Die Vernetzung des Autos schreitet voran. Das eröffnet Herstellern, Zulieferern und Service-Anbietern ungeahnte Möglichkeiten – führt aber auch dazu, dass immer mehr Systeme, ob Soft- oder Hardware, im Fahrzeug verbaut werden. Neue Testverfahren sind erforderlich, was Aurora Labs auf den Plan ruft.
Früher hat man den Kofferraum voll mit Testsystemen gepackt und 200 Autos jeweils 100.000 Kilometer „herunterschrubben“ lassen. Das macht man zwar heute immer noch, allerdings gibt es dabei immer größere Herausforderungen. Das Institute of Electrical and Electronics Engineers (IEEE) schätzt, dass in 100.000 Zeilen Softwarecode bis zu 15 Bugs schlummern.
„Die meisten dieser Probleme werden noch in der Testphase entdeckt. Allerdings gibt es einige Fehler, die man zu diesem frühen Zeitpunkt noch nicht aufdecken kann – weil sie erst später entstehen“, erklärt Roger Ordman, Executive Vice President bei Aurora Labs. „Eine spezielle Herausforderung ist das sogenannte Software Drifting. Das bedeutet, dass es im Laufe der Zeit zu Fehlfunktionen in der Software kommen kann.“ Selbstredend kann man Fehler, die erst im Betrieb auftreten, noch nicht in der Testphase entdecken. „Die Automobilhersteller stehen vor einer Herausforderung: Tritt ein Software-Bug auf, müssen sie dafür sorgen, dass das Auto ohne Probleme weiterläuft, bis der Fehler behoben ist“, führt Ordman weiter aus.
Zurück zum „gesunden“ Zustand
An dieser Stelle kommt die Lösung von Aurora Labs in Spiel. „Wir haben ein System, das mit KI und Machine Learning Softwaresysteme analysiert und überprüft, um festzustellen, ob alle Code-Zeilen richtig ausgeführt werden“, erklärt Ordman. „Wenn ein Fehler im Softwarecode entdeckt wird, stellt die Lösung von Aurora Labs sicher, dass die Software auf die letzte sichere Version zurückgesetzt wird.“ Das stellt eine erhebliche Verbesserung gegenüber der gegenwärtigen Situation dar. Derzeit können Automobilhersteller nicht viel tun, wenn ein Problem in der Fahrzeugsoftware entdeckt wird. Die Lösung von Aurora Labs gibt den Herstellern Zeit, um das Problem zu beheben, und gewährleistet, dass das Fahrzeug ohne Probleme weiterfunktioniert, bis es ein Software-Update gibt.
Eine besondere Herausforderung ist es, die fehlerfreie Zusammenarbeit aller Softwaresysteme im Fahrzeug sicherzustellen. Das liegt daran, dass die Hardware von unzähligen verschiedenen Herstellern kommt. Ein modernes Fahrzeug enthält bis zu 100 Steuereinheiten, die alle von unterschiedlichen Zulieferern stammen. Die Steuereinheiten laufen zum Teil mit unterschiedlichen Betriebssystemen. „Es handelt sich also um ein sehr komplexes System, das sich ständig verändert. Die Herausforderung besteht darin, eine Software zu entwickeln, die auf jedem Gerät im Fahrzeug funktioniert“, erläutert Ordman. Sein Kollege Rudolf von Stokar, General Manager Germany bei Aurora Labs, ergänzt: „Man hat nicht unbedingt einen Einblick in die Software jedes Zulieferers. Denn die geben ja nicht die Software weiter, sondern lediglich deren Funktionen – abgekapselt in einem Steuergerät. Quasi ein Softwareblock, den ich als Blackbox integrieren muss.“ Ändert sich eine Software-Version, heißt das noch lange nicht, dass sie mit der Software der anderen Zulieferer zusammenarbeitet – ganz zu schweigen von der Hardware, die wiederum von einem weiteren Zulieferer kommt. „Durch diese verschiedenen kleinen Blackboxes, die zusammen funktionieren sollen und die der OEM gemeinsam implementieren muss, entstehen unzählige Varianten und Fehlermöglichkeiten, dass ein manuelles Testen einfach nicht mehr möglich ist“, erläutert von Stokar. Vertrauen sei in diesem Kontext ein weiterer Grund, warum Lösungen wie die von Aurora Labs, die Fehler während des Betriebs erkennen und die Software auf eine sichere Version zurücksetzen, dringend benötigt werden. Indem sie die Fehleranfälligkeit reduziert, stärke die Software auch das Vertrauen der Endkunden in autonome Fahrzeugsysteme. Ordman führt aus: „Fahrer entwickeln Vertrauen, wenn sie sich sicher sein können, dass der Automobilhersteller im Falle eines Problems die Möglichkeit und die Fähigkeit hat, damit umzugehen.“
Tatsächlich sind viele Menschen zunächst skeptisch, wenn es da-rum geht, neue Technologien zu nutzen. Erst, wenn die Kunden davon überzeugt sind, dass eine Technologie sicher funktioniert, kommt sie auch flächendeckend zum Einsatz. Ordman fasst die Situation zusammen: „Die Mehrheit der Verbraucher setzt neue Technologien nur dann ein, wenn sie ihnen auch vertraut.“ Mithilfe der Line-Of-Code Behavior-Technologie von Aurora Labs sollen Automobilhersteller gewährleisten können, dass autonome Fahrzeugsysteme jederzeit sicher funktionieren. Das trage zur flächendeckenden Akzeptanz der relativ neuen Technologie bei und helfe Automobilherstellern, mangelndem Vertrauen entgegenzuwirken. Selbst Fahrstühle wurden erst weitgehend akzeptiert, als zuverlässige Bremssysteme Abstürze verhinderten. Analog dazu würden heutige Autofahrer autonomen Fahrzeugsystemen nur vertrauen, wenn sie davon überzeugt sind, dass sie jederzeit sicher funktionieren.