Digitale industrielle Weiterbildung

Sparringspartner für den Denkmuskel

1. Juni 2021, 7:34 Uhr | Diana Künstler
Aaron Overmeyer, Ind.academy
funkschau hat mit dem Digitalunternehmer Aaron Overmeyer über die Schnittpunkte von Didaktik und industrieller Weiterbildung sowie die Facetten des Lernens gesprochen.
© Ind.academy

Der Fachkräftemangel bringt ebenso wie die Covid-19-Pandemie verstärkt zum Ausdruck, woran es hierzulande (noch) mangelt: zeitgemäßen Weiterbildungsmaßnahmen. Mit seiner digitalen Lernplattform Ind.academy gehört Aaron Overmeyer zu jenen, die dem etwas entgegensetzen möchten.

"Der Fachkräftemangel ist schon sehr viel länger ein Thema", ist Aaron Overmeyer überzeugt. "Trotzdem ist es häufig so, dass Unternehmen erst dann reagieren, wenn es akut ist." Eine Einschätzung, die sich auf viele Bereiche übertragen lässt. Das haben die Geschehnisse der vergangenen zwölf Monate gezeigt. Wo vorher die Device "Office first" galt, wurden Remote-Arbeitsplätze geschaffen. Und auch im Eventumfeld sind zahlreiche Präsenzveranstaltungen – oft über Nacht – digitalen Formaten gewichen.
Ein Feld, das ebenfalls vom "Katalysator Corona" profitiert, ist das der Weiterbildung. Wo noch vor über einem Jahr Marktbefragungen von Ind.academy ergaben, dass Präsenztrainings nie abgelöst werden würden, sind auf einmal Remote Trainings nachgefragt. „Was die Krise beschleunigt hat, ist digitales Lernen“, fasst Overmeyer zusammen, was nicht nur auf die Erwachsenenbildung zutrifft. Während jedoch für viele Schüler im sogenannten Homeschooling lediglich der Präsenzunterricht eins zu eins in die heimischen vier Wände verlegt wird, ergeben sich für viele Erwachsenen mit den neuen Medien ganz andere Lernformate.

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Blended Learning: Die Mischung macht‘s

"Unserer Meinung nach wird es nicht so sein, dass jeder ständig Zeit hat, an 8-Stunden-Webinaren oder Live Trainings teilzunehmen", sagt Overmeyer. "Deswegen glauben wir, dass der Trend stark in Richtung On-Demand-Trainings, zeitlich und örtlich unabhängiges Lernen, gehen wird. Dabei meinen wir speziell einen Online-Blended-Learning-Ansatz." Will heißen: In einer Art digitalen Selbststudium bringt man sich zunächst zeit- und ortsunabhängig etwas bei und besucht im Anschluss ein Präsenzseminar, um das erlernte Wissen zu vertiefen. Genauso macht es bereits erfolgreich die Münchner Academy, die Branchenneulinge in nur drei Monaten zum IT-Consultant ausbildet (siehe dazu auch funkschau-Artikel "Das 'destillierte' Studium").

Das Prinzip dahinter ist denkbar einfach, weil zielführend: das Beste aus allem herausholen. Das Konzept verbindet somit die Effektivität und Flexibilität von elektronischen Lernformen mit den sozialen Aspekten der Face-to-Face-Kommunikation sowie gegebenenfalls dem praktischen Lernen von Tätigkeiten. Damit ist dieser Ansatz auch prädestiniert als didaktische Grundlage für Overmeyers E-Learning-Marktplatz: "Für mich ist Technologie immer dann sinnvoll, wenn sie Menschen verbindet. Auch im Prozess des Lernens eine sinnvolle Sache, denn deswegen zieht es uns auch in die Klassenräume und Präsenzseminare", sagt der Ind.academy-Gründer. Digitalisierung um ihrer selbst willen hat schlussendlich keinen Nutzen. "Nicht die Technologie sollte im Vordergrund eines Lernprozesses stehen", so Overmeyer, "sondern sie sollte so einfach wie möglich sein und das Lernerlebnis fördern." Ein Credo, von dem der Start-up-Gründer überzeugt ist und das sich bereits  bewahrheitet hat: "Ein ganz großes Thema ist die Didaktik, die wir anfangs tatsächlich nicht auf dem Schirm hatten, weil wir uns mehr in der Vermittlerrolle gesehen haben", gesteht Overmeyer rückblickend ein. Deswegen habe man über das letzte Jahr hinweg auch selbst unglaublich viel dazugelernt und sei gerade dabei, eine Art Consulting-Ansatz zu entwickeln. So hat Ind.academy beispielsweise zusammen mit einem Professor ein achtstündiges Präsenzseminar zum Thema "Grundlagen und Herstellung von Lithium-Ionen-Batterien" didaktisch in ein 80-minütiges Online-Seminar umgewandelt – acht Videoeinheiten mit je zehn Minuten Länge. Kein leichtes Unterfangen. "Das heißt die Didaktik unterscheidet sich hier grundsätzlich. Nur wenn man das versteht, kann man erfolgreich digitale Lerninhalte bauen", sagt Overmeyer. Ein Ansatz, der auch bei Ind.academy konsequent verfolgt wird: Die Lerninhalte auf der Plattform bestehen daher in der Regel aus verschiedenen multimedialen Komponenten, die zu einem Kurs zusammengefasst wurden. Das können animierte Folien mit Voice over sein, aber auch kurze Video- oder Animationssequenzen. Zudem gibt es oft interaktive Teile und Wissensabfragen.

Über Ind.academy

Ind.academy versteht sich als anbieterübergreifende, digitale Weiterbildungsplattform von der Industrie für die Industrie. Auf der Plattform können Unternehmen oder Privatpersonen Lerninhalte verschiedener Anbieter, wie Phoenix Contact oder dem TÜV Süd, erwerben. Die Registrierung selbst ist kostenfrei. Kosten entstehen erst, wenn ein Inhalt gebucht wird. Für Unternehmenspakete oder Käufe von mehr als zehn Lizenzen, erstellt das Start-up auf Nachfrage auch individuelle Angebote. Auch können bei Bedarf Lerninhalte erfragt werden. Das Programm wird stetig erweitert. Die Nutzung der Plattform erfolgt webbasiert. Es ist keine Software-Installation notwendig.

  1. Sparringspartner für den Denkmuskel
  2. Mission: schlummerndes (Industrie-)Wissen zugänglich machen

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