Im vergangenen Jahr erhielt T-Systems vom bischöflichen Ordinariat der Diözese Rottenburg-Stuttgart den Auftrag, ein neues Rechenzentrum aufzubauen. T-Systems beauftragte Sysback mit der Realisierung. Mit der teilintelligenten Lösung, die in einem ehemaligen Schwimmbad entstand, kann die Diözese heute bis zu 50 Prozent Energie einsparen.
Die Diözese Rottenburg-Stuttgart setzt für Organisations- und Verwaltungsaufgaben schon seit
vielen Jahren moderne Informationstechnik ein. Unter anderem betreibt die Diözese in Rottenburg am
Neckar ein Rechenzentrum, das kürzlich um einen zweiten Standort erweitert wurde. Für das
Sekundärrechenzentrum, das im Dezember 2008 in Betrieb ging, war eine klimatisierte, hocheffiziente
IT-Lösung geplant, die zudem an einem sehr ungewöhnlichen Standort realisiert werden sollte: in
einem nicht mehr genutzten Schwimmbad. Die Planung des IT-Beraters für die technische Infrastruktur
(Sysback) und des Architekten Mike Meder in Hoyerswerda sah vor, die vorgefundenen Gegebenheiten in
das Projekt zu integrieren. Zum Beispiel sollte das ehemalige Schwimmbecken mithilfe einer eigens
gefertigten Stahlkonstruktion als Doppelboden genutzt werden. Die Abwärme des Rechenzentrums
wollten die Planer zur Erwärmung des Frischwassers im Gebäude verwenden.
Im Rahmen der Umbauarbeiten, die im August 2008 begannen, wurde zunächst die ehemalige
Schwimmhalle in zwei Räume aufgeteilt und die Fensterfront komplett zugemauert. Der kleinere Raum
erhielt einen Zugang von außen. Daneben entstand ein rundum geschlossener, nur durch den Vorraum
zugänglicher Server-Raum.
Ein über dem Becken eingezogener Stahlbau (Bild 1) sorgt für eine egalisierte RZ-Fläche und
dient außerdem als Aufhängung für die Kabeltrassen, auf denen die Datenkabel und Stromleitungen
separat verlaufen. Der Doppelboden darunter ist durch fünf Stufen zugänglich, die ins ehemalige
Bassin hinunterführen. Im Servicefall müssen dafür lediglich einige Doppelbodenplatten entfernt
werden.
Im Server-Raum hat Sysback zehn IT-Racks von Schäfer IT-Systems eingebracht. Die ersten Racks in
jeder Reihe fassen je eine USV mit einer Leistung von 32 kVA. Dies entspricht einer tatsächlichen
Leistung von etwa 24 kW pro Gerät, womit wiederum für jedes der acht Server-Racks etwa drei bis
vier Kilowatt zur Verfügung stehen. Mit dieser Leistung und aufgrund ihrer redundanten Auslegung
können die USV-Geräte auch im Notfall eine zuverlässige Stromversorgung der Server garantieren. "
Aufgrund der Garantiebestimmungen des Herstellers durften wir die USVs nicht aus ihrem Gehäuse
entfernen. Darum haben wir sie kurzerhand komplett in die Racks eingebaut", erklärt dazu Michael
Panno, Leiter RZ-Infrastruktur bei Sysback.
Um eine optimale Kaltluftführung zu realisieren, hat Pannos Team je fünf der Racks
aneinandergereiht, nach dem Front-zu-Front-Prinzip aufgebaut und anschließend mit einem verglasten
Dach sowie mit Schiebetüren eingehaust. "Die Racks waren uns bereits aus früheren Projekten
bekannt. Auf der Cebit haben wir uns die neue Kaltgangeinhausung angeschaut und deren Potenzial für
eine effiziente Lösung wie die in Rottenburg erkannt. Allein durch die Einhausung lassen sich
bereits 15 bis 20 Prozent Klimaleistung und Kosten einsparen", erklärt der IT-Berater.
Für eine gleichmäßige Kühlung der Server sorgt ein Klimagerät, das die Zuluft auf etwa 22 bis 23
Grad Celsius – also relativ hoch – abkühlt und sie über das komplett abgedichtete Bassin durch
einen Gitterrost zwischen den Rack-Reihen einbläst. "Ziel war es, eine statische Kaltluftsäule
aufzubauen. Dies geht nur mit einer Kaltgangeinhausung", so Panno weiter. Die von den Servern auf
etwa 28 Grad erwärmte Raumluft wird hinter den Rack-Reihen wieder abgesaugt. Die Rückkühler und das
Gebläse hat Sysback im Technikraum, dem ehemaligen Heizungsraum des Schwimmbads, untergebracht.
Das Dach zwischen den Schrankreihen hat das Team rund 20 Zentimeter höher gelegt als die
Oberkante der Schränke. "Dadurch können in diesem Bereich keine Wärmeinseln entstehen. Die Luft
messen wir mit Wärmefühlern ganz oben links und rechts unter dem Dach. Diese steuern dann die
Klimaleistung." In der Praxis sieht dies heute so aus, dass die Drehzahl der elektronisch
gesteuerten Lüftungsmotoren im Klimagerät automatisch herunterfährt, sobald die Luft die
vorgewählte Temperatur erreicht hat. "Mit dieser teilintelligenten Lösung kann man gegenüber
durchgängig laufenden Klimageräten sogar bis zu 50 Prozent Kühlleistungsenergie sparen", ist Panno
überzeugt.
Ein wichtiger Teil der Hocheffizienzlösung ist darüber hinaus die Nutzung der Abwärme. Diese
wird von einem Wärmetauscher im Technikraum aus über Schläuche abgeführt und für die
Warmwasseraufbereitung des angrenzenden Gebäudes genutzt. Der 1.000-Liter-Boiler, der das gesamte
Gebäude mit Warmwasser versorgt, verbraucht auf diese Weise deutlich weniger Heizöl. Der vom
Bauherrn hinzugezogene Fachingenieur für Wärmetechnik geht aufgrund des Wärmetauschers von einem
Einsparpotenzial von etwa 8.000 Liter Heizöl pro Jahr aus.
Michael Panno zufolge war das gesamte Projekt sowohl hinsichtlich der Kosten als auch des
zeitlichen Rahmens im Plan: "Die Investition in die Wärmerückkopplung hat sich sogar innerhalb
weniger Monate amortisiert. Inklusive aller Umbauten und der Brandschutzertüchtigung des Gebäudes
hat das gesamte Projekt, das mit ganz normalen Handwerksbetrieben vor Ort durchgeführt wurde, etwa
drei Monate in Anspruch genommen.
Der Aufbau des neuen Rechenzentrums hat rund acht Wochen gedauert. Den Umzug und Anschluss der
Server-Systeme hat das IT-Team der Diözese selbst erledigt und konnte den neuen Standort pünktlich
in Betrieb nehmen." Zufrieden äußert sich der IT-Berater auch über die Zusammenarbeit mit dem
Hersteller der Einhausungslösung, der "genau zuhören kann und für gute Vorschläge jederzeit offen
ist".