funkschau: Der Mobile World Congress Ende Februar wurde von vielen Herstellern genutzt, um neue Smartphones anzukündigen, die bereits den 5G-Standard unterstützen. Wann ist zu erwarten, dass die ersten privaten Nutzer auch wirklich etwas davon haben?
Hagelauer: Für die erste Generation der 5G-Modems, wie das X50 von Vorreiter Qualcomm, wird angezweifelt, dass diese die deutschen 5G-Frequenzen beherrscht. Mit der zweiten oder spätestens dritten Generation wird die Unterstützung jedoch vorhanden sein. Ich rechne frühestens im ersten Quartal 2020 mit einer echten Vermarktung von in Deutschland nutzbaren Smartphones an private Nutzer. Genauso wichtig ist aber auch der Ausbau der Netze, um mit dem neuen Smartphone auch etwas anfangen zu können. Die Telekom will 5G zwar schon 2019 realisieren, dies wird aber nur sehr punktuell der Fall sein. Zuerst werden Friendly User das neue Netz testen. Anschließend wird ein kleiner Kreis privater Early Adopters, lokal begrenzt, 5G im Frühjahr 2020 nutzen können.
funkschau: In der 5G-Auktion geht es um 41 Frequenzblöcke, die in vergleichsweise hohen Bereichen liegen (2 sowie 3,4 bis 3,7 GHz). Nach den Gesetzen der Physik haben diese hohen Frequenzen keine großen Reichweiten. Die Frequenzen aus der Versteigerung eignen sich deshalb weniger, um etwa ländliche Gebiete mit Mobilfunk großflächig abzudecken. Wie kann der Netzausbau für den ländlichen Raum angesichts dessen trotzdem weiter gestaltet werden?
Hagelauer: Das Standardvorgehen ist die Kombination von 5G mit den 4G-Frequenzen langer Reichweite. Im Naturschutzgebiet reicht das vollkommen aus, dort braucht man keine Latenzen für Echtzeitanwendungen. Ein konsequent umgesetztes National Roaming würde dem ländlichen Raum, auf Kosten der Netzbetreiber, am meisten helfen. Durch den Quasi-Zusammenschluss der Netze aller Netzbetreiber würde die Netzabdeckung enorm verbessert, Kunden wären unabhängig von den Funkmasten ihrer jeweiligen Anbieter. Hier ist der Ausgang offen.
Auch die 5G-Technologie bietet Möglichkeiten: Durch Fixed-Wireless-Access (FWA) wird die Verbindung ins Haus, die sogenannte letzte Meile aus Kupfer oder Glasfaser, durch eine 5G-Mobilfunkverbindung ersetzt. Und glaubt man den Versprechungen der Hersteller der Netzkomponenten, wird 5G trotz seiner Leistungsfähigkeit günstiger zu betreiben sein als das aktuelle Netz. So soll beispielsweise der Stromverbrauch geringer sein. Es wird sich für die Netzbetreiber künftig eher lohnen, weitere Gebiete zu erschließen, wenn die Kosten geringer ausfallen.
funkschau: Löst 5G die 4G-Netze ab?
Hagelauer: Nein. 6G wird die 4G-Netze ablösen, so wie aktuell bereits 3G in Vorbereitung auf 5G zurückgebaut wird. Zwischen den einzelnen Mobilfunkgenerationen liegen grob zehn Jahre. Die jeweils aktuelle Generation breitete sich immer aus den Ballungsgebieten in die Fläche aus, sodass alte Generationen sukzessive ersetzt wurden.