IT-Hardware

Kreislaufwirtschaft für eine längere Lebensdauer

19. Dezember 2022, 10:11 Uhr | Autor: Emanuel Lippmann / Redaktion: Lukas Steiglechner
Kreislaufwirtschaft
© Ipopba / 123rf

Die IT-Branche verursacht weiterhin Unmengen an Elektroschrott. Daher braucht es ein radikales Umdenken, wie mit IT-Geräten umgegangen wird. Recycling ist nicht ausreichend, die Grundsätze der Circular Economy können hingegen weitreichendere Veränderungen erzielen.

Eine nachhaltigere IT ist keine neue Forderung. Darunter sammeln sich sämtliche Maßnahmen, die den technologischen Fortschritt mit Umweltschutz verbinden. Seit vielen Jahren schränkt der Gesetzgeber bereits die Verwendung zahlreicher schädlicher Substanzen in den Komponenten von IT-Geräten ein oder verbietet sie sogar ganz. Hinzu kommen Vorschriften für das Recycling von Elektroschrott. So wird das noch immer gängige Verschiffen von ausgemusterten Geräten in Entwicklungsländer, wo diese dann unter umwelt- und gesundheitsschädlichen Bedingungen zerlegt werden, inzwischen erschwert – zumindest auf dem Papier.

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Lineares Wirtschaftsmodell dominiert weiter

Dennoch, das dominierende Wirtschaftsmodell ist nach wie vor linear: Natürliche Ressourcen werden genommen und daraus Produkte hergestellt, die weggeworfen werden, wenn sie nicht mehr gebraucht werden. Die Folgen liegen auf der Hand: Rohstoffe werden schneller abgebaut als sie zur Verfügung stehen. Einmal ausrangierte Produkte werden als Abfall verbrannt oder auf Deponien gelagert, was zum Verlust wertvoller und knapper natürlicher Ressourcen führt. Sowohl die Herstellung als auch der Transport von Produkten führen zudem zu Umweltverschmutzung und hohem Energieverbrauch.

Dem Circularity Gap Report zufolge entstehen rund 70 Prozent aller Treibhausgase während der Materialumschlags- sowie -nutzungsphase. Dieser hohe Anteil erklärt sich dadurch, dass eine große Menge der erzeugten Energie direkt oder indirekt in die Herstellung fließt. Entsprechend groß ist auch der Hebel einer Kreislaufwirtschaft: Gerade einmal 8,6 Prozent der weltweit im Einsatz befindlichen Rohstoffe werden nach Gebrauch wiederverwendet oder einem Recyclingprozess zugeführt. Eine Erhöhung dieser Quote würde laut dem Bericht bei dem Ziel helfen, die Erderwärmung bis 2032 unter zwei Grad zu drücken.

Kreislaufwirtschaft bedeutet mehr als Recyceln

Bitkom, Digitalisierung und Nachhaltigkeit
Ledigliech vier Prozent der befragten Unternehmen nutzt bereits in Einzelfällen refurbished Hardware. 13 Prozent ziehen dies immerhin in Erwägung. Allerdings ist die Nutzung von wiederaufbereiteten Geräten für drei Viertel entweder kein Thema oder ziehen den Einsatz nicht in Erwägung.
© „Digitalisierung und Klimaschutz in der Wirtschaft“ / Bitkom e.V.

