Trend-Micro-Report

„Darkverse“ als Quelle neuer Bedrohungen

19. August 2022, 13:00 Uhr | Autor: Wilhelm Greiner
Darkverse
© Trend Micro

Trend Micro warnt in einem neuen Whitepaper vor möglichen cyberkriminellen Bedrohungen, die sich im derzeit viel diskutierten Metaverse ergeben könnten. Das Spektrum reicht vom NFT-Betrug bis zur Etablierung eines „Darkverse“ ähnlich dem heutigen Darkweb.

Insbesondere US-amerikanische IT-Player befeuern dieser Tage einen Hype um das sogenannte Metaverse. Gemeint ist eine herstellerübergreifende, interaktive und immersive Multi-Cloud-Umgebung, in der Nutzer privat wie auch beruflich mittels VR/AR-Endgeräten (Virtual Reality/Augmented Reality) interagieren, wie dies heute bereits bei Multi-Player-Online-Spielen (MMORPGs) der Fall ist. Während aber jedes MMORPG eine eigene virtuelle Welt darstellt, soll das Metaverse den Menschen einen übergreifenden und dauerhaften digitalen Raum bieten. Sprich: Während wir – Stichwort Klimawandel – unser physisches Habitat ruinieren, flüchten wir uns für Arbeit, Sport und Spiel in eine bunte, Strom fressende digitale Parallelwelt.

Die Forscher von Trend Micro warnen nun vor den Gefahren, die in dieser – derzeit nur vage definierten, da noch im Aufbau befindlichen – Parallelwelt lauern. Sie erwarten, dass es ein „Darkverse“ geben wird, eine Metaverse-Version des Dark Web, in der Bedrohungsakteure illegale Aktivitäten ungestraft koordinieren und durchführen können. Im Darkverse betriebene Untergrundmarktplätze, so der Report, wären für die Polizei ohne passende Authentifizierungs-Token unmöglich einzusehen.
 
Das Darkverse könnte laut den Security-Forschern die Basis für zahlreiche Bedrohungen darstellen – von Finanz- und E-Commerce-Betrug bis hin zu NFT-Diebstahl, Ransomware und mehr. Außerdem werde die „cyberphysische“ Beschaffenheit des Metaverse – also das Verschmelzen von physischer und virtueller Welt wie bei Augmented Reality üblich – den Kriminellen neue Türen öffnen. Der Report nennt als die fünf größten Bedrohungsszenarien, mit denen im Metaverse künftig zu rechnen ist, folgende:

  1. NFTs werden als Methode, im Metaverse Eigentum zu definieren, zunehmend Gegenstand von Phishing, Ransomware, Betrug und anderen Angriffen sein.
  2. Das Darkverse entwickelt sich zum bevorzugten Ort für illegale und kriminelle Aktivitäten von Ransomware bis Waffenhandel. Es könnte laut Trend Micro Jahre dauern, bis die Polizei dort wirksam agieren kann.
  3. Eine weitere Form der Kriminalität dürfte künftig die Geldwäsche mittels überteuerter virtueller Metaverse-Immobilien und NFTs darstellen.
  4. Social Engineering, Propaganda und Fake News haben in einer cyberphysischen Welt tiefgreifende Auswirkungen, mahnen die Trend-Micro-Forscher. Kriminelle und staatliche Akteure dürften entsprechende Narrative einsetzen, um gezielt für bestimmte Themen empfängliche Gruppierungen zu erreichen.
  5. Die Privatsphäre wird laut Trend Micro „neu definiert“ – sprich: faktisch abgeschafft. Denn die Betreiber von Metaverse-Umgebungen erhalten in bislang nicht gekanntem Ausmaß Einblick in die Handlungen der Nutzer – Privatsphäre existiert im Metaverse nicht mehr.


„Das Metaverse ist eine milliardenschwere High-Tech-Vision, die das nächste Internet-Zeitalter bestimmen wird“, kommentiert Udo Schneider, IoT Security Evangelist Europe bei Trend Micro. „Obwohl wir nicht genau wissen, wie es sich entwickelt, müssen wir jetzt schon darüber nachdenken, wie es von Bedrohungsakteuren ausgenutzt werden kann und wie wir unsere Gesellschaft sinnvoll schützen können.“

Angesichts der hohen Kosten und juristischen Herausforderungen werden die Strafverfolgungsbehörden laut Schneider in den ersten Jahren Schwierigkeiten haben, das Metaverse zu überwachen. „Die IT-Security-Branche muss jetzt eingreifen oder riskieren, dass sich vor unserer digitalen Haustür ein neuer Wilder Westen entwickelt“, warnt er.

Zuerst erschienen auf lanline.de.

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