Erpressungs-Trojaner legten in den vergangenen Jahren unter anderem Computer von Privatleuten und Krankenhäusern lahm. Jetzt steht auch eine fast 9.000 Kilometer lange Benzin-Pipeline in den USA nach einem solchen Angriff still.
Nach einem Cyberangriff ist der Betrieb einer der größten Benzin-Pipelines in den USA vorübergehend eingestellt worden. Es sei Erpressungs-Software im Spiel gewesen, teilte der Betreiber Colonial Pipeline in der Nacht zum Sonntag mit. Bei solchen Attacken werden Daten auf Computern verschlüsselt - und die Angreifer verlangen meist Lösegeld für die Freigabe. Das "Wall Street Journal" berichtete unter Berufung auf informierte Personen, Steuersysteme der Pipeline seien nicht betroffen gewesen. Sie sind bei besonders wichtigen Infrastruktur-Anlagen generell vom Rest der IT-Netze getrennt.
Colonial Pipeline hatte zunächst mitgeteilt, man habe bestimmte Systeme nach einer Cyberattacke proaktiv vom Netz genommen, um die Bedrohung einzudämmen. Die Betreiber schalteten die Behörden und eine externe IT-Sicherheitsfirma ein.
Die Pipeline, die sich zum Großteil unterirdisch auf 5.500 Meilen (rund 8.850 Kilometer) erstreckt, verbindet hauptsächlich an der Küste am Golf von Mexiko liegende Raffinerien mit dem Süden und Osten der USA. Transportiert werden unter anderem Benzin, Dieselkraftstoff und Heizöl - pro Tag um die 2,5 Millionen Barrel (je 159 Liter). Das Unternehmen transportiere etwa 45 Prozent aller an der Ostküste verbrauchten Kraftstoffe und beliefere mehr als 50 Millionen Amerikaner. Zu den Abnehmern gehöre auch das US-Militär.
Das Unternehmen arbeite daran, zum Normalbetrieb zurückzukehren und Auswirkungen auf die Kunden zu minimieren, hieß es in der Mitteilung. Die "New York Times" schrieb, dass es wegen des gesunkenen Energiebedarfs in der Pandemie unwahrscheinlich sei, dass der Angriff und die damit verbundenen Einschränkungen des Betriebs der Pipeline unmittelbare Konsequenzen haben würden.
US-Heimatschutzminister Alejandro Mayorkas rief andere Unternehmen auf, wachsam zu sein und sich gegen Erpressungssoftware und andere Arten von Cyberangriffen zu schützen. Sein Ministerium verfolge den Vorfall.