Gesundheitswesen

Heilung durch Digitalisierung

25. Mai 2022, 7:59 Uhr | dpa
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Eine aktuelle Studie von McKinsey sieht milliardenschweres Einsparpotenzial im Gesundheitswesen durch den verstärkten einsatz digitaler Hilfsmittel. Neben den Ausgaben könnte das auch die Versorgung verbessern.

Deutschlands Gesundheitswesen hat einer Studie zufolge enormen Nachholbedarf in Sachen Digitalisierung. Eine am Dienstag veröffentlichte Untersuchung des Beratungsunternehmens McKinsey bezifferte das Einsparpotenzial durch digitale Anwendungen auf 42 Milliarden Euro pro Jahr und damit auf etwa zwölf Prozent der Gesundheits- und Versorgungskosten in Deutschland. Es geht nicht nur um direkte Einsparungen, sondern auch um vermiedene Kosten und eine bessere Leistung. Werden zum Beispiel digitale Überwachungssysteme benutzt, kann eine Erkrankung früh erkannt werden - dadurch kommt es gar nicht erst zu einem teuren Krankenhaus-Aufenthalt.

„Richtig eingesetzt, kann die Digitalisierung im Gesundheitsbereich massiven Nutzen stiften“, sagte McKinsey-Studienautor Stefan Biesdorf. Im Vergleich zu einer ähnlichen Untersuchung von 2018 ging es nur langsam voran. Immerhin gibt es positive Beispiele: So werden inzwischen deutlich mehr Termine online gebucht als früher, und das Praxispersonal hat mehr Zeit für andere Tätigkeiten. Eine weitere positive Entwicklung: Die Nachfrage nach Videosprechstunden mit dem Arzt stieg in Pandemiezeiten.

Biesdorf und Co-Autorin Kristin Tuot beschreiben ein weites Feld, auf dem Fortschritte möglich sind. Unter dem Begriff der „Patientenselbstbehandlung“ sollten etwa psychisch Kranke stärker Zugang zu Online-Kursen bekommen, und Diabetes-Kranke sollten digitale Hilfsmittel intensiver nutzen.

Außerdem sollte der Datenaustausch in Kliniken verbessert werden. Die noch immer weit verbreitete Zettelwirtschaft ist den Autoren ein Dorn im Auge. „In sehr vielen Krankenhäusern sind sehr viele Leute unterwegs und fahren einfach Papier durchs Haus“, sagt Biesdorf. Und dass im Gesundheitswesen noch immer das Fax benutzt wird, quittiert er mit einem Kopfschütteln.

Den Nutzen der Digitalisierung stellen die beiden Fachleute an einem beispielhaften Patienten dar, der an Herzinsuffizienz leidet und aus dem Krankenhaus entlassen wird. Danach wird mit Technik unter anderem sein Gewicht überwacht. Die Daten werden an die Klinik übermittelt und dort ausgewertet. Wenn das Gewicht zunimmt, stimmt etwas nicht - „dann kann man zügig agieren und den Patienten ambulant einbestellen“, sagt Biesdorf. Ohne die Technik müsste er später wohl nochmal stationär ins Krankenhaus.

Als vorteilhaft wertet Biesdorf auch sogenannte Symptom-Checker. Das sind Online-Tools, mit denen ein Verbraucher eine erste Einschätzung seines Gesundheitszustandes bekommt. Liegt keine ernsthafte Symptomatik vor, kann man sich den Weg in die Klinik-Notaufnahme sparen und warten, bis der Hausarzt wieder öffnet.


  1. Heilung durch Digitalisierung
  2. Große Versäumnisse und großes Potenzial

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