Tatsächlich hat sich im Darknet ein versteckter Marktplatz für Drogen, Waffen und gestohlene Kreditkartendaten entwickelt. Die Abwicklung der Geschäfte erfolgt unter Pseudonymen auf Plattformen, die beispielsweise an Ebay angelehnt sind. Gezahlt wird in Bitcoins. Für die Beteiligten ein lukratives Geschäft. So soll das 2013 vom FBI geschlossene »Silk Road Forum« innerhalb von zweieinhalb Jahren einen Umsatz von rund 2,5 Milliarden US-Dollar generiert haben. G Data geht davon aus, dass große Portale Tagesumsätze von 300.000 bis 500.000 Euro erreichen können.
Neben der Anonymität erschwert die Zahlung in Bitcoins die Ermittlungsarbeit der Polizei zusätzlich, die den illegalen Geschäften nachzugehen versucht. Oftmals ist es den Ordnungskräften erst möglich, beteiligte Personen zu identifizieren, wenn die Spuren in die reale Welt führen, beispielsweise wenn Waren per Post versendet oder Bitcoins ausgezahlt werden. Im Fall von Silk Road war es eine E-Mail-Adresse, über die der Anführer den Server registriert hatte und die zu ihm zurückverfolgt werden konnte.
Doch nicht nur illegale Aktionen finden im Darknet statt. Viele Anwender nutzen die Anonymität für legale Zwecke. So agieren Oppositionelle oder Dissidenten aus Diktaturen im Darknet, um sich zu informieren und auszutauschen. Journalisten schützen auf diesem Wege ihre Quellen und Whistleblower. Auch können über das Tor-Netzwerk Informationen abgerufen werden, die im eigenen Land unter Umständen gesperrt oder verboten sind. So verbreiteten beispielsweise Aktivisten während des Arabischen Frühlings Videos und Geschehnisse über das Tor-Netzwerk in sozialen Medien.
Das Darknet ist also kein absoluter Hort des Bösen, den es zu verteufeln gilt. Das Problem liegt bei einem Teil der weltweit rund 1,7 Millionen Anwender, welche die Technologie für ihre kriminellen Aktivitäten nutzen. Doch gerade in einer Zeit, in der aus Angst vor dem Terror der Ruf nach mehr Überwachung immer lauter wird, sollte man sich den Nutzen des Tor-Netzwerks vor Augen führen. Es ist die womöglich letzte private Bastion und in einigen Ländern die einzig verbliebene Möglichkeit, sich noch frei zu äußern, ohne Repressalien oder Verfolgung zu fürchten.