IT-ExpertInnen sind gefragt, zehntausende Stellen unbesetzt – da können BewerberInnen hoch pokern beim Gehalt. Können sie wirklich?
Die Vorstellung von einer angemessenen Vergütung liegt bei BerufsanfängerInnen in MINT-Bereichen und Unternehmen besonders weit auseinander, das ist eines der Ergebnisse einer Studie der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe e.V. (DSAG) und der get in GmbH, Betreiber von Talent Marketplaces im MINT-Sektor. Befragt wurden parallel 255 Unternehmen sowie 2.200 Fachkräfte aus der IT und dem Ingenieurwesen.
Demnach würden Young Professionals aus der IT und dem Ingenieurwesen die zu erwartenden Gehaltsspannen überschätzen, vor allem dann, wenn sie gerade erst auf den Arbeitsmarkt treten. Auch Informatik-BerufsstarterInnen mit Bachelor-Abschluss hätten Gehaltserwartungen, die über das hinausgehen, was Unternehmen zu zahlen bereit sind (Grafik 1). Anders verhält es sich bei Informatik-AbsolventInnen mit Master-Abschluss – diese seien laut Studie beim Thema Gehalt besonders häufig auf demselben Nenner mit Unternehmen (Grafik 2).
"Es ist erschreckend, wie weit in einigen Bereichen die Erwartungshaltungen auseinanderliegen", kommentiert Herrmann-Josef Haag, DSAG-Fachvorstand Personalwesen & Public Sector sowie fachlicher Sprecher der DSAG-Academy. "Das heißt aber nicht, dass Arbeitgeber den zum Teil völlig überzogenen Gehaltsvorstellungen jederzeit nachkommen müssen. Viele können dies auch gar nicht. Wichtig ist aber, gerade Berufsanfängerinnen und -anfängern – die sich fast ausschließlich am Gehalt orientieren – diesbezüglich Entwicklungsperspektiven aufzuzeigen. So steht man auch in Verhandlungen besser da. Wer schon Berufserfahrung hat, für den spielt wiederum das Umfeld eine wichtige Rolle: flexible Arbeitszeiten, Homeoffice und gute fachliche Entwicklungsmöglichkeiten."
Doch auch bei Menschen, die bereits im Berufsleben stehen, kann es unterschiedliche Vorstellungen über die Vergütung geben. Besonders stark sei laut Studie die Diskrepanz zwischen Arbeitgebern und Professionals mit Berufsausbildung und mindestens drei Jahren Berufserfahrung; dies galt sowohl für die Gruppe der IT- als auch der Ingenieur-Professionals. So machen mehr als 60 Prozent der befragten Unternehmen den IT-Professionals ein Gehaltsangebot, das unter 50.000 Euro pro Jahr liegt. Dieses würden 55 Prozent der potenziellen KandidatInnen ablehnen. Stattdessen würden sich ein Viertel der befragten IT-Professionals ein Jahresgehalt zwischen 50.000 bis 59.000 Euro wünschen, 30 Prozent wünschten sich ein Gehalt über 60.000 Euro.