Der YourIT-Geschäftsführer sieht aktuell einen “ganz klaren Trend”, wie er im Gespräch mit CRN sagt. Aber diesen müsse man lenken, nicht nur den Arbeitsplatz einrichten, sondern die gesamten Prozesse angehen. Langfristig gedacht, aber auch schnell gehandelt. Denn nichtsdestotrotz hat es in der jetzigen Situation oft oberste Priorität, den Betriebsablauf der Kunden mit kurzfristigen Maßnahmen zu sichern. “Wir können sehr schnell reagieren und innerhalb weniger Stunden beziehungsweise eines Arbeitstages passende Lösungen anbieten”, verspricht Holzner. “Als Cloud Service Provider können wir zum Beispiel verschiedene Modelle anbieten und stellen auch sozusagen bereits fertig geschnürte Pakete bereit, die auch nutzerbasiert monatlich abgerechnet werden können.” Es sei möglich, auch in so kurzer Zeit ein nachhaltiges Konzept zu liefern. Gleichzeitig möchte IF Tech aber darauf achten, “was sowohl kurzfristig als auch langfristig gesehen sinnvoll für das Unternehmen ist”.
Schere zwischen Groß und Klein
Die ersten Schritte sind dabei vielfältig. Während einerseits die Ausstattung mit mobilen Endgeräten der Grundstein für weitreichendere Projekte sein kann, stehen für BVG meist Anfragen bezüglich übergreifender Communication- und Collaboration-Plattformen inklusive Sprach- und Videokommunikation im Vordergrund. Für IF Tech bildet die Grundlage des Digital Workplace hingegen oft die Zentralisierung von Arbeitsplätzen sowie ein flexibler Remote-Zugriff, zum Beispiel mithilfe von Citrix- oder Microsoft-Technologien. In vielen Fällen würden dann anschließend auch Office 365 und Microsoft Teams eingeführt, sagt der Vorstand des IT-Dienstleisters. “Das ermöglicht auch die schnelle und sichere Einbindung von externen Ressourcen für Projekte.”
Zu digitalisieren gibt es in deutschen Unternehmen noch reichlich. So haben verschiedene Studien in den letzten Jahren gezeigt, dass zwar die Aufmerksamkeit für moderne Arbeitskonzepte und entsprechend vernetzte, mobile Technologien über die gesamte Wirtschaft hinweg immer weiter zunimmt. Nicht zuletzt getrieben, wie immer wieder betont wird, von den jungen Generationen, die aktuell ins Arbeitsleben eintreten und geprägt von Consumer-Lösungen wie WhatsApp, Facebook und anderen eine ebenso ausgearbeitete Usability auch in der Unternehmenswelt einfordern. Gleichzeitig zeigt aber nicht zuletzt die Befragung des BVDW, dass die Realität in vielen Betrieben oft noch anders aussieht. So hat sich vor allem die Schere zwischen großen und kleinen Unternehmen immer weiter geöffnet. Während Konzerne und international tätige Firmen oft schon aufgrund der tagtäglichen Anforderungen auf entsprechende Lösungen setzen, gab es eine solche Notwendigkeit und somit auch den Willen zur Investition in kleinen und mittelständischen Unternehmen bisher nur selten. “Die mittelständische Welt sieht ganz anders aus”, berichtet Ströbele. “Die meisten Unternehmen haben sowas nicht, während wir das als Systemhaus schon lange leben und kennen.”
Beratungsbedarf unverändert hoch
Gerade diese aktuell in vielen Bereichen noch geringe Durchdringung des Marktes schafft aber ein so enormes Potenzial für Systemhäuser und IT-Dienstleister. Sicherlich gibt es in vielen Unternehmen ein verstärktes Bewusstsein für die technischen Möglichkeiten, auch sind punktuell schon Lösungen wie beispielsweise Collaboration-Plattformen im Einsatz. Um diese ersten Ansätze aber in einer übergreifenden Strategie zusammenzuführen, ist meist externe Unterstützung unerlässlich. Der Beratungsbedarf ist dabei unverändert hoch, haben zuvor aber vor allem Sorgen beispielsweise um vermeintliche Produktivitätseinbußen bei Mitarbeitern im Homeoffice oder hohe Investitionen entsprechende Projekte verhindert, könnten die Anforderungen der Corona-Pandemie die Karten neu gemischt und einen entscheidenden Impuls gegeben haben. Zumindest haben viele Unternehmen in den vergangenen Wochen die Erfahrung gesammelt, dass eine leistungsfähige, mobile IT-Infrastruktur in Krisenzeiten nicht nur überlebenswichtig sein kann, sondern, richtig eingesetzt, zahlreiche positive Aspekte auch für den Betrieb mit sich bringt.
Die Systemhaus-Experten Ströbele, Holzner und Schlebach sind sich zumindest sicher, dass die derzeit so hohe Nachfrage nach Homeoffice-Lösungen auch einen langfristigen Effekt auf die Entwicklung des Digital Workplace in hiesige Unternehmen haben wird und Deutschland somit aus dem Status eines digitalen Entwicklungslandes hebeln könnte.