CRN Kopfnuss

Big Dada: Der Glaube an den großen Unfug

11. Juli 2016, 15:36 Uhr | Lars Bube
Big Data in der Praxis: Nicht der Motor macht das Auto schnell, sondern der laute Auspuff

Big Data bietet völlig neue Möglichkeiten der Interpretation von Zusammenhängen: Je schneller ein Auto fährt, desto lauter ist es auch. Wer schneller fahren will, sollte sich demnach statt eines stärkeren Motors lieber einen lauteren Auspuff kaufen.

Big Data gilt nicht nur in der IT-Industrie als eine der größten Zukunftshoffnungen. Das Versprechen, dass leistungsstarke Maschinen und Software in den stetig wachsenden Datenmengen wichtige Zusammenhänge finden können, soll die Welt ein weiteres Mal durch Digitalisierung verbessern. Hätte etwa Isaac Newton schon Big Data gehabt, hätte er sich nicht erst schmerzhaft einen Apfel auf den Kopf fallen lassen müssen, um auf den kausalen Zusammenhang mit der Schwerkraft zu stoßen. Stattdessen hätte er einfach nur jeden einzelnen Apfel mit Sensoren ausstatten und nach wenigen Jahren bequem sehen können, ob der Fall eher durch die Masse, Form (Birne), oder gar die Farbe bestimmt wird. Da keines zutrifft, wäre dann schon die Vermutung nahe gelegen, dass die Schwerkraft von der Masse, Form oder Farbe der Erde bestimmt wird.

Musste man früher im Rahmen der Weisheit »glaube keiner Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast« noch mühsam selbst Hand anlegen, lassen sich nun mit Big Data noch viel einfacher gewünschte Zusammenhänge finden. Der Rechner muss dazu nur mathematische Korrelation und Kausalität in einen gemeinsamen Datentopf werfen. So lässt sich anhand von Datenauswertungen etwa wunderbar beweisen, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen der Zahl der Storchenpaare und der Geburtenrate in verschiedenen Regionen gibt. Mögen Kritiker auch behaupten, dass dies eher an der Industrialisierung liegt, die in gleichem Maße die Lust aufs Kinderkriegen reduziert, wie sie die Störche vertreibt, ist sich die CRN Kopfnuss doch sicher: Unsere Altvorderen lagen richtig mit ihrer Vermutung, der Klapperstorch bringt die Kinder. Schließlich haben Rechner immer Recht und noch weitaus größere Überraschungen parat.

Dabei gilt eine einfache Regel. Je größer der Datenpool, desto mehr solch fantastische Entdeckungen sind darin zu finden. In Amerika wurde jüngst etwa mit Big Data-Analysen entdeckt, dass die Zahl der versehentlichen Strangulationen durch Bettlaken mit dem Konsum von Mozzarella wächst. In Zusammenarbeit mit der Fleischindustrie fordern wir daher ein sofortiges Verbot dieses gefährlichen Käses. Ähnlich spannendes zeigen auch unsere Analysen der Verkaufsdaten aus dem IT-Channel, in denen sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen der Leistungsfähigkeit von Gaming-Rechnern und der Anzahl der darin verbauten LEDs finden lässt. Die zu Unrecht als Prolls verschriene Fraktion der Modder hat es immer schon gewusst: Wer einen schnelleren PC will, muss sich laut Big Data also keine vermeintlich effizientere und teure CPU oder GPU kaufen, sondern lediglich mehr bunt blinkende Beleuchtungselemente.


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