Abschied vom abgehalfterten Bären

Immer mehr Firmen stoppen ihr Russland-Geschäft

3. März 2022, 9:23 Uhr | dpa/Redaktion: Lars Bube

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Weniger russische Produkte in deutschen Regalen

Immer mehr Unternehmen stellen Stoppschilder für ihr Russland-Geschäft oder Teile davon auf: Logistiker wie Kühne + Nagel und DHL, kommunale Unternehmen wie die Messe Düsseldorf, die Containerreedereien Maersk und MSC. Siemens streicht sein Neugeschäft in Russland und stoppt internationale Lieferungen in das Land. MAN liefert keine Lastwagen und Ersatzteile mehr. In deutschen Supermarktregalen stehen immer weniger Produkte aus Russland. Aldi listete selbst russischen Wodka aus.

Der Umsatzanteil Russlands ist für viele deutsche Unternehmen gering. 2,3 Prozent des gesamten Außenhandels entfallen laut Statistischem Bundesamt auf das flächenmäßig größte Land der Erde. Selbst ein Ausfall des gesamten deutsch-russischen Handels hätte überschaubare Auswirkungen, meint die Wirtschaftsweise Veronika Grimm. Demnach würde das Deutschland weniger als ein Prozent des Bruttoinlandsprodukts kosten.

Denn deutsche Unternehmen ziehen sich schon länger aus Russland zurück. Zuletzt waren nach Angaben der deutsch-russischen Auslandshandelskammer noch 3.651 Firmen mit deutschem Kapital dort tätig. 2011 waren es 6.300. Die Schwäche der russischen Wirtschaft und Sanktionen in Folge der Krim-Annexion ließen den Handel beider Länder schrumpfen. Ein öffentlich verkündeter Stopp eines Russlandgeschäfts - das zum einen nicht besonders groß ist und zum anderen durch Sanktionen erschwert ist - ist oft auch ein politisches Bekenntnis.

„Einerseits haben Unternehmen ihr Image im Blick und müssen das Geschäft mit Russland neu bewerten“, sagt die Außenwirtschaftsexpertin des Ifo-Instituts, Lisandra Flach. „Andererseits gehen viele Unternehmen davon aus, dass Russland in Zukunft kein attraktiver Markt sein wird.“

So ziehen auch US-Konzerne den Stecker: Apple verkauft seine Handys, Tablets und anderen Produkte vorerst nicht mehr in Russland. Auch der Bezahldienst Apple Pay und andere Dienste sind eingeschränkt. Apps der russischen Staatsmedien RT und Sputnik sind in den App Stores außerhalb Russlands nicht mehr verfügbar.

Der Autobauer Ford kehrt Russland den Rücken - nachdem die Präsenz in den vergangenen Jahren bereits deutlich reduziert worden war. Auch der Ölkonzern Exxonmobil ist raus. Shell und BP steigen bei den russischen Energiekonzernen Gazprom und Rosneft aus. Der österreichische Energiekonzern OMV hat eine mögliche Beteiligung an einem riesigen Gazprom-Gasfeld aufgegeben.


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