Eigentlich war unser Vorschlag, das Geld doch per Kurier- oder Lieferdienst auszufahren, natürlich nur als überspitzte Schlusspointe des Kommentars gedacht. Allerdings zeigt uns die Zuschrift eines treuen Lesers nun, dass diese Idee gar nicht völlig fernab der Realität ist. Seine heitere Anekdote zeigt, dass es ähnliche Probleme schon früher gab – nur, dass sie damals mit Kreativität und einem pragmatischen Tatendrang gelöst wurden, wie man ihn sich heute oft nur wünschen würde:
Hallo Herr Bube,
danke für den, wie so oft, sehr gelungenen Artikel.
Bei der Nennung von maximal 100.000 Überweisungen am Tag fiel mir sofort eine Geschichte ein, die mein Vater gerne erzählt hat. Er war ab 1959 beim Landwirtschaftsministerium in Stuttgart im „Rechenzentrum“ beschäftigt. Dort gab es damals Röhrenrechner von Bull gemietet, 16K Speicher, Ringkernspeicher, Magnetbandlaufwerk, Lochstreifen- und Lochkartenleser sowie Kettendrucker.
Anfang der 60er Jahre, im November, merkte das Ministerium, dass noch Gelder für Land- und Forstwirtschaft im Etat waren, die bis zum Jahresende ausbezahlt werden sollten. Es handelte sich um ca. 100.000 Überweisungen, die dafür nötig waren.
Also wurden schnell 100.000 Überweisungsträger bei der Druckerei bestellt, mehrere Farbbänder für den Kettendrucker bereitgelegt und die Datenverarbeitung begonnen. Die Überweisungsträger wurden bedruckt und mit der Sackkarre zur nahe gelegenen Landesbank gekarrt. Dort haben dann viele fleißige Datentypistinnen die Daten von den Überweisungsträgern abgelesen und in das System der Landesbank eingepflegt. Und siehe da, noch im Dezember waren alle 100.000 Auszahlungen erledigt.
Irgendwie habe ich den Eindruck, dass sich in den gerade mal 60 Jahren nicht viel verändert hat. Na gut, die Sackkarre braucht man nicht mehr.