Ausgeweitet
»Auf die Kernkompetenzen konzentrieren «, so nennen es die Firmen gerne, wenn unprofitable Unternehmenszweige verscherbelt oder plattgemacht werden. Schwierig wird es, wenn man, wie bei Siemens, nicht so genau weiß, worin denn nun die Kernkompetenz liegt.
Ist es nun ICE-Züge bauen, oder liegt sie vielleicht doch in der Herstellung von Wäschetrocknern? Doch es geht auch in die andere Richtung, wie uns Fujifilm vormacht. Die Kernkompetenz in anderere, profitable Geschäftsbereiche übertragen, heißt das Erfolgsrezept der Japaner. So hat der Fotospezialist jahrzehntelang Kompetenz mit all den Chemikalien aufgebaut, die notwenig sind, um beispielsweise einen Diafilm herzustellen, der dann, nachdem er durch einige geheimnisvolle chemische Bäder geschickt wurde, den Schnappschuss in brillanten Farben wiedergibt. Nun hat Fuji drei Hautcremes in den Handel gebracht, für die Zielgruppe »Frauen zwischen 30 und 50«, wie es aus dem Unternehmen heißt. Dabei werden »fotografische Technologien« genutzt. Ob dann nach Gebrauch der Wundersalbe aus einer unterbelichteten Blondine die nächste Nobelpreisträgerin in Physik wird, muss erst der Praxistest beweisen. Die Labormäuse in den Fujinomiya Research Laboratories im japanischen Shizuoka haben jedenfalls nach einigen Anwendungen locker den PISA-Standard der Hansestadt Bremen erreicht.
Angeblich ist Fuji nicht der einzige japanische IT-Konzern, der den Ausflug in die Kosmetik- Branche wagen will. Druckerund Industriekeramik-Spezialist Kyocera ist eh schon einer der größten Hersteller von künstlichen Hüftgelenken. Nun arbeitet man am streng geheimen Projekt »KYOnail« an Finger- und Zehennägel aus Keramik. Die Synergieeffekte mit dem Druckervertrieb sind dabei durchaus gewollt: So werden laut Insidern künftig jedem Kyocera-Drucker einige Ersatzfingernägel beigelegt, damit beim Tonerwechsel zerbrochene Nägel schnell und formschön ersetzt werden können.
Dem Trend zu häuslichen Produkten verschließt sich auch Zubehör- Spezialist Hama nicht: Die Monheimer werden nun unter der neuen Eigenmarke »Xavax« Leuchtmittel und Staubsaugerbeutel anbieten. Rund 60 Beutel umfasst das Portfolio. Dabei dürfte die Kernkompetenz jedoch eher im Verkauf hängender Ware liegen, obwohl Hama versichert, dass bei den »Xavax-Staubsaugerbeuteln ›Made in Germany‹ für exzellente Verarbeitung von besten Materialien steht«. Wäre auch schlimm, wenn die Beutel undicht wären, denn die Kernkompetenz »Staub aufwirbeln« bleibt eindeutig dem Duo Siemens- Benq überlassen.