Eco-Event in Göttingen

Rechenzentrums-Infrastruktur und Energieeffizienz bei der GWDG

26. November 2024, 7:00 Uhr | Jörg Schröper
© eco Verband

Der Eco-Event „Datacenter – Nachhaltiger und sicherer RZ-Betrieb für HPC- und Scientific Computing“ fand Ende Oktober in den Räumen der Gesellschaft für wissenschaftliche Datenverarbeitung Göttingen (GWDG) auf dem Campus der dortigen Georg-August-Universität statt.

Die GWDG ist eine gemeinsame Einrichtung der Georg-August-Universität Göttingen und der Max-Planck-Gesellschaft. Sie erfüllt gelichzeitig die Funktion eines Rechen- und eines IT-Kompetenzzentrums für die Max-Planck-Gesellschaft und des Hochschulrechenzentrums für die Universität. Ihre wissenschaftlichen Forschungsaufgaben liegen im Bereich der angewandten Informatik. Zudem fördert sie die Ausbildung von Fachkräften für Informationstechnologie. Für den Eco-Event waren unter anderem der auf dem Gelände Eisspeicher und eine Flüssigeis-Anlage in der Kühl-Infrastruktur interessante Aspekte.

Am Veranstaltungstag begrüßten Prof. Dr. Ramin Yahyapour, Geschäftsführer der GWDG, und Dr. Béla Waldhauser, Leiter der eco Kompetenzgruppe Datacenter, die Teilnehmenden mit einer kurzen Einführung. In ihren Ansprachen hoben sie die zunehmende Bedeutung von Rechenzentren hervor, insbesondere im Hinblick auf Nachhaltigkeit und innovative Technik, die darauf abzielt, den Energieverbrauch zu minimieren und die Effizienz zu maximieren.

Gebäudevorstellung GWDG

Zu Beginn des Programms gaben Stefan Teusch, stellvertretender Leiter der GWDG und zuständig für den Bereich Infrastrukturbetrieb, Christoph Hewing von agn Niederberghaus & Partner (zuständig für die Kältetechnik) und Julian Dieker von siganet (verantwortlich für die Stromnetze) eine umfassende Vorstellung des GWDG-Gebäudes.

Sie präsentierten die baulichen und technischen Besonderheiten des Rechenzentrums und erläuterten, wie die Infrastruktur zur Erfüllung hoher Effizienzstandards aufgebaut ist. Die Einrichtungen kombinieren innovative Kältetechniken und zuverlässige Stromnetzkonzepte, um eine sichere und nachhaltige Energieversorgung sicherzustellen.

Im Anschluss stellte Sebastian Behr, Head of Segment Data Center Germany bei ABB, die Elektroinstallation dieses Rechenzentrums vor. Behr betonte, wie wichtig es sei, Energieverteilungssysteme in modernen Rechenzentren zu optimieren und neue Standards für die Effizienz zu setzen. Durch maßgeschneiderte elektrische Installationen ermöglicht ABB ein hohes Maß an Betriebssicherheit und Energieeffizienz. Ziel des Einsatzes neuester Technik sei es, den Energiebedarf so gering wie möglich zu halten und den CO₂-Fußabdruck zu reduzieren.

EnEfG – Quo vadis?

Helmut Göhl, Ingenieurbüro GTS und Bitkom, beleuchtete in seinem Vortrag den Status quo und die zukünftigen Herausforderungen des EnEfG (Energieeffizienzgesetz). Die zunehmenden Anforderungen an den Klimaschutz und die – teils womöglich zu stark – ambitionierten Vorgaben aus der Politik machen es notwendig, neue Standards und Regularien umzusetzen. Göhl führte aus, wie Rechenzentren ihre Energieverbräuche dokumentieren und optimieren müssen und welche politischen und technischen Hürden dabei bestehen.

