Das Ende der Mobilfunkfrequenzauktion war zugleich der Startschuss für 5G in Deutschland. Was es seitens der Netzbetreiber braucht, um den 5G-Ausbau voranzutreiben und welche Rolle Data Analytics hierbei einnehmen kann, erläutert Stefan Schwarz von Teradata im Interview.
funkschau: Zwölf Wochen dauerte die Frequenzauktion, insgesamt 6,55 Milliarden Euro bezahlten die vier Provider – Deutsche Telekom, Vodafone, Telefónica und 1&1 Drillisch – für die 5G-Frequenzblöcke. Kritische Stimmen bemängelten, der teuer erkaufte Sieg schade dem Netzausbau. Wie bewerten Sie den Ausgang der Frequenzauktion?
Stefan Schwarz: 6,55 Milliarden Euro sind eine hohe Summe, keine Frage. Und natürlich wird dieses Geld den Providern für operative Aufgaben beim 5G-Ausbau fehlen. Kritiker fordern seit geraumer Zeit, das „französische Modell“ für Deutschland anzupassen. Demnach verpflichten sich die Mobilfunknetzbetreiber freiwillig, den Ausbau intensiv voranzutreiben; während der Staat sich im Gegenzug verpflichtet, die Frequenzkosten so attraktiv zu gestalten, dass die eingesparten Gelder direkt in die Infrastruktur fließen können. Gleichzeitig muss betont werden, dass aus den Einnahmen der Auktion hierzulande ein Investitionsfonds für den Ausbau der digitalen Infrastruktur entstehen soll; und dass die Provider natürlich ein eigenes hohes Interesse an dem Netzausbau haben, weil es Umsatzpotenziale durch neue Services, Anwendungen und Technologien bietet. Die Telekommunikationsbranche befindet sich gerade in einem starken Wandel. Die Provider stellen sich neu auf, verstehen sich zunehmend als Technologieanbieter. Bei aller Kritik an der Frequenzauktion sollte man ebenso berücksichtigen, dass Deutschland beim Netzausbau einen enormen Nachholbedarf hat und wir als eine der führenden Wirtschaftsnationen die Vorsprünge anderer dringend aufholen müssen.
funkschau: Welche Chancen bietet die 5G-Technologie?
Schwarz: 5G ist ein Quantensprung. Die neue Funktechnologie ermöglicht komplett neue Geschäftsmodelle, Services und Anwendungen, die wir uns teils noch gar nicht vorstellen können. Ohne 5G kein autonomes Fahren, vernetzte Fabriken, Smart Homes und Smart Cities, Augmented und Virtual Reality oder smarte Robotik – sprich die Möglichkeiten bei (Industrial) IoT sind ohne 5G nur sehr beschränkt. Für all diese spannenden digitalen Technologien und Visionen, die unser Leben einfacher machen, müssen vernetzte Geräte in der Lage sein, schneller und berechenbarer miteinander zu kommunizieren. Prognosen zufolge wird es im Jahr 2022 bereits weltweit 50 Milliarden vernetzte Geräte geben. All diese Geräte brauchen die Fähigkeit, ein tausend Mal höheres Datenvolumen als bislang in einer Millisekunde miteinander auszutauschen und zu analysieren – und genau das macht 5G möglich.
funkschau: Das Ende der Auktion war gleichzeitig der Startschuss für 5G in Deutschland. Was braucht es seitens der Netzbetreiber, um den 5G-Ausbau voranzutreiben?
Schwarz: Infrastruktur, Infrastruktur, Infrastruktur – und dafür müssen die Netzbetreiber tausende von neuen Funkmasten aufbauen. Die Deutsche Telekom will bis Ende des Jahres in sechs deutschen Städten rund 300 neue 5G-Antennen in Betrieb bringen. In Berlin, München, Köln, Bonn und Darmstadt können Telekom-Kunden bereits im 5G-Netz surfen. Generell ist der Funkmastausbau eine große logistische und finanzielle Aufgabe für die Netzbetreiber, die sich gegenüber der Bundesnetzagentur zu zahlreichen Auflagen verpflichtet haben. Unter anderem müssen sie bis Ende 2022 mindestens 1.000 5G-Basisstationen bereitgestellt haben und an Autobahnen und Bundesstraßen bis 2020 eine Bandbreite von 100 Mbit/s zur Verfügung stellen.