IF Tech wurde vor zehn Jahren bereits mit einem klaren Fokus auf dem Thema Digital Workplace gegründet, Holzner spricht also aus Erfahrung, wenn er prognostiziert, dass der jetzige Homeoffice-Boom im Anschluss an die Krise trotz aller Hürden und etwaiger Sorgen nicht wieder gänzlich dem Präsenzzwang sowie den altbekannten Arbeitsstrukturen weichen wird. Denn das sei eines der “positiven Dinge einer solchen Ausnahmesituation”, dass ein Umdenken stattfindet und auch kreative und neue Ansätze eine Chance bekommen, so der IF Tech-Vorstand. “Auch Unternehmen, die vor Kurzem noch den Schritt in die Cloud oder den Schritt hin zu einem digitalen Arbeitsplatz überhaupt nicht in Erwägung gezogen hätten, führen jetzt Gespräche mit uns, wie wir das sinnvoll umsetzen können.” Das werde sich sicherlich auch langfristig bemerkbar machen.
Für Reseller, IT-Dienstleister und Systemhäuser ist also spätestens jetzt ein guter Zeitpunkt gekommen, um das Geschäft rund um den Digital Workplace sowie die entsprechenden Lösungen genauer zu prüfen. Das Augenmerk dabei aber ausschließlich auf Endgeräte, auf Notebooks, gegebenenfalls Smartphones und andere Hardware zu legen, davon kann Thomas Ströbele vom Balinger IT-Dienstleister Your-IT nur abraten. “Schon als wir 2002 als Unternehmen gestartet sind, hat man an Hardware kaum noch verdient.” Sich also von den aktuellen Hardware-Lieferengpässen im Channel abschrecken zu lassen, dafür sieht der Geschäftsführer keinen driftigen Grund. Ganz im Gegenteil. “Ohne Beratung würden wir wohl keinen Euro umsetzen”, weshalb Ströbele Systemhäusern nur empfehlen kann, mit dem eigenen Wissen Geld zu verdienen und die Beratungsleistung nicht nur im Zuge von Digital-Workplace-Projekten zum zentralen Teil des Geschäftsmodells zu machen. Besonders attraktiv sei vor diesem Hintergrund die staatliche Förderung von bis zu 4.000 Euro, die das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) aktuell von der Corona-Pandemie betroffenen kleinen und mittleren Unternehmen für Beratungsleistungen zuspricht. Oder das Go-digital-Programm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie. Dieses Geld lässt sich laut Ströbele hervorragend für Homeoffice- und Digitalisierungs-Aufträge nutzen und während Kunden von den Leistungen profitieren würden, könnten ihre IT-Partner “richtig Umsatz machen”. Das Problem sei jedoch: “Aktuell weiß niemand davon.”
Von der Implementierung bis zum Betrieb
Eine zielgerichtete und umfassende Beratung bleibt im Digital-Workplace-Umfeld also auch weiterhin nicht aus. Die Projekte sind meist hoch individuell, erfordern ein tiefgreifendes Verständnis der Unternehmensprozesse und -systeme, um am Ende nicht nur einfach irgendeine Lösung anzubieten, die von den Mitarbeitern gegebenenfalls nicht angenommen wird. “Wir begleiten von der strategischen Beratung über die Implementierung bis hin zum laufenden Betrieb sowie mit Support und Services”, berichtet Holzner von IF Tech. Der digitale Arbeitsplatz müsse darüber hinaus auch stetig weiterentwickelt werden. “Unserer Ansicht nach muss man das gemeinsam mit dem Kunden ganzheitlich angehen: den digitalen Arbeitsplatz, das Digitalisieren der Prozesse im Unternehmen, aber auch wie die neue Art der Kommunikation im Unternehmen verankert werden kann.” Denn die Experten sind sich einig, dass entsprechende Konzepte weit über die reine Ausrüstung mit modernen IT- und TK-Lösungen hinausreichen. Vielmehr müssen Strategie und Kommunikation rund um die neuen Werkzeuge und Arbeitsmethoden im Zentrum stehen. Immerhin soll die Bereitschaft der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, “neue und andere Möglichkeiten anzunehmen, also das entsprechende Mindset”, eine der größten Hürden auf dem Weg zum Digital Workplace sein, wie Thomas Schlebach von BVG erklärt. Gleichzeitig ergibt sich für IT-Partner so das Potenzial, aus einer kurzfristigen Hardware-Anschaffung ein langfristiges Beratungsgeschäft zu entwickeln. Der Kauf neuer Endgeräte kann hier ein erster Schritt, der Fuß in der Tür sein, Systemhäuser dürften jedoch nicht übersehen, dass “der Bedarf oft viel höher ist, als nur ein paar neue Notebooks anzuschaffen”, so Ströbele.