IT-Start-up

Die Alternative

16. März 2022, 12:00 Uhr | Interview: Diana Künstler
Matthias Bollwein, Uniki
© Uniki

Collaboration-Tools und Videokonferenzsysteme haben in der Corona-Pandemie geboomt. Es ist kein Geheimnis, dass Microsoft hierbei auch in Deutschland den Markt dominiert. Mit seiner jüngst gelaunchten SaaS-Plattform „Collaboration Suite“ möchte das Münchner IT-Start-up Uniki nun Konkurrenz bieten.

funkschau: Herr Bollwein, warum sollte ein Unternehmensentscheider darüber nachdenken, das berühmt-berüchtigte „Running System“ aufzugeben, um auf „Uniki Collaboration Suite“ umzusatteln?

Matthias Bollwein: Wer wirklich ein „Running System“ besitzt, sollte das nicht aufgeben. Aber seien wir mal ehrlich: Welches deutsche Unternehmen hat das schon? In Wahrheit klaffen doch in fast allen deutschen Unternehmen riesige Digitalisierungslücken. Die schränken die Produktivität der Mitarbeiter ein und verursachen teure
Sicherheitsrisiken.

funkschau: Woran liegt es Ihrer Meinung nach, dass man mit Blick auf Videoconferencing- und Collaboration-Lösungen hierzulande vermehrt auf außereuropäische Anbieter setzt? Mangelt es bislang an adäquaten Alternativen? Wird Datenhoheit ernst (genug) genommen?

Bollwein: Es musste oft schnell gehen mit der Einführung von Homeoffice. Da wurde dann in vielen Unternehmen nicht lange nach europäischen Alternativen gesucht und Bedenken des Datenschutzbeauftragten meist einfach übergangen. Wir hoffen, dass der Datenschutz jetzt wieder stärker in den Fokus rückt und wollen den europäischen Unternehmen eine europäische Alternative bieten.

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Elly-Server von Uniki
Seit September 2018 hat Uniki die zweite Servergeneration des Private-Cloud-Servers „Elly“ im Sortiment, die nun um die Software-Plattform „Uniki Collaboration Suite“ erweitert wurde.
© Uniki

funkschau: Wie sehen Sie deutsche Unternehmen im internationalen Vergleich in Sachen Datensicherheit und -schutz aufgestellt?

Bollwein: Leider schlecht. Bei den meisten Unternehmen ist inzwischen die Tatsache angekommen, dass Datenschutz wichtig ist. Nicht nur aufgrund gesetzlicher Vorgaben, sondern auch aus Wettbewerbsgründen: Der Branchenverband Bitkom veröffentlicht jährlich eine Studie, die die Verluste deutscher Unternehmen aufgrund von Wirtschaftsspionage beziffert. Das sind viele Milliarden Euro. Gerade kleine Unternehmen verlieren leicht Aufträge an ausländische Konkurrenz, wenn sie ihre Daten nicht ausreichend schützen. Hinzu kommen in den letzten Jahren die immer ausgefeilteren Ransomware-Angriffe, auf die deutsche Unternehmen praktisch noch gar nicht vorbereitet sind. Die meisten setzen immer noch auf das „Prinzip Hoffnung“, aber irgendwann trifft es jede Firma. Der Schaden kann schnell die Insolvenz bedeuten.

funkschau: Uniki ist ja nun seit knapp fünf Jahren am Markt vertreten. Gestartet sind Sie 2016 mit dem Private-Cloud-Server „Elly“. Welche entscheidenden Entwicklungsschritte haben Sie in dieser Zeit durchgemacht? Was waren die größten „Learnings“?

Bollwein: Ein wichtiger Schritt war 2019 die Umstellung auf ein „Full Service“-Abo-Modell mit Server-Hardware und Cloud-Software in einem Paket. Anfangs hatten wir kaum Startkapital und mussten „Elly“ zum Einmalpreis verkaufen, um möglichst schnell unsere Kosten zu decken. Das ist aber kein nachhaltiges Modell, denn die Server werden von unseren Kunden über viele Jahre genutzt und die Kunden erwarten auch fünf Jahre nach Kauf noch aktuelle Software und schnellen Support. Darum ist das Einmalverkauf-Modell langfristig nicht finanzierbar. Für ein Abo-Modell ist aber ein hohes AnfangsInvestment notwendig, weil das Geld ja langsamer reinkommt. Dank des HTGF-Investments konnten wir 2019 das Modell umstellen. Zum Glück gerade noch rechtzeitig vor der Corona-Pandemie! Denn die Pandemie hat es über Monate fast unmöglich gemacht, Neukunden zu gewinnen. Zum Glück hatten wir viele zufriedene alte Kunden, die auf das „Full Service“-Modell wechseln wollten. Ohne die Umstellung gäbe es uns heute nicht mehr.

„Es ist unglaublich schwer, ein Unternehmen aufzubauen. Deutschland ist kein
Gründer-Land, sondern ein Arbeitnehmer-Land.“

funkschau: Und für welche Ratschläge wären Sie – rückblickend betrachtet – zu Beginn ihrer Start-up-Gründung dankbar gewesen?

Bollwein: Es ist unglaublich schwer, ein Unternehmen aufzubauen. Deutschland ist kein Gründer-Land, sondern ein Arbeitnehmer-Land. Die Aufopferung, die Gründer und Unternehmer an den Tag legen, um Arbeitsplätze zu schaffen, wird hierzulande kaum gewürdigt. Dazu kommt, dass das Geld bei den Investoren hierzulande nicht so locker sitzt. In der Corona-Krise wurden Start-ups komplett im Stich gelassen. Es wäre schön, wenn zum Beispiel in den ersten Jahren nach der Gründung die Sozialabgaben bezuschusst beziehungsweise reduziert würden, wie in Frankreich. Ich kann nur jedem raten, sich eine Gründung sehr gut zu überlegen.

funkschau: Ein kleiner Ausblick auf die Roadmap: Welche Projekte, Lösungen oder gar weiteren Kampfansagen können wir in Zukunft von Uniki noch erwarten?

Bollwein: Im Dezember 2021 haben wir die „Uniki Collaboration Suite“ veröffentlicht. Damit starten wir einen direkten Angriff auf Microsoft Teams und den Microsoft Exchange Server. Wir haben Dateien, E-Mail, Chat, Projektmanagement etc. in eine moderne Cloud-Software integriert. Im Gegensatz zu den meisten anderen Cloud-Diensten haben wir eine Top-Integration mit Smartphones, Outlook & Co., wie das von einer Enterprise-Software zu erwarten ist. Wir machen also das besser, was an Teams & Co. nervt. Damit bieten wir den deutschen Unternehmen nicht nur eine datenschutzkonforme, sondern vor allem auch eine bessere Alternative zu den amerikanischen Cloud-Diensten.

Von MS Teams zur DSGVO-konformen (eigenen) Cloud
Bei der On-Premise-Lösung „Private Cloud As A Service“ ist die Hardware im Abo-Preis enthalten, sodass die Uniki Collaboration Suite beim Kunden vor Ort läuft und die Daten dort gespeichert werden. Alternativ steht die Uniki Collaboration Suite als SaaS-Angebot in zertifizierten europäischen Rechenzentren zur Verfügung. Der Preis unterscheidet sich nicht und liegt je nach Funktionsumfang zwischen 9,65 und 18,90 Euro pro Benutzer. Die On-Prem-Variante ist ab fünf Nutzern erhältlich.

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