Der Branchenverband FTTH Council Europe veranstaltete seine jährliche Kongressmesse diesmal in Luxemburg. Die Auswahl erfolgte gezielt, weil das Großherzogtum eine ambitionierte Breitbandstrategie umgesetzt hat: Ende 2015 waren mehr als 50 Prozent der Haushalte bereits direkt an die Glasfaser angeschlossen und können darüber Datenraten bis zu 1 GBit/s nutzen. In der mit Spannung erwarteten Veröffentlichung der Rangliste der Länder, die eine Penetrationsrate bei FTTH/B von mehr als einem Prozent erreicht haben, gab es mit Deutschland, Kroatien und Polen drei Neuzugänge.
Die weltweit größte Veranstaltung zum Thema Glasfaser bis ins Haus fand Mitte Februar in Luxemburg statt. Im Vorfeld der zweitägigen Kongressmesse liefen bereits zehn fachspezifische Workshops ab, ergänzt um eine exklusive "Fibre Tour" zu den FTTH-Installationen der Post Luxembourg. Die über 3.000 Besucher aus 84 Ländern konnten sich in den 14 Sessions des Kongresses mit 150 Vorträgen und Podiumsdiskussionen sowie bei den knapp 100 Ausstellern über die aktuellen Entwicklungen bei der Glasfaserinfrastruktur und die darüber offerierten Dienste informieren.
Die Konferenz eröffnete der luxemburgische Premierminister Xavier Bettel, der gleichzeitig auch Minister für Kommunikation und Medien ist, gefolgt von Edgar Aker, dem amtierenden Präsidenten des FTTH Council Europe und einer Video-Grußadresse von Günther Oettinger, EU-Kommissar für digitale Wirtschaft, und Ruud Hendriks, einem niederländischen Rundfunkpionier und Förderer von Start-ups weltweit. Weitere Hintergrundinformationen und die neu erstellten Leitfäden sind kostenlos von der Webseite des Councils (www.ftthcouncil.eu) herunter-zuladen.
Auszeichnungen für Betreiber und Einzelperson
Für ihre außergewöhnlichen Beiträge zur Beschleunigung des Glasfaserausbaus in Europa wurden diesmal drei Preisträger ausgezeichnet: Post Luxembourg, INEA und Professor Hartwig Tauber. Post, der staatseigene Netzbetreiber, erhielt die Auszeichnung FTTH Operator Award für seine hohen Investitionen in eine moderne Glasfaserinfrastruktur: Bis Ende September 2015 wurden 27.730 FTTH/B-Teilnehmer gewonnen. Außerdem zählt die erreichte Abdeckung von 50 Prozent zu den höchsten in Europa für einen traditionellen Betreiber. Der zweite Gewinner in dieser Kategorie ist INEA, ein polnischer Telekommunikationsbetreiber, der sich im Ausbau von FTTH-Infrastrukturen seit 2010 engagiert hat. INEA hat dem polnischen FTTH-Markt durch den erheblichen Ausbau von Glasfasernetzen einen deutlichen Impuls versetzt, wodurch sich vor allem in den Wielkopolska-Vorstädten und ländlichen Gebieten die digitale Kluft mit FTTH verringern ließ.
Professor Hartwig Tauber, Gewinner des FTTH Individual Awards, war über mehr als ein Jahrzehnt einer der aktivsten Verfechter des Glasfaserausbaus in Europa. Tauber ist einer der Gründungsväter des FTTH Council Europe, war von 2004 bis 2007 gewählter Präsident und von 2007 bis November 2015 Generaldirektor der Organisation. Sein Engagement verhalf dem FTTH Council Europe zu einer starken und angesehenen Stimme in Europa. Tauber ist jetzt Geschäftsführer der Nögig, des Organisators des größten geplanten kommunalen FTTH-Netzes in Österreich.
Musterknabe Luxemburg
Schon im April 2010 hat die Luxemburger Regierung eine Breitbandstrategie beschlossen, und zwar mit dem Ziel, bis Ende 2015 Anschlüsse mit 1 GBit/s Downstream und 500 MBit/s Upstream für die Hälfte der Haushalte und 100/50 MBit/s für die restlichen Haushalte zu schaffen. Bis 2020 sollen zudem alle Haushalte mit mindestens 1 GBit/s Downstream versorgt sein. Diese ehrgeizigen Vorgaben erreichte das Land auch bis Ende 2015 nahezu. Die Strategie sieht eine progressive Erweiterung der Zugangsnetze wie in Tabelle 1 vor. Bemerkenswert ist dabei, dass mit der Vorgabe einer 50-prozentigen Upload-Geschwindigkeit nahezu symmetrische Breitbandanschlüsse angeboten werden müssen.
Fast 18 Millionen Teilnehmer
In dem vom FTTH Council Europe in Kooperation mit den Analysten von Idate erstellten FTTH Market Panorama beeindrucken zunächst die aktiven Teilnehmerzahlen in Europa für FTTH/B im September 2015: mehr als 17,9 Mio. FTTH/B-Teilnehmer auf dem europäischen Kontinent, ausgenommen die ehemaligen GUS-Staaten (Russland, Kasachstan, Weißrussland und die Ukraine). Nach Russland, das mehr als 15 Millionen Teilnehmer zählt, sind die anderen größten Märkte in absoluten Zahlen: Spanien (2,6 Millionen Teilnehmer bei 65 Prozent Wachstum über neun Monate), Frankreich (2,4 Millionen Teilnehmer bei 31 Prozent Wachstum) und Rumänien (2,3 Millionen Teilnehmer).
"Das Jahr 2015 hat ein strukturelles Wachstum im Glasfaserausbau in ganz Europa gebracht und damit den Trend bestätigt, der bereits im Jahr 2014 zu beobachten war", erklärte Edgar Aker, Präsident des FTTH Council Europe. Die nächste Veranstaltung des FTTH Councils Europe findet vom 14. bis 16. Februar 2017 in Marseille statt.