Analysten sehen großes Potenzial, bemängeln aber auch Schwachpunkte etwa bei der Sicherheit in der Unternehmensnutzung.

Microsofts Live Mesh in der Kritik

25. April 2008, 9:01 Uhr |

Microsofts Konzept einer plattformneutralen Synchronisationsplattform für Endgeräte aller Art namens Live Mesh hat zu gegensätzlichen und teilweise sehr kritischen Reaktionen von Beobachtern geführt. Tenor: Microsoft versuche mit Live Mesh, das Prinzip des Windows-Desktop auf das Web auszudehnen. Eines ist klar: Kalt lässt Live Mesh in der Webszene wohl niemandne. "Live Mesh hat große Bedeutung", urteile etwa Analyst Michael Gartenberg von Jupiter Research, und erklärt wieso: " Wer die Hoheit über die Schnittstelle zwischen allen den Geräten und Diensten im Web hat, verfügt über die Macht."

"Live Mesh ist Teil von Microsofts Versuch, sich Angesichts des Erfolges von
Web-2.0-Technologien neu zu positionieren", ergänzt Mark Margevicius, Research Director bei
Gartner. Microsoft habe eine einzigartige Ausgangsposition, um den Übergang von Legacymodellen wie
dem klassischen Windows-Desktop zu webbasierten Alternativen voranzutreiben.

Das steckt hinter Live Mesh:

Die Technik zielt darauf ab, sowohl Consumern wie auch Unternehmen bei der webbasierten
Synchronisation von Daten über alle Arten von Endgeräten hinweg zu unterstützen – angefangen von
PCs und Laptops über PDA und Handys bis hin zu Spielkonsolen und Media-Playern…
mehr

Einige Beobachter sehen aber genau darin die Gefahr. "Microsoft sagt, Live Mesh ist
plattformunabhängig. Das ist definitiv nicht wahr. Live Mesh ist der Versuch von Microsoft, ein
webbasiertes Betriebssystem zu schaffen, das an die Stelle des Web treten soll", äzt etwa Joe
Wilcox von der Website Microsoft Watch.

Das sieht Microsoft naturgemäß anders. "Live Mesh baut stark auf offenen Protokollen auf",
betont Abhay Parasnis, der Product Unit Manager. Für Entwickler sei Live Mesh ein Traum, den sie
müssten sich nicht mehr entscheiden, ob sie Code für das Web oder eine spezielle Umgebung
schreiben. Darüber hinaus könnten die Live-Mesh-Funktionalitäten über Programmierung in Ajax
(Asynchronous Javascript and XML), Javascript oder Dotnet angesprochen werden. "Auf dem untersten
Level können Applikationen sogar über REST (Representational State Transfer) mit LIve Mesh
sprechen.

Andere Kommentatoren wie Frank Ohlhorst von Tech Tidbits weisen darauf hin, dass sich Live Mesh
für die Sicherheit der Unternehmensnetze als Alptraum erweisen könnte: "Aus einiger Distanz
betrachtet ist Live Mesh die Antithese zu Network Access Control und Endpoint Security". Die
Möglichkeit zu einer simplen Synchronisation sei zu attraktiv, um von den Mitarbeitern in
Unternehmen ignoriert zu werden.

Gleichzeitig sei Live Mesh aber darauf ausgelegt, ähnlich wie Instant Messaging durch Firewalls
hindurch zu kommunizieren. Anders als bei Instant Messaging sei dafür aber gar keine
Benutzerinteraktion notwendig. Microsoft müsse bei den Sicherheitsfeatures erheblich nachbessern,
damit Live Mesh eine businesstaugliche Anwendung werde.

Oder um noch einmal Michael Gartenberg von Jupiter Research zu zitieren: "Live Mesh adressiert
die richtige Vision. Die Herausforderung ist nun, wie schnell Microsoft das nun in eine robuste und
sichere Plattform für die Alltagsnutzung umsetzen kann."

CZ/Peter Koller


Lesen Sie mehr zum Thema


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu Lampertz GmbH & Co. KG

Matchmaker+