Editorial CRN 29/2016

Abschied vom Milliarden-Ziel

20. Juli 2016, 13:25 Uhr | Daniel Dubsky
CRN-Ausgabe 29/2016

Microsoft wird die angepeilte Milliarde Windows 10-Installationen bis 2018 wohl verfehlen. Nicht nur, aber auch weil man auf dem Smartphone-Markt nicht mehr um Marktanteile kämpft - eine Entscheidung, die langfristig auch die Windows-Dominanz in Unternehmen bedrohen könnte.

Weltweit gibt es mittlerweile rund 350 Millionen Systeme mit Windows 10, doch von der angestrebten Milliarde ist Microsoft noch weit entfernt. Zwar wollte der Software-Konzern diese erst 2018 erreichen, allerdings läuft in wenigen Tagen das kostenlose Upgrade-Angebot für Besitzer von Windows 7 und 8.1 aus, sodass man sich durchaus fragen darf, wo die großen Zuwächse künftig herkommen sollen. Mit Neugeräten allein ist das Ziel kaum zu schaffen, wenn man bedenkt, dass der PC-Markt schwächelt und Microsofts Smartphone-Geschäft darniederliegt.

Das klar dominierende Betriebssystem auf dem Markt ist nach wie vor Windows 7. Dieses konnte seinen Marktanteil im Juni sogar wieder leicht steigern – auf 49,1 Prozent. Mit dem zeitlich beschränkten Gratis-Upgrade wollte Microsoft diese Nutzer eigentlich zum Umstieg auf Windows 10 bewegen, doch das klappt nur eingeschränkt. Wahrscheinlich ist Windows für die meisten Privatnutzer längst ein Service – einer, den es zum Rechner dazugibt. Warum also jetzt umsteigen, wenn das aktuelle Windows reibungslos funktioniert und der nächste Rechner ganz automatisch mit dem neuesten Windows geliefert wird?

Diese Erkenntnis setzt sich wohl auch bei Microsoft durch, denn gegenüber US-Medien räumte man nun ein, dass es mit der Milliarde Windows 10-Geräte etwas länger dauern werde. Kurios ist allerdings die Begründung: Wegen der Konzentration auf das Geschäft mit Smartphone-Hardware werde man das Ziel nicht schaffen. Ist damit etwa die Abwicklung der Nokia-Gerätesparte gemeint? Oder ist es nicht vielmehr so, dass es ein paar mobile Windows 10-Nutzer mehr geben würde, hätte Microsoft seine Phone-Palette nicht so sehr ausgedünnt und das Upgrade auf Windows 10 wie versprochen für alle Lumia-Modelle mit Windows Phone 8.1 bereitgestellt?

So ist nicht nur das Milliarden-Ziel in Gefahr, sondern auch die Windows-Dominanz in Unternehmen. Denn durch die Konzentration auf Business-Nutzer im Mobilbereich wächst eine neue Generation heran, die mit PCs bislang kaum etwas zu tun hatte und eigentlich nur Android und iOS kennt. Und diese Betriebssysteme wird sie irgendwann wahrscheinlich in die Firmen tragen, wo sie Windows verdrängen. Dass Microsoft seine Dienste für Android und iOS bereitstellt, mag da weitsichtig erscheinen. Vielleicht wäre etwas mehr Kampf auf dem Smartphone-Markt aber doch ganz gut gewesen.

Mit den besten Grüßen,
Daniel Dubsky
Redakteur CRN


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