Mainframes – über viele Jahrzehnte gewachsen leisten sie noch heute vielerorts treue Dienste. Stimmen aus der Branche zu einem komplexen Thema.
Urgesteine oder Dinosaurier – das sind die Begriffe, mit denen Großrechner gerne tituliert werden. Nichtsdestotrotz finden sie sich auch heute noch in vielen Unternehmen und bilden dort eine geschäftskritische IT-Komponente. Eine Auswahl an Angeboten zur Modernisierung von Mainframes sind in der aktuellen Printausgabe von funkschau 4 zusammengestellt. Einige ergänzende Stimmen aus der Branche finden sich im Folgenden.
funkschau: Die Mainframe-Modernisierung ist ein weites Feld. Wie würden Sie es abstecken?
Thomas Kraus, IBM: „Bei dem Thema Mainframe Modernisierung geht es um einen strategischen Ansatz, der in Einklang sein muss mit einer definierten Zielsetzung. Erst wenn man sich darüber im Klaren ist, macht es Sinn, sich über Produkte Gedanken zu machen. (…) Wichtig ist auch, eine realistische Erwartungshaltung zu haben, Anwendungsmodernisierung ist ein Marathon und kein Sprint. Man findet meist über Jahrzehnte gewachsene Strukturen und Prozesse. Es ist wichtig, bewusst zu entscheiden, wie und in welchen Schritten man vorgehen will, und dies nach und nach umzusetzen. Gewachsene monolitische Strukturen gilt es, fit für die Zukunft und weitere Jahrzehnte sinnvoll nutzbar zu machen.“
Helmut Sturm, Fujitsu: „In den vergangenen mehr als 40 Jahren wurde intensiv am Mainframe gearbeitet und die Entwicklung vorangetrieben. Dementsprechend steht nun ein hohes Volumen mit entsprechender Komplexität zur umfassenden Modernisierung an. Das erfordert vor allem Systematik, Methodik und höchstmögliche Automatisierung, eingebettet in einen iterativen Prozess.“
Expertenteam von T-Systems: „Mainframe-Applikationen sind geprägt durch Strukturen, die über lange Zeit gewachsen sind und oftmals technische Schulden angehäuft haben. Gleichzeitig erfüllen diese Systeme oft seit über 30 Jahren zuverlässig ihren Dienst im geschäftskritischen Umfeld.
Das führt zu mehreren, sich gegenseitig verstärkenden Problemen: Die Wartung der Systeme ist sehr umfangreich und oftmals kostspielig.
Die Einarbeitung in über 30 Jahre gewachsene Systeme ist sehr aufwändig. Es ist viel schwerer, 30 Jahre Gedankenkonstruktion und Modellierung nachzuvollziehen als auf der grünen Wiese neu anzufangen. Häufig kommt hinzu, dass die Werkzeuge der Dokumentation in dieser Zeit öfter getauscht wurden und dass Wissensträger nicht adäquat ersetzt wurden beziehungsweise ihr Wissen weitergeben konnten.“
Claus Heller, GFT Deutschland: „Mir ist dieser Punkt sehr wichtig: Eine Mainframe-Modernisierung ist immer ein Dreigestirn aus Kosten, Technik und Change. Dabei darf man die Menschen nicht vergessen. Die Experten, die dann mit dem System arbeiten, sollten an erster Stelle stehen. Die Modernisierung ist nicht nur ein technisches Thema, sondern auch ein kulturelles. Es kann schwierig und anspruchsvoll sein die Teams zu begleiten, denn sie sind häufig verunsichert. Und das führt zu Widerständen, weil die Menschen um ihren Arbeitsplatz fürchten und glauben nicht mehr gebraucht zu werden. Hier Perspektiven aufzuzeigen und alle mitzunehmen ist entscheidend für den Projekterfolg.“