Wesentlich schwieriger stellt sich die Lage des Fachhandels hingegen in anderen starken Wachstumsbereichen des Games-Marktes dar. So kann er beispielsweise kaum vom großen Boom bei Mobile Games profitieren, die ausschließlich über die entsprechenden App Stores vertrieben werden. Gleiches gilt für die In-App-Käufe und Mikrotransaktionen, mit denen beispielsweise virtuellen Güter und Zusatzinhalte wie schnellere Autos, bessere Rüstungen oder auch Levelaufstiege für die Spiele erworben werden können. Der Umsatz mit solchen Features für Spiele stieg im Jahr 2015 auf 562 Millionen Euro an, ein Zuwachs von 18 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Da immer mehr Spieleanbieter dieses Bezahlmodell für sich entdecken, erreicht es auch die klassischen Plattformen der Konsolen und PCs. Viele Spiele kommen als Free-to-Play zunächst kostenlos zu den Kunden und werden erst anschließend durch die Einkäufe per Mikrotransaktionen bezahlt.
Obwohl Deutschland eines der wichtigsten Absatzländer im Games-Bereich ist, steht es bei der Entwicklung von Spielen im internationalen und europäischen Vergleich schlecht da. Nur 6,5 Prozent des in Deutschland mit Games erzielten Umsatzes entfällt auf hier entwickelte Spiele. Nachbarländer wie Großbritannien, Frankreich, Skandinavien und auch zuletzt Polen haben es durch eine gezielte Förderung in Punkten wie Ausbildung und Finanzierung geschafft, sich hier ein wesentlich besseres Standbein zu schaffen und somit auch deutlich mehr vom Aufschwung der Branche zu profitieren. »Bestehende Förder- und Finanzierungsprogramme müssen stärker nach den Anforderungen der Computer- und Videospielbranche ausgerichtet und attraktiver gestaltet werden«, fordert Schenk deshalb ein Umdenken, um den Standort für diese Zukunftsbranche attraktiver zu machen. Wichtige Maßnahmen wären für den BIU etwa ein Auf- und Ausbau der spezifischen Studiengänge, die Qualifizierung hiesiger Fachkräfte sowie die Erleichterungen bei der Einstellung ausländischer Spezialisten.
Denn die Zahlen belegen deutlich, dass die Games-Industrie deutlich mehr als reine Unterhaltung zu bieten hat. Ob mobile Games für Smartphones, Applied Interactive Technologies (APITs) wie VR, AR und 3D für den industriellen Einsatz, oder spielerische Lern- und Weiterbildungsmöglichkeiten: In all diesen Bereichen treiben Spiele auch die Innovationsfähigkeit und den Fortschritt in anderen Bereichen mit an und werden so zu einem wichtigen Faktor für die Zukunftsfähigkeit einer modernen Volkswirtschaft.