Smartphone-Pionier RIM

RIM stürzt weiter ab

20. September 2011, 16:01 Uhr | Folker Lück

Das Tablet »Playbook« ist kein Verkaufserfolg, die Quartalszahlen sind schlecht: Nach Motorola könnte auch der kanadischen Smartphone-Pionier Research in Motion (RIM) zum Übernahmekandidaten werden. Der RIM-Börsenwert ist dramatisch gefallen.

Selten hat ein Mobilfunkhersteller einen solchen Absturz erlebt: Noch vor zwei Jahren erreichte Blackberry laut IDC-Zahlen mehr als 50 Prozent Marktanteil im hart umkämpften US-Markt. Doch danach setzte die Marke zum Sinkflug an und liegt aktuell bei rund 15 Prozent. Als Blackberry-Killer erweist sich dabei nicht das 2007 eingeführte iPhone, sondern die massenhafte Hardware-Konkurrenz, die ab 2009 vergleichsweise günstige Smartphones mit Googles Android-Betriebssystem auf den Markt brachte.

Ähnlich wie der ebenfalls ins Wanken geratene Hersteller Nokia versucht RIM seitdem, nicht noch mehr Boden zu verlieren. Für diesen Herbst sind gleich fünf neue Smartphone-Modelle angekündigt, auf denen die verbesserte Version 7 des Blackberry-Betriebssystems läuft. Um Firmenkunden mit bis zu 100 Blackberrys im Einsatz bei der Stange zu halten, bietet Research in Motion den kostenfreien Cloud-Dienst »Blackberry Management Center« an, um parallel auch bei jüngeren Privatanwendern zu punkten, soll bald ein eigener Musikdienst starten. Verträge mit den vier großen Labels Vivendi Universal Music, Sony Music, Warner und EMI sollen laut »Wall Street Journal« entweder bereits unterschrieben oder unterschriftsreif sein.

Trotz dieser Bemühungen kämpft Co-Chef Jim Balsillie gleich mit mehreren Problemen, allen voran dem Software-Mangel: RIM’s App World beinhaltet aktuell etwa 40.000 Programme, während der Android-Market rund 250.000 Software-Angebote zählt. In Apples App-Store standen im Juli 2011 über 450.000 verschiedene Apps zur Verfügung. Demnächst soll ein Emulationsprogramm für Abhilfe sorgen und Android-Apps auf dem Blackberry nutzbar machen.

Auch den Tablet-Trend unterschätzte RIM: Während Apple im April 2010 mit dem iPad einer komplett neuen Computergeneration den Weg bereitete, folgten die Kanadier erst ein Jahr später mit dem Gegenentwurf »Playbook«. Und während Apple für das iPad das gleiche Betriebssystem (iOS) verwenden kann wie für seine iPhones, musste Blackberry zuerst fremdes Know-how einkaufen: Hierzu erwarb die Firma im April 2010 vom amerikanischen HiFi-Spezialisten Harman das Betriebssystem QNX.


  1. RIM stürzt weiter ab
  2. Playbook floppt
  3. Ungebremster Abwärtstrend

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