Der neue Mobilfunkstandard wird in puncto Konnektivität ganz neue Maßstäbe setzen. Gleichwohl geht es bei 5G um viel mehr als die reine Netzwerkführerschaft. Die deutsche TK-Branche sollte dies zum Anlass nehmen und sich auf neue Anwendungsbereiche konzentrieren.
Mit dem neuen Mobilfunkstandard 5G sind große Hoffnungen verbunden. Nicht zuletzt auf dem Mobile World Congress in Barcelona wurden die aktuellen und künftigen Einsatzmöglichkeiten heiß diskutiert. Es ist klar: Gerade für die deutsche Telekommunikationsbranche hat 5G eine enorme Bedeutung. Denn das Geschäft mit der reinen Konnektivität schwächelt schon länger: Bereits im Jahr 2015 wurde innerhalb des gesamten Internetökosystems schätzungsweise weniger als ein Fünftel des Marktumsatzvolumens ausschließlich mit Konnektivität erzielt – Tendenz weiter sinkend. Damit wird ganz deutlich: Das einstige Kerngeschäft ist nicht mehr profitabel genug, um den langfristigen Erfolg zu sichern.
Unter dem stetigen Druck der Profitabilität bröckelt aber auch die Identität der Telekommunikationsunternehmen zunehmend. Allein in Deutschland ist ihr Gesamtmarkt innerhalb der letzten zehn Jahre um nahezu ein Viertel geschrumpft. Dazu kommt: Die Konkurrenz aus den USA schläft nicht. So sind die US-Internetriesen in den europäischen Markt vorgedrungen und haben die bereitgestellte Infrastruktur zur Entwicklung hochprofitabler Geschäftsmodelle genutzt – und sind mitunter selbst in Teile des Kerngeschäfts der TK-Unternehmen eingestiegen.
Wer also nicht schnell handelt und sich von alten Strukturen und Geschäftsmodellen trennt, verliert langfristig den Anschluss im globalen Wettbewerb. Der Ausbau von 5G und die Entwicklung von IoT-Plattformen kommt daher zum jetzigen Zeitpunkt gerade recht. Doch wohin muss sich das bisherige Geschäftsmodell entwickeln und mit welchen Services müssen sich die deutschen TK-Anbieter zukünftig positionieren, um nicht weiter an Marktmacht zu verlieren?
Das große Wachstumspotenzial: Internet of Things
Die 5G-Technologie hebt das Internet der Dinge auf eine ganz neue Ebene. Aktuell wird das weltweite Marktvolumen bereits auf 555 Milliarden Euro geschätzt, auf Deutschland entfallen rund vier Prozent. Laut EY-Prognosen wird bis 2025 mit 63 Milliarden Euro in Deutschland beziehungsweise 1,6 Billionen US-Dollar weltweit ein Multi-Milliardenmarkt entstehen, den deutsche Telekommunikationsunternehmen nicht ihren Wettbewerbern überlassen dürfen. Stattdessen haben sie die Gelegenheit – und auch die Fähigkeit – die Initiative zu übernehmen. Sie müssen bereit dazu sein, neue Wege einzuschlagen und sich so ihr Stück vom großen Kuchen der Möglichkeiten zu sichern, den 5G bietet.
Im Consumer-Bereich dominieren bereits US-amerikanische und chinesische Unternehmen mit intelligenten Gadgets das Spielfeld. Doch insbesondere in Deutschland bietet die starke Industrie den Akteuren großes Potenzial, wieder die technologische Vorreiterposition einzunehmen. Denn hier stecken die IoT-Anwendungen noch in den Kinderschuhen und die enormen Potenziale können mit intelligenten Lösungen monetarisiert werden.
Im B2B-Bereich sind die TK-Unternehmen in der Lage, den produzierenden und verarbeitenden Unternehmen mit KI-basierten Analyseservices einen echten Mehrwert zu bieten. Vor allem im deutschen Mittelstand können sie die Industrieunternehmen dabei unterstützen, die Digitale Transformation zu meistern. Durch die Analyse von großen Datenmengen lassen sich in der Smart Factory beispielsweise Maschinenlaufzeiten optimieren und Ausfallzeiten reduzieren. Aber auch in der Logistik ist es möglich, mit smarten Sensoren die Supply Chain so zu synchronisieren, dass sie den Anforderungen des Marktes an Dynamik und Schnelligkeit gerecht wird. Zudem können die Telekommunikationsunternehmen im Agrarsektor auch zu einer nachhaltigen Nahrungsmittelerzeugung beitragen, indem sie Daten zur Effizienz der Ausrüstung, Anbau- oder Lagerfläche analysieren und den Unternehmen dadurch die Optimierung ihrer Prozesse und Abläufe ermöglichen. Diese Beispiele zeigen: Die Chancen für deutsche Firmen mit der Industrie zu wachsen, waren noch nie so gut wie heute. Doch dabei ist es umso wichtiger, vorhandene Kompetenzen auch an der richtigen Stelle einzusetzen.