Noch immer wird also mit Eifer gestritten, ob die neuen aus der Volumendistribution herüber drängenden VAD-Allrounder den etablierten, hochspezialisierten Fachdistributoren in punkto VAD-Services das Wasser reichen können. Dabei wird gerne übersehen, dass der Siegeszug neuer disruptiver Technologietrends, wie Cloud Computing, Big Data oder Internet of Things, die Bedeutung solcher Zwistigkeiten zunehmend marginalisiert. Richtig ist viel mehr, dass sich gerade auch die Broadliner Also, Ingram Micro und Tech Data zuletzt mit viel Engagement und entsprechenden Investitionen der Zukunftsmusik zugewandt haben. Die Distributionsschwergewichte haben nicht nur eigene Plattformen für das Cloud Computing eingeführt, sondern auch Expertengruppen und Netzwerke für Technologien wie Big Data, Industrie 4.0 oder KI, denen man künftig sogar noch größeres Potenzial für den Channel prognostiziert als Cloud Computing, an den Start gebracht. Ob die Broadliner damit tatsächlich schon die pfeilgenau passenden Angebote parat haben, um den Fachhandel für diese Geschäftsfelder zu qualifizieren und in die Monetisierungsphase zu überführen, bleibt freilich offen – der Channel steht hier nach wie vor weitgehend am Anfang der möglichen Entwicklungsperspektiven.
Bisher haben aber gerade viele etablierten VADs, die sich ja selbst gerne als Technologiepioniere verstehen, auf diese Trends eher zögerlich reagiert. Das bestehende IT-Infrastrukturgeschäft zu sichern, war für sie wie für viele Partner maßgebend. Inzwischen hat sich aber auch bei ihnen die Einsicht durchgesetzt, dass man gerade in punkto Cloud und Managed Services nachliefern muss. Comteam-Chef Sven Glatter fordert von seinen Distributionslieferanten: »Wichtig ist das Angebot von zukunftssicheren Lösungen abseits der Standardthemen, durch die IT-Fachhändler und Systemhäuser neue Gebiete besetzen können. Dazu gehören auch Managed Service und die Verlagerung von Diensten in die Cloud.« Entsprechend haben die meisten VADs solche Angebote und inzwischen aufgenommen und entsprechende Programme aufgelegt. »Wir bieten neben unseren klassischen Service- und Support-Konzepten neuerdings auch Managed Service-Konzepte für ausgewählte Produkte an. Wir wollen damit unseren Partnern den Einstieg und Aufbau des eigenen Managed Service erleichtern und diese mit Fallback-Service unterstützen«, erklärt etwa Johannes Haseneder von Sysob. Viele VADs wie ADN oder Avnet stehen kurz vor Einführung einer Cloud-Plattform. Avnet TS-Chef Roman Rudolf kündigt an: »Künftig werden wir verstärkt in Services und Skills rund um die Themen Cloud, IoT und Next Generation Technologien investieren.« Und auch Guido Nickenig von Westcon, dass Westcon nach der Übernahme der US-Plattform Bluesky entsprechende Technologie nach Europa bringen wird.