Bitkom: Gute Stimmung in der ITK-Branche
Etwa drei Viertel aller IT- und TK-Unternehmen erwarten in diesem Jahr ein Umsatzplus, jedes Fünfte gar in zweistelliger Höhe. Ein Wermutstropfen: Der Fachkräftemangel nimmt dramatisch zu. Besonders betroffen ist der Mittelstand.

Das Branchenbarometer des Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom) steht auf Hoch. In der Quartalsumfrage des Verbandes äußerten sich 78 Prozent aller Hightech-Unternehmen positiv zu den Umsatzerwartungen für das laufende Jahr. Sie erwarten höhere Umsätze als 2006, jedes fünfte Unternehmen sogar Zuwachsraten im zweistelligen Bereich.
Das Ergebnis aus dem ersten Quartal zeigt beim Bitkom-Index mit einem Plus von 3,6 Punkten auf 50,8 Zähler. Die vom Bitkom ermittelten Aussagen zur Konjunktur werden im Großen und Ganzen auch vom Ifo-Index bestätigt. Besonders zuversichtlich sind demnach die Anbieter von Software und IT-Dienstleistungen: 82 beziehungsweise 84 Prozent dieser Firmen erwarten für 2007 steigende Umsätze.
Hardware-Hersteller sind wieder optimistischer
Selbst die vor allem vom rapiden Preisverfall gebeutelten Hersteller von IT-Hardware bewerten die Umsatzsituation optimistischer als noch vor drei Monaten. So rechnen 65 Prozent der Unternehmen mit einem Umsatzplus, das sind immerhin neun Prozent mehr als im Vorquartal.
Nur jeder siebte Hersteller rechnet mit einem nachlassenden Geschäft. Selbst bei den Gewinnerwartungen rechnen 53 Prozent der Betriebe mit einem Plus – vor drei Monaten waren es nur 35 Prozent.
Ebenfalls positiv gestimmt sei die TK-Branche. 78 Prozent der Firmen erwarten einen Umsatzzuwachs, vor allem durch das schnelle Wachstum bei Breitband-Anschlüssen und durch neue Angebote wie IP-TV.
Deutschland führend bei Embedded Systems
Als strategisches Wachstumsfeld im Soft- und Hardwarebereich werden Embedded Systems hervorgehoben. Diese ITK-Komponenten werden unter anderem im Maschinenbau und der Medizintechnik eingesetzt.
Dabei fällt ein erheblicher Teil der Wertschöpfung, nämlich die Entwicklung der eingesetzten Software, direkt in den Anwendungsbranchen an.
Laut einer Marktstudie von Roland Berger und dem Bitkom wird der weltweite Markt für Embedded Systems von 143 Milliarden Euro auf knapp 200 Milliarden im Jahr 2010 steigen. »Deutschland gehört zu den führenden Nationen auf diesem Gebiet«, stellt Bitkom-Präsident Willi Berchtold fest.
Jedes zweite Unternehmen vom Fachkräftemangel betroffen
Als bedrohlich bezeichnet der Bitkom die Entwicklung beim Fachkräftemangel in der ITK-Branche. So gaben 54 Prozent der befragten Unternehmen an, dass durch den Fachkräftemangel ihre Geschäftstätigkeit beeinträchtigt sei. Das ist der höchste Wert seit Beginn der Befragungen durch den Bundesverband im Jahr 2001.
Noch vor 18 Monaten hatte nicht einmal jedes fünfte Unternehmen von Schwierigkeiten bei der Suche nach Spezialisten gesprochen. An die 55 Prozent der Unternehmen planen im laufenden Jahr, das Personal aufzustocken – vor allem mittelständische Hersteller und IT-Dienstleister.
Aber gerade der Mittelstand sieht sich durch den Fachkräftemangel vor gravierenden Problemen. Derzeit stehen etwa 20.000 offene Stellen zu Verfügung. Gesucht werden vor allem Softwareentwickler und IT-Berater mit Know-how in Anwenderbrachen.
Zuwanderung soll helfen
Abhilfe erwartet der Bitkom unter anderem durch eine gezielte Zuwanderungspolitik. Nach sieben Jahren Green Card sei heute eine gezielte und gesteuerte Zuwanderung von jungen, gut qualifizierten Spezialisten notwendig, sagt Berchtold.
Der im März von der Bundesregierung beschlossene Kompromiss behindere allerdings die Zuwanderung. Besonders die Regulierung, wonach Fachkräfte aus Nicht-EU-Ländern einen Mindestverdienst von etwa 85.000 Euro erhalten sollen, sei utopisch.
Deshalb schlägt der Verband vor, dass die Auswahl der Zuwanderer nach einem Punktesystem erfolgen sollte. Wobei Kriterien wie Qualifikation, Sprachkenntnisse, Alter und Jobaussichten vorrangig zu bewerten seien.