IDC-Studie Industrial IoT in Deutschland

Die Krise als Bremsklotz und Weckruf gleichermaßen

2. Dezember 2020, 9:31 Uhr |
Internet der Dinge, Industrie 4.0
© krunja | Shutterstock.com

Industrial IoT wurde in den letzten Jahren stark adaptiert. Insbesondere viele deutsche Industrieunternehmen haben das Potenzial erkannt und in diversen Anwendungsfällen umgesetzt. Die aktuelle Wirtschaftslage bremst zwar die Pläne vieler aus, von einem Stillstand kann aber nicht die Rede sein.

Die IDC Studie „Industrial IoT in Deutschland 2021“ zeigt: Rund 39 Prozent der Unternehmen mit IoT-Plattformen im Einsatz bauen Business- Ökosysteme mit Innovationspartnern auf; technologische Entwicklungen bei Edge Computing, 5G und AI/ML fördern neue Anwendungsszenarien und IIoT-Adaption, der aktuellen Situation geschuldet steht Optimierung mehrheitlich im Vordergrund und neue Geschäftsmodelle haben bisher nur knapp ein Viertel der Befragten umgesetzt und bleiben damit hinter ihren eigenen Planungen aus dem vergangenen Jahr zurück.

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IDC Studie Industrial IoT in Deutschland 2021
Einfluss von Covid-19 auf IIoT-Budgets und -Projekte
© IDC Studie Industrial IoT in Deutschland 2021

Die deutsche Wirtschaft hat bisher ein hartes Jahr hinter sich. Die Corona-Pandemie und insbesondere der erste Lockdown in vielen Ländern weltweit hat vor allem die güterintensiven und exportierenden Branchen schwer getroffen. Dennoch zeigt die aktuelle IDC Studie unter rd. 250 industriellen und industrienahen Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern, die Ende September zur Umsetzung von Industrial IoT befragt wurden: Fast 40 Prozent wollen wegen Covid-19 ihre Investitionen in IIoT – also die Digitalisierung und Vernetzung von Maschinen, Werkzeugen und Produkten zur Erzeugung von Daten beispielsweise für Automatisierung und Analysen – erhöhen, lediglich 18 Prozent der Befragten planen sie zu senken. Aktuell sehen viele Unternehmen zentrale Vorteile im IIoT zur Bewältigung kurzfristiger Herausforderungen: 53 Prozent wollen Prozesse optimieren und Kosten sparen, 47 Prozent erhoffen sich bessere und schnellere Entscheidungen aufgrund genauerer Daten. Insgesamt planen 59 Prozent der Befragten neue Projekte – auch um den neuen Herausforderungen von Covid-19 zu begegnen.

Matthias G. Eckermann, SUSE
Matthias G. Eckermann, Director Product Management Linux Platforms, SUSE: “Der Erfolg von IIoT-Projekten manifestiert sich in zwei Richtungen: kurzfristig und langfristig. Kurzfristiger Erfolg bedeutet, dass Unternehmen mit ihrem IIoT-Projekt schnell  Geschäftserfolge realisieren. Für den langfristigen Erfolg ist entscheidend, dass das  Projekt stabil bleibt und Infrastruktur, Sensoren und Geräte dauerhaft abgesichert  sind.” 
© SUSE

Aufbau von Innovations-Ökosystemen mit Partnern

Wesentliche Mehrwerte bietet IIoT durch intensive Vernetzung mit weiteren Datenquellen in der Produktion und anderen Abteilungen, zum Beispiel dem ERP oder dem CRM. 58 Prozent der befragten Unternehmen mit IoT-Plattformen im Einsatz haben diese für bessere Einblicke oder neue Services und Produkte bereits umfangreich oder in Pilotprojekten mit anderen IT-Systemen interner Abteilungen vernetzt. „Großes Potenzial liegt aber auch darin, sich mit externen Partnern zu verbinden“, sagt Marco Becker, Senior Consultant und Projektleiter bei IDC. „Immer mehr Wertschöpfung wird digital und in Kooperationen mit anderen Unternehmen in Ökosystemen stattfinden – zunehmend auch zwischen komplett verschiedenen Branchen. Für die Schaffung neuer, gemeinsamer datenbasierter Geschäftsmodelle haben sich immerhin schon rund 39 Prozent der Nutzer von IoT-Plattformen umfassend oder in Pilotprojekten mit externen Innovationspartnern vernetzt.“

Bernhard Kirchmair, Axians
Dr. Bernhard Kirchmair, Chief Digital Officer, VINCI Energies Deutschland ICT: “Ein  wichtiger Punkt in der Veränderung der Automatisierungslandschaft sind die  leistungsfähige und zuverlässige Vernetzung von Produktionsstandorten sowie die  lokale Verarbeitung von komplexen Daten. Um die Antwortzeiten bei der Datenverarbeitung zu minimieren, kann mittels Edge Computing am Produktionsstandort eine deutliche Verbesserung herbeigeführt werden, indem die Notwendigkeit der  Datenübertragung in ein zentralisiertes Rechenzentrum entfällt.”
© Axians

Edge Computing ermöglicht neue Anwendungen und Geschäftsmodelle

Um Teil von Ökosystemen zu werden, müssen Anwenderunternehmen vor allem relevante Daten erzeugen, und in der Lage sein, diese über geeignete Lösungen und Schnittstellen mit Partnern teilen und kombinieren zu können. Edge Computing ist dafür aus Sicht von IDC aktuell die vielversprechendste Technologie und die Befragten teilen diese Meinung, denn rund 42 Prozent der Befragten haben Edge Computing produktiv oder in Pilotprojekten im Einsatz, weitere 29 Prozent haben Pilotprojekte geplant. Es ermöglicht Unternehmen aller Branchen, relevante Daten nicht nur direkt an Endpunkten zu erfassen, sondern auch an diesen zu empfangen und zu verarbeiten. Beliebt sind beispielweise Tracking und Monitoring zur Optimierung des Asset- Einsatzes unter den befragten Fertigungsunternehmen, die Kommunikation unter Fahrzeugen im Bereich Automotive oder der Einsatz von autonomen Robotern in der Prozessfertigung bei für Menschen gefährlichen Prozessschritten. Für Ver- und Entsorger bietet Edge Computing mit Remote Monitoring und Maintenance ausgesprochen hohes Potenzial wegen der teilweise riesigen Gebiete mit schwer zugänglichen Standorten (zum Beispiel Strom- oder Rohrnetze) und auch Unternehmen aus Transport, Verkehr und Logistik generieren durch Edge Computing mittels Asset und Fleet Management einen hohen Mehrwert bei der Fahrzeug-, Güter- und Routenorchestrierung.

Über die Studie
Die IDC Multi-Client-Studie „Industrial IoT in Deutschland 2021“ wurde Ende September/Anfang Oktober 2020 – also nach dem ersten und kurz vor dem zweiten Lockdown – durchgeführt. Befragt wurden IT- und Fachbereichsverantwortliche aus 254 Unternehmen in Deutschland.

 


  1. Die Krise als Bremsklotz und Weckruf gleichermaßen
  2. 5G verschafft IIoT und Edge Computing zusätzlichen Schub

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