App in der Public Cloud recht einfach ist, stellt das Deployment an bis zu hunderten oder tausenden Standorten sowie das anschließende Aufrechterhalten der Aktualität und Sicherheit deutlich höhere Anforderungen. Denn hier kann das manuelle Zusammenfügen von Anwendungslogik, Bereitstellungs- und Security-Technologien neue Sicherheitsrisiken und erhebliche betriebliche Komplexität erzeugen.
Um die Sache weiter zu verkomplizieren, bedeutet Edge für jeden etwas anderes. Für einige Anbieter ist der Edge auf die spezifischen Computerumgebungen beschränkt, die sie unterstützen. Aber Unternehmen wollen ihren eigenen Edge definieren und Anwendungen dort einsetzen, wo sie es wünschen. Sie möchten auch die Flexibilität besitzen, diese Anwendungen oder Teile davon zwischen verschiedenen Umgebung zu verschieben, wenn sich ihr Unternehmen weiterentwickelt oder der Markt neue Anforderungen stellt.