Collaboration-Tools

„Messenger werden zum zentralen Kommunikations-Hub“

5. Oktober 2021, 11:00 Uhr | Interview: Antje Müller
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Auf dem Weg zum mobilen Arbeitsplatz sind Unternehmen gefordert, Lösungen zu finden, um sich zu vernetzen. Vor allem Messenger-Anwendungen haben dabei einen immer größeren Stellenwert. Laut Tobias Stepan, Geschäftsführer von Teamwire, wäre es aber ein Fehler, dabei auf Consumer-Apps zu setzen.

funkschau: Collaboration Tools, wie Ihre Enterprise Messaging App, verfolgen in der Regel das Ziel, die interne Kommunikation zu erleichtern. Warum klappt das noch nicht in jedem Unternehmen?
Tobias Stepan: Im Zuge der Corona-Pandemie hat die Nachfrage nach Collaboration Tools einen immensen Schub erfahren. Allerdings haben viele Unternehmen im gleichen Atemzug gemerkt, dass sie zuerst andere Hausaufgaben machen müssen. Dass die interne Kommunikation von heute auf morgen nicht sofort im digitalen Raum reibungslos erfolgt, lag anfangs nicht unbedingt an der Verfügbarkeit, der Benutzerfreundlichkeit oder dem Funktionsumfang von diversen Collaboration Tools, sondern vor allem an der Hardware. So gab es viele Unternehmen, die ihrer Belegschaft keine Laptops und andere Devices für die Arbeit im Homeoffice zur Verfügung stellen konnten. Über Nacht wurden dann hunderte Geräte oder VPN-Verbindungen geordert, um den mobilen Arbeitsplatz überhaupt einsatzfähig zu machen. In der jetzigen Phase merken viele Unternehmen, dass sie vielleicht den ersten wichtigen Schritt gemacht haben, aber dann doch noch die ein oder andere Funktion oder ein Tool brauchen, um sich intern übergreifend und umfassend zu vernetzen.

funkschau: Und worauf müssen Unternehmen vor allem achten, wenn sie nach passenden Lösungen suchen?
Stepan: Wenn Unternehmen nach Alternativen beispielsweise für WhatsApp suchen, stoßen sie häufig auf Empfehlungen, – so auch in Fachmagazinen – dass es sicherer sei, mit Telegram, Threema, Wire oder Signal zu arbeiten. Das sind aber alles ebenso Consumer-Lösungen. Das heißt: Wenn sie nicht gerade in der Hand von amerikanischen Herstellern liegen – Stichwort: Privacy Shield –, mögen sie zwar ein bisschen sicherer als WhatsApp sein, trotzdem sind und bleiben es Lösungen für Consumer. Sie als Unternehmen finden dort keine administrativen Möglichkeiten, Ihren Messenger zu verwalten, geschweige denn Sicherheits- und Datenschutzrichtlinien festzulegen. In anderen Worten: Sie haben im Endeffekt keine zentrale Kontrolle über die Unternehmensdaten. Auch sind Business-Funktionen für die Anwendungsfälle von Unternehmen in Consumer-Lösungen nicht abgebildet. Unternehmen übersehen häufig, dass ein erheblicher Teil ihrer Anforderungen in Consumer-Lösungen keine Berücksichtigung findet.

funkschau: Hier kommt auch zum Tragen, dass private und öffentliche Kommunikation immer mehr verschwimmen. Ist diese Vermischung zu empfehlen?
Stepan: Unabhängig davon, ob geschäftliche Devices zur Verfügung stehen oder ein „Bring your own device“-Ansatz verfolgt wird, lautet unsere generelle Empfehlung, die private und geschäftliche Kommunikation zu trennen. Die ein oder andere Information gerät ansonsten doch in den falschen Chat oder wird aus Versehen weitergeleitet. Das ist dem Schutz von Daten nicht besonders förderlich. Die Vermischung von beruflichen und privaten Informationen hat natürlich auch Nachteile, etwa in Bezug auf die Work-Life-Balance. Das lässt sich über geschäftliche Tools besser steuern und regulieren. Abgesehen davon, wirkt es sich auf die Produktivität aus, wenn private und geschäftliche Informationen in einem Tool wie WhatsApp vermischt werden.
Es bietet auch nicht die notwendigen Business-Funktionen und hat weder Anbindungen zu Unternehmenstools wie beispielsweise ERP- oder CRM-Systeme, um damit Workflows zu automatisieren beziehungsweise zu digitalisieren, noch zu WhatsApp for Business, um mit externen Partnern und Kunden zu kommunizieren.

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