Unified-Systeme sind weit verbreitet, denn sie können alle Arten von Daten gut verarbeiten. Sie bringen zudem die Vorzüge spezialisierter Konzepte, namentlich SAN und NAS, in einer Lösung zusammen. Das kann Vorteile bei Komplexität, Kosten und Platz mit sich bringen – aber auch Nachteile.
Der Artikel liefert unter anderem Antworten auf folgende Fragen:
Im allgemeinen Storage-Überblicksartikel stand zu lesen: „Daten sind nicht gleich Daten.“ Und weil das so ist, haben sogenannte Unified-Systeme eine weite Verbreitung gefunden, denn sie können alle Arten von Daten gut verarbeiten. Weltweit im Einsatz, passt für Unified Storage damit das Europamotto wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge: in Vielfalt geeint – denn sie bringen die Vorteile spezialisierter Konzepte, namentlich SAN und NAS, in einer Lösung zusammen. Das kann signifikante Vorteile bei Komplexität, Kosten und Platz mit sich bringen.
Verschiedene Datentypen und -arten bringen entsprechend unterschiedliche Storage-Anforderungen mit sich. Zu beachten sind die Volumina sowie die Unterscheidung zwischen strukturierten beziehungsweise blockbasierten und unstrukturierten Daten. Unstrukturierte sind – im Gegensatz zu strukturierten – vereinfacht gesagt Daten, die nicht in Datenbanken hinterlegt sind. Je nach Datenart und Volumen muss der Speicher leistungsfähiger sein oder eben nicht.
Am performantesten ist in der Regel ein separates Storage Area Network (SAN), das dem Prinzip des Direct Attached Storage (DAS) folgt, jedoch über eine andere Anbindung (meist FibreChannel (FC)) verfügt. Das ist auch der zentrale Unterschied zum Network Attached Storage (NAS), dessen Mit-Nutzung des LAN ein Kostenvorteil ist, jedoch zumindest in der Vergangenheit herausfordernd im Hinblick auf die Performance sein konnte. Und an dieser Stelle kommt Unified Storage ins Spiel: Es soll die besten Eigenschaften der oben genannten Herangehensweisen vereinen und gleichzeitig deren Nachteile eliminieren.
Und so lässt sich die Aussage „in Vielfalt geeint“ auch weniger blumig mit dem Wort „konsolidiert“ umschreiben: Das zentrale Merkmal eines Unified Storage ist es, sowohl datei- als auch blockbasierten Input verarbeiten zu können – mit dieser Eigenschaft entsteht eine zentrale Speicherplattform mit hierarchischer Verzeichnis- und Dateistruktur, die auch Block-Daten im SAN performant bereitstellen kann. Mit Blick auf das oben Gesagte ist es nachvollziehbar, dass dafür auch die jeweils zugehörigen Zugriffsverfahren sowie die erforderlichen Protokolle in diesem konsolidierten System untergebracht werden müssen.
Die FC-Anbindung wurde blockseitig bereits erwähnt, hinzuzufügen ist noch deren Erweiterung FibreChannel over Ethernet (FCoE) sowie das Internet Small Computer System Interface, kurz iSCSI. FCoE hat das Potenzial zu nochmaliger Vereinfachung, ist jedoch nach wie vor nicht so verbreitet wie das klassische FC. Auf der dateibasierten Seite von Unified Storage sind insbesondere die File-Systeme Common Internet File System (CIFS), Network File System (NFS) sowie Server Message Block (SMB) zu nennen.
Nun ist diese Konsolidierung ja kein Selbstzweck – die Kombination aus datei- und blockbasiertem Zugriff auf Daten beziehungsweise die darin liegenden Informationen bietet für die Unternehmen handfeste Vorteile. Bisweilen unterschätzt, jedoch zu bedenken: Ein Unified-Konzept bietet wirklich die maximale Unterstützung an Dateisystemen und Protokollen; wer hier eine Vielfalt handhaben muss, fährt sozusagen auf Nummer sicher. Ganz offensichtlich reduziert sich die Anzahl der Systeme. In der Folge muss auch nur ein System beschafft und bezahlt werden; natürlich kostet Unified Storage mehr als nur ein Block- oder Dateispeicher, sollte in Summe jedoch in der Beschaffung ein wenig günstiger sein.
