Gaia-X

Das europäische Gegenkonzept

29. November 2021, 13:15 Uhr | Autor: Stefan Adelmann

Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Keine europäische Cloud-Insel

Rainer Sträter, Vice President Cloud Services and Global Platform Hosting bei Ionos, sieht das Mitwirken der Wettbewerber hingegen positiv: „Es ist super, dass sie dabei sind. Cloud-Geschäft hält sich nicht an geografische Grenzen.“ Er sieht einerseits das technische Know-how, dass die Hyperscaler mit einbringen, hat aber auch die Erwartung, dass sich unter anderem die US-Anbieter im Rahmen des gemeinsamen Projektes verstärkt an hiesige Regeln anpassen.

Doch auch wenn das Projekt Gaia-X zuletzt deutliche Fortschritte und mittlerweile auch erste Use Cases präsentierte, zeigen die vielen offenen Fragen unter anderem zur konkreten Einbindung der Hyperscaler, dass noch einige Jahre ins Land ziehen könnten, bis tatsächliche Produkte vor allem den mittelständischen Geschäftsalltag erreichen. Und das in einem Markt, der nicht zuletzt getrieben durch die Anforderungen der Corona-Pandemie abermals deutlich an Fahrt gewonnen hat.

Nachholbedarf scheint es darüber hinaus aber auch bei der Bekanntheit von Gaia-X zu geben. Das Projekt bleibt laut dem Bitkom weiterhin eine „große Unbekannte“. So zeigt eine Umfrage des Branchenverbandes im Industriesektor, dass lediglich jedes dritte Unternehmen von Gaia-X gehört hat. Ähnlich viele Befragte kennen das Projekt hingegen überhaupt nicht. Und auch bezüglich der Bewertung des Potenzials ist die Industrie gespalten: Ein Drittel der Unternehmen sieht Gaia-X zwar als gute Ergänzung zu bisher genutzten Angeboten, 26 Prozent gehen sogar davon aus, dass damit ganz neue Geschäftsmöglichkeiten eröffnet werden. Umgekehrt halten aber 28 Prozent Gaia-X für irrelevant für das eigene Geschäftsmodell, elf Prozent sehen keinen Bedarf an einer solchen Infrastruktur und fünf Prozent fühlen sich durch Gaia-X gar in ihrem aktuellen Geschäftsmodell bedroht.
Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder unterstreicht trotz der offensichtlich noch nötigen Anstrengungen jedoch die Chancen für Europa. Auf Basis von Gaia-X könne man zu führenden Standorten aufschließen. Zumindest der Bedarf nach entsprechenden Cloud- und Dateninfrastrukturen sei ohne Frage da.

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Elf Leuchtturmprojekte für Gaia-x
  • Autowerkstatt 4.0: Eine Plattform für den vertrauenswürdigen Austausch von Daten und KI-Modellen für die mittelständisch geprägte Werkstattbranche.
  • Cooperants: Ziel sind effizientere digitale Arbeitsmethoden und Prozesse für Raum- und Luftfahrt.
  • Eurodat: Neutraler Datentreuhänder im Sinne des Data Governance Act der EU für das Finanzwesen.
  • Health-X Dataloft: Transparente cloudbasierte Anwendungen für das Gesundheitswesen.
  • iEco: Gemeinsamer Datentraum für die Bauwirtschaft. Ein digitaler Zwilling des gesamten Gebäudelebenszyklus‘ soll bestehende Datensilos aufbrechen.
  • Marispace-X: Auf Basis eines intelligenten Datenraums sollen Geodaten miteinander verknüpft und über vernetzte Objekte anschließend nutzbar gemacht werden.
  • Merlot: Schaffung von besonders geschützten Bildungsdatenräumen und Diensten, die über Marktplätze innerhalb des Gaia-X-Ökosystems verfügbar sein sollen.
  • OpenGPT-X: Knoten für große KI-Sprachmodelle und Sprachapplikations-Services.
  • Possible: Cloud-Lösung für verschiedenste Datenräume für Bildung, Unternehmen (Fokus KMU) und Verwaltung.     
  • Team-X: Datenökosystem für die Entwicklung von datengetriebenen Geschäftsmodellen, Produkten und Dienstleistungen für das Gesundheitswesen.
  • Tellus: Overlay über Kaskaden von Cloud-Anbietern, Vernetzungsdienstleistern und Cloud-Anwendern, um unter Berücksichtigung kritischer Anforderungen eine Ende-zu-Ende-Vernetzung mit Garantien für Hybrid-Cloud-Szenarien zu ermöglichen.

 


  1. Das europäische Gegenkonzept
  2. Fahrt aufgenommen
  3. Keine europäische Cloud-Insel

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