2020 war mehr als turbulent: Digitale Geschäftsmodelle sind vielerorts die großen Profiteure, die Cyber-Security-Lage hat sich parallel dazu zugespitzt, das Homeoffice ist zum New Normal avanciert. Wie werden sich diese vielen verschiedenen Umbrüche auf das noch junge Jahr 2021 auswirken?
Die ganz persönliche Transformation
Die Pandemie hat quasi von heute auf morgen vieles verändert, was bis dahin unmöglich erschien. Der massenhafte Umstieg vom Präsenz- ins Homeoffice, an die digitalen Zeiten angepasste Geschäftsmodelle, (überfällige) Investitionen in digitale Geräte oder Anwendungen für Mitarbeiter. Auch die Menschen waren gefordert, sich auf die neue Situation einzustellen und mit ihr umzugehen. Doch wie auch bei der technischen Aus- und Umrüstung mitunter nur Überbrückungslösungen gefunden wurden, konnten die Mitarbeiter noch nicht vollumfänglich für die neuen Anforderungen gerüstet werden. In Zeiten, da an ein Seminar oder Workshop mit zehn oder mehr Personen nicht zu denken ist, macht dies digitale Angebote für Aus- und Weiterbildung interessant. So stellt die Online-Lernplattform Coursera fest, dass Unternehmen ihre Programme für interne Lern-, Aus- und Weiterbildungsangebote 2021 neu ausrichten müssen. Die unternehmensweiten Lern-Strategien müssten den neuen Anforderungen angepasst werden. „Da sich die Geschäftslandschaft in einem noch nie dagewesenen Tempo verändert, müssen Unternehmen kontinuierlich lernen, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben“, so Jennie Drimmer, Regional Director bei Coursera for Business EMEA.
Da sich die Datenkultur weiter ausbreiten wird, ist zudem ein Self-Service-Ansatz sinnvoll; so können Mitarbeiter aus den Fachabteilungen ohne Hilfe von Data Scientists analytische Werkzeuge nutzen. Tom Becker, Regional Vice President Central Europe bei Alteryx, erklärt hierzu, dass Mitarbeiter in den Fachbereichen – befähigt und motiviert von ihren Vorgesetzten – „ihre ganz persönliche Digitale Transformation“ starten sollten. Die Pandemie hat die Digitalisierung näher an den Einzelnen gebracht – und somit ist nun auch jeder einzelne gefordert. (SN)
Neo-Ökologie: Mülltrennung (digital) weiter gedacht
Derzeit macht ein Megatrend von sich reden, der das aktuelle Jahrzehnt entscheidend mitprägen soll: die Neo-Ökologie. Um einen Megatrend handele es sich laut Zukunftsinstitut auch deshalb, weil Neo-Ökologie alle Bereiche unseres Alltags durchdringe. Ob
persönliche Kaufentscheidungen, gesellschaftliche Werte oder Unternehmensstrategie – der Megatrend sorge nicht nur für eine Neuausrichtung der Werte der globalen Gesellschaft, Kultur und Politik. Er verändere auch unternehmerisches Handeln und Denken in seinen elementaren Grundfesten. Kaum verwunderlich, dass viele andere (vermeintliche) Trendthemen damit verknüpft sind – wie zum Beispiel Direct Trade, E-Mobility, Green Tech, Sharing Economy, Social Business oder Zero Waste.
Einer der prominentesten Köpfe oder – wenn man so will – auch Auslöser von Neo-Ökologie ist nicht zuletzt Greta Thunberg gewesen, die diese massenwirksam in das Bewusstsein der Gesellschaft gerückt hat. Zukunftsorientierte Unternehmen geben dem Thema daher spätestens jetzt einen neuen Stellenwert und agieren auch online umweltbewusst(er). Demnach reiche es laut Digitalagentur Interactive Tools nicht mehr aus, kleinere Projekte unter dem Deckmantel der „Nachhaltigkeit“, wie Mülltrennung im Unternehmen, zu forcieren. Vielmehr gelte es, das Umweltbewusstsein auch in die digitalen Assets der Unternehmung zu überführen. Das geht für Unternehmensverantwortliche mit grundsätzlichen Fragestellungen einher:
Das langfristige Ziel für viele Unternehmen sei laut Interactive Tools die klimaneutrale Website. Und in der Tat: Erkenntnisse des Bitkom belegen, dass sich 46 Prozent der Unternehmen in Deutschland eine freiwillige Selbstverpflichtung auferlegt haben, nach der sie zu einem bestimmten Zeitpunkt klimaneutral sein wollen. Gut jedes fünfte der Unternehmen (22 Prozent), die eine Klimaneutralität planen, will dieses Ziel bereits innerhalb der nächsten fünf Jahre erreichen. 50 Prozent der Unternehmen, die klimaneutral werden wollen, haben sich dies für die nachfolgenden fünf Jahre von 2026 bis 2030 vorgenommen. Der Weg dahin ist allerdings nicht nur auf Grundlage effizienter digitaler Technologien errichtet, sondern geht ebenso mit ganzheitlicher Prozessberatung einher. (DK)
Zero (digital) Waste
Den Trend zu Zero Waste, also einer nachhaltigen Strategie, um Müll zu vermeiden und Ressourcen zu schonen, können nicht nur einzelne Mitglieder der Gesellschaft verfolgen, sondern auch Unternehmen. Dabei verbessern sie nicht nur ihren ökologischen Fußabdruck, sondern sie können auch Kosten reduzieren. Eine Zero-Waste-Philosophie lässt sich dabei in verschiedenen Bereichen implementieren. Beispielsweise können Unternehmen die Verpflegung der Mitarbeiter nachhaltig gestalten. Nicht nur hinsichtlich des Bezugs der Ressourcen gibt es dafür Optionen, es kann zudem beispielsweise auch auf Einwegartikel verzichtet werden. Grundsätzlich haben Unternehmen immer die Möglichkeit, weniger Müll zu produzieren, etwa indem Mitarbeiter versuchen, nur sehr wenige Dokumente auszudrucken und dazu Recyclingpapier zu nutzen.
Viele dieser verschiedenen Zero-Waste-Aspekte lassen sich in jedem Unternehmen umsetzen. Zum Beispiel Strom aus regenerativen Quellen wie Wind- oder Solarenergie zu beziehen, oder herkömmliche Prozesse und Strukturen zu digitalisieren – und zwar nachhaltig. Wichtig dabei: Unternehmen können zwar zahlreiche Prozesse digitalisieren, doch muss der entsprechende Host der Daten auch klimaneutral arbeiten. Alle gespeicherten und übertragenen Daten verbrauchen Energie. Eine E-Mail verursacht dabei etwa zehn Gramm CO2. Deshalb ist es umso wichtiger, dass sich jeder einzelne Mitarbeiter darüber Gedanken macht, ob eine E-Mail, ein abonnierter Newsletter oder das Bild in der Signatur wirklich nötig ist. Ob privat oder beruflich, physisch oder digital, alle Aspekte bewegen sich in Richtung einer ökologisch nachhaltigen und klimaneutralen Lebensweise. Weniger Müll zu produzieren liegt aber nicht nur im Trend, weil es ökologisch sinnvoll ist. Letztlich können Unternehmen so auch ihre Kosten verringern und ihre Reputation verbessern. (LS)