Weiteres Einsparpotenzial verbessert diese Rechnung zusätzlich. So sollte der Administrationsaufwand grundsätzlich ebenfalls abnehmen, was – in der Regel knappe und kostbare – Zeit des IT-Teams freimacht. Und heute mehr denn je sollte auch bedacht werden, dass der Stromverbrauch eines konsolidierten Systems natürlich niedriger ist, als der Betrieb zweier Speziallösungen; das gilt auch für die Kühlung. Ein letzter Punkt dürfte auch für so manches wachsende Unternehmen relevant sein: Der Platzbedarf ist geringer. Nicht wenige Server-Räume platzen ohnehin aus allen Nähten.
Die genannten Vorteile gehen natürlich mit einem Preis einher – und hier sind nicht Euros gemeint. Vielmehr „erkaufen“ sich Unified-Nutzer einige Nachteile, die je nach geplanter Nutzung durchaus Ausschlusskriterien sein können. Eine genau Abwägung ist daher essenziell. Das gilt zum Beispiel für die Konfigurationsmöglichkeiten: Sie fallen in einem konsolidierten System naturgemäß etwas weniger umfangreich aus; sollten sie dennoch hoch sein, steigt unweigerlich die Komplexität. Auch bedeutet diese Konsolidierung, dass ein Konglomerat entsteht, das im Nachhinein nur schwer wieder zu trennen ist: Datei- und Blockdienste sind eben nicht länger eindeutig bestimmter Hardware zugeordnet.
Für Szenarien, bei denen eine besonders hohe Leistungsfähigkeit gefragt ist, kann Unified Storage zudem nicht genug Performance bieten. Das gilt vor allem, wenn regelmäßig hohe Workloads zu verarbeiten sind, etwa im Finance-Umfeld; für die allermeisten KMU-Use-Cases sollte das jedoch kein Problem sein. Der Hintergrund ist mit Blick auf eine Analogie zum Sport nachvollziehbar: Wer auf eine Einzeldisziplin wie den 100-Meter-Lauf spezialisiert ist, wird im Mehrkampf auf diese Distanz vorn sein – im Weitsprung wahrscheinlich weniger. Ein letzter Punkt ist wiederum für alle Unternehmen relevant: Manche Unified-Systeme vertrauen auf proprietäre Lösungen, so dass eine gewisse Hersteller-Abhängigkeit entstehen kann; ein sicherlich prüfenswerter Aspekt.
Den einen Weg gibt es nicht: Unternehmen müssen ihre Anforderungen, ihr Nutzungsverhalten und ihre Pläne genau kennen, um auf das richtige Storage-Pferd zu setzen. In den meisten Fällen ist das Ergebnis einer solchen Analyse heutzutage allerdings, dass Unified Storage die richtige Lösung ist; insbesondere das teure SAN hat nur noch wenige Szenarien, die einen Einsatz rechtfertigen – und wozu sich bei vergleichbaren Kosten auf ein NAS beschränken. Hinzu kommt, dass die Unternehmensgrenzen ja seit geraumer Zeit nicht mehr die IT-Grenzen definieren. Natürlich spielt Cloud-Storage heutzutage eine große Rolle, und viele der diskutierten Fragen rund um Protokolle etc. stellen sich hier nicht. Dafür gibt es andere; sie drehen sich wahrscheinlich häufig um Latenzen, Bandbreiten etc. Nicht selten stellt sich heraus, dass ein hybrider Ansatz richtig ist. Und auch wenn die IT komplett on-premises stattfinden soll, ist mit hyperkonvergenten Infrastrukturen eine interessante Alternative vorhanden – dort gilt nochmals stärker: in Vielfalt geeint.
Thomas Muggendobler, Abteilungsleiter Product Management bei Thomas-Krenn