Grundsätzlich bezeichnet Kreislaufwirtschaft oder Circular Economy ein Modell, bei dem Wirtschaftswachstum nicht mit der Ausbeutung und dem Verbrauch von natürlichen, nicht-regenerativen Rohstoffen einhergeht. Stattdessen werden Ressourcen möglichst lange im Wirtschaftskreislauf gehalten. Wird dieses Prinzip auf die IT gemünzt, bedeutet es, Geräte zu reparieren, sie aufbereitet wiederzuverwenden und erst dann, wenn die Lebensdauer maximal ausgereizt ist, die Komponenten, Materialien und Rohstoffe fachgerecht zu recyceln. Das hat einen handfesten Grund: Basis-Kunststoffe beispielsweise erkennen mechanische Sortiermaschinen recht zuverlässig. Jede Verpackung und jedes Gehäuse hat allerdings in der Regel seine eigenen Additive, mit denen die Maschinen oft nicht zurechtkommen. Mit Hilfe des chemischen Recyclings – also dem Herunterbrechen der Kunststoffe auf ihre einzelnen Bausteine – lassen sich recycelte Kohlenstoff-Moleküle zwar einfacher wieder in die Wertschöpfungskette einbringen als Granulat aus dem konventionellen Recycling. Dieser Prozess ist aber sehr energieintensiv und belastet die Umwelt massiv. Eine weitere Herausforderung ist das sogenannte „Downcycling“: Im Vergleich zum Ausgangsmaterial haben wiederaufbereitete Stoffe oftmals eine schlechtere Qualität.

Umso wichtiger ist es, die Produkt- und Materiallebensdauer bereits in der Designphase zu berücksichtigen: Die Komponenten müssen leicht trennbar sein und dürfen keine gefährlichen Substanzen enthalten, die sie für das Recycling und die Verwendung in neuen Produkten ungeeignet machen. Zudem können etwa Platinen aus Flachsfasern oder Gehäuse aus Bio-Kunststoffen bestehen, die aus Abfällen bei der Papierherstellung gewonnen werden. Ein weiterer Punkt ist der Lebenszyklus von Geräten: Auch wenn PCs, Notebooks oder andere Hardware in Firmen ausgemustert werden, sind sie längst noch nicht reif für den Schrott, sondern können nach einer Wiederaufbereitung einen neuen Besitzer finden. Das Interesse an aufbereiteten Notebooks, Tablets oder auch Smartphones ist zwar da, erreicht die deutsche Wirtschaft aber trotzdem nur langsam. Die Bitkom-Studie „Digitalisierung und Klimaschutz in der Wirtschaft“ zeigt, dass nur vier Prozent der Unternehmen in Einzelfällen wiederaufbereitete Geräte nutzen. 13 Prozent tun dies noch nicht, erwägen es aber.

Nachhaltigkeit mit Software-Unterstützung

Wenn es um IT-Lösungen für Unternehmen geht, spielen neben der Verfügbarkeit von Ersatzteilen für Reparaturen einfache Möglichkeiten zum Upgrade eine wichtige Rolle. Durch die Nutzung von Support-Optionen wie Proactive Maintenance lassen sich mögliche Probleme zudem frühzeitig erkennen, sodass entsprechende Maßnahmen rechtzeitig eingeleitet und schwerere Schäden oder sogar Ausfälle vermieden werden können. Ein automatisierter Maintenance-Support vereinfacht in solchen Fällen das proaktive Identifizieren von Hardware- und Softwareproblemen. Daneben unterstützt auch die Verwendung von Software-Tools die längere Lebensdauer eines Geräts. Das ist beispielsweise dann der Fall, wenn die Upgrades von Firmware oder Security-Programmen frei verfügbar sind. So können auch Nutzer ohne Servicevertrag ihre Geräte jederzeit auf dem aktuellen Softwarestand halten und deren Sicherheit wie auch Kompatibilität gewährleisten. As-a-Service-Angebote wiederum, bei denen der Zugang zu Wartung, Reparatur und Upgrades in einer Dienstleistung enthalten ist, garantieren ebenfalls, dass ein Produkt länger im Einsatz ist.

Eine möglichst abfallfreie Kreislaufwirtschaft zu erreichen, klingt ehrgeizig – und das ist es auch. Das Erreichen des Ziels erfordert einen grundlegenden Wandel in der Art und Weise, wie über Produktdesign nachgedacht, welche Produkte gekauft und wie sie genutzt werden.

Emanuel Lippmann, Global Program Manager ESG, Dell Technologies


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