KISSKI – Das KI-Service-Center für kritische Infrastrukturen

Dr. Stefanie Mühlhausen, Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Arbeitsgruppe "Computing" und Projekt-Managerin beim KISSKI, machte die Teilnehmerinnen und Teilnehmern mit den aktuellen Aufgaben des KI-Service-Centers für kritische Infrastrukturen vertraut. KISSKI unterstützt die Digitalisierung und KI-Einführung in sicherheitskritischen Bereichen, etwa im Umfeld der Energieversorgung oder im Gesundheitswesen. Die zunächst in zwei Phasen für insgesamt fünf Jahre geplante Initiative soll helfen, durch intelligente Systeme die Sicherheit und Stabilität in diesen Sektoren zu erhöhen, indem KI zur frühzeitigen Identifikation und Behebung von Anomalien dient.

Aufbau und Betrieb des GWDG-Flüssigeisspeichers

Marcus Honke vom ILK Dresden informierte über den Flüssigeisspeicher der GWDG, eine innovative Lösung zur Energiespeicherung und Kühlung. Der Flüssigeisspeicher spielt eine zentrale Rolle für den effizienten Betrieb des Rechenzentrums, da er Kühlenergie zwischenspeichern kann, um sie in Lastspitzenzeiten bereitzustellen. Honke erläuterte die technischen Details sowie die Betriebsweise des Systems und zeigte auf, wie es zur Senkung der Betriebskosten und zur Erhöhung der Energieeffizienz beitragen kann.

Hartwig Bazzanella (Vorstand VIRZ e.V.) referierte anschließend darüber, wie IT (Information Technology) und OT (Operational Technology) im Rechenzentrum zunehmend miteinander verschmelzen. Angesichts der wachsenden Nachfrage nach Energieeffizienz und dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz wird es immer wichtiger, diese beiden Bereiche zusammenzuführen. Durch die Integration von IT und OT lassen sich Prozesse automatisieren und Energieeinsparpotenziale erschließen. Bazzanella betonte, dass dies auch Herausforderungen mit sich bringt, insbesondere in Bezug auf Sicherheit und die Harmonisierung der Systeme.

Besichtigung

Nach einer ausgedehnten Mittagspause und einem Netzwerk-Teil, in dem die Teilnehmenden sich austauschen konnten, stand die Besichtigung des GWDG-Rechenzentrums an. In sechs Gruppen führten kompetente Mitarbeiter der GWDG die Gäste durch die Anlage und stellten ihnen die verschiedenen Abteilungen und technischen Bereiche vor. Die Teilnehmenden erhielten detaillierte Einblicke in Infrastruktur und Technik, die das Rechenzentrum auszeichnen und vielfach als beispielhaft gelten können.

World-Café – Podiumsdiskussion

Am Nachmittag fand ein sogenanntes „World-Café“ statt, bei dem die Teilnehmenden sich in wechselnden Gruppen zu verschiedenen Themen austauschen konnten. Diese Gruppenarbeitsphase ermöglichte einen intensiven Dialog zwischen den Fachleuten und half, spezifische Herausforderungen und Lösungen in der Branche zu diskutieren. Jede Gruppe fokussierte sich auf unterschiedliche Schwerpunkte, darunter Nachhaltigkeit, Integration von KI und Effizienzsteigerung. 

Die Veranstaltung endete mit einer abschließenden Diskussionsrunde, bei der Stefan Teusch von der GWDG, Dr. Béla Waldhauser von der eco Kompetenzgruppe Datacenter, Sebastian Behr von ABB und Helmut Göhl vom Ingenieurbüro GTS die Erkenntnisse des Tages zusammenfassten. Unter der Moderation des Autors dieses Artikels wurden zentrale Fragen erörtert und Perspektiven für die Zukunft formuliert. Besonders hervorgehoben wurde die Bedeutung der Energieeffizienz und die Herausforderung, hohe Standards mit den wachsenden – auch regulatorischen – Anforderungen an Rechenzentren zu vereinen.

Die Teilnehmenden nahmen nicht nur neue Einblicke in Technik und Strategien für nachhaltige und effiziente Rechenzentrumsinfrastrukturen mit, sondern nutzen auch rege die Gelegenheit, sich mit führenden Expertinnen und Fachkollegen zu vernetzen.

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