Die Eignung eines All-in-One-Gerätes für das Geschäftskundenumfeld lässt sich in vielen Fällen erst bei genauerem Hinsehen feststellen. Besonders wichtig ist das einheitliche Management, beispielsweise bei der Definition des Geräteverhaltens in Lastsituationen. Während in einem privaten Anwendungsumfeld ein gewisses Maß an Störung, Verlust von Dienstgüte oder Nichtverfügbarkeit von Infrastruktur oder Netzzugang akzeptabel sein kann, ist dies im professionellen Bereich nicht tragbar – eine nicht verfügbare Infrastruktur kann sich geschäftsschädigend auswirken, Nichterreichbarkeit führt jedoch mindestens zu einem Imageverslust bei Partnern oder Kunden. Der Verfügbarkeit der Infrastruktur kommt also im Unternehmensalltag höchste Priorität zu. Neben der klassischen Netzwerkinfrastruktur beschreibt ein erweiterter Infrastrukturbegriff immer häufiger auch Daten- und Sprachdienste auf gleicher Stufe. Dahinter steht die zunehmende Verzahnung von Diensten, die bei einer Störung des Systems alle Tätigkeiten lahm legen kann. So kann beispielsweise ein Supportmitarbeiter zwar aus technischer Sicht noch telefonieren, wenn die IT nicht zur Verfügung steht, er kann jedoch für ein Service-Gespräch nicht auf die notwendigen Daten aus einem CRM-System (Customer Relationship Management) zugreifen.
Aus diesem Grund sind Managementfunktionen, Monitoring und Fernwartungsmechanismen für solche Infrastrukturen obligatorisch. Bei Einsatz von SIP- beziehungsweise VoIP-Endgeräten müssen diese ebenfalls zentral administriert werden können und sich bei Erstinbetriebnahme ohne Benutzereingriff in das System einbinden lassen. Skalieren kann ein All-in-One-System über Loadbalancingoder Multi-Link-Mechanismen, um bei Lastsituationen die geforderte Dienstgüte zu gewährleisten. Die Behandlung konkurrierender Datenströme müssen durch fein granulierbare QoS-Regelwerke (Quality of Service) realisiert werden, um Echtzeitapplikationen wie Sprache und Video in der erforderlichen Qualität zu transportieren. Sollte der Datenpfad zur Zentrale gestört sein, muss automatisch über Backup- und Redundanzwege geroutet werden. Dies gilt sowohl für Daten- als auch für Sprachapplikationen. Das All-in-One-System muss dabei ein professionelles Featureset ohne die Zentrale bereitstellen können, also lokale Verwaltung und Vermittlung der analogen, digitalen und IP-basierten Endgeräte mit derzeit noch lokalem Ausstieg ins Telefonnetz. Eine selbsttätige Zurückschaltung bei Wiederverfügbarkeit versteht sich von selbst. Abgerundet wird das Feature-Set über eine zeitgesteuerte Bereitstellung oder das Umschalten von Services und Sicherheitsrichtlinien, zum Beispiel für WLAN.
Zusätzlich unterliegen vernetzte Lösungen in Unternehmen typischerweise einer Security-Policy, die firmenweit realisiert werden muss und in der Regel bestimmte Anforderungen an die eingesetzten Komponenten stellt. Eine solche Policy kann beispielsweise aussagen, dass Standort-zu- Standort-Verbindungen nur mittels abgesicherter VPN-Verbindungen (Virtual Private Network) mit Zertifikaten realisiert werden dürfen. Ein weiterer klassischer Fall ist die Prüfung von WLAN-Zugangsdaten gegen eine zentrale Authentifizierungsinstanz wie Radius. Auch solche Funktionen muss ein All-in-One-System schultern.
Derzeit verfügbare Geräte für Privatanwender basieren oftmals auf Open- Source-Technologie (zum Beispiel Linux) und bieten die Möglichkeit eines direkten Systemzu- und eingriffs. Für Unternehmen ist der Einsatz von Open-Sourcebasierten Systemen jedoch nur bedingt zu empfehlen: Zwar existiert eine sehr große Community, die Erweiterungen und Veränderungen für die Systeme bereitstellt. Gleichzeitig ergibt sich aber eine latent große Angriffsfläche der Systeme, da Systemschwächen schnell publiziert werden, jedoch die nachhaltige Qualitätssicherung, zum Beispiel über Updates, letztlich nicht sichergestellt werden kann. Das weit verbreitete Kostenargument – der Anwender zahlt nur die Hardware, die Anwendungen sind kostenlos – erweist sich vor diesem Hintergrund als trügerisch. Denn Ausfallkosten wegen eingeschränkter Funktionalität oder Einzelsupport müssen für Open-Source-Systeme eingerechnet